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Frauen in der Kirche

Maria 2.0 - ein Update für die katholische Kirche?

Demonstration der Frauenbewegung Maria 2.0
epd-bild/Peter Juelich

Maria 2.0 - Dahinter steht eine Frauenbewegung in der katholischen Kirche. Was fordert sie von der katholischen Kirche?

Maria 2.0
CC BY-ND 4.0
"Wir küssen unsere Kirche wach": So lautet ein Slogan von Maria 2.0.

Eine Maria mit zugeklebtem Mund. Das ist das Erkennungszeichen der katholischen Frauenbewegung „Maria 2.0“. Sie fordert grundlegende Veränderungen in der katholischen Kirche. Durch das „2.0“ im Namen will die Bewegung zeigen, dass die katholische Kirche eine Reformation braucht.

"Maria 2.0" -Was ist das?

Die Initiative "Maria 2.0" ist aus einem kleinen Lesekreis in Münster zu einer deutschlandweiten Aktion geworden. "Der Frust mit den Katholiken und ganz speziell mit Rom ist groß", sagt Andrea Keber, Mitglied bei "Maria 2.0" in Nieder-Olm und selbst in der Gemeinde engagierte Katholikin, beim Pfarrerinnentag der EKHN. Und fügt an: "Ich habe eine tolle Heimatgemeinde, einen tollen Pfarrer". Wäre da nicht Vatikan. Sie habe lange gezögert, ob sie sich der Graswurzelbewegung anschließen soll oder nicht. Am Ende musste sie es einfach, sagt Keber. "Wir sind Frauen aus der Mitte der Gemeinde. Irgendwann haben wir gesagt: Wir stehen auf, wir machen jetzt was", erinnert sich die engagierte Katholikin.

"Maria 2.0" besteht aus vielen kleinen Ortsgruppen, die völlig unterschiedlich in Aktion treten. Während manche Gruppen monatlich zum Gebet aufrufen, laden andere Gruppen zum Demos. Ziel aller Gruppen ist die Gleichstellung von Frauen und Männern innerhalb der katholischen Kirche. Dabei sollen Frauen auch Zugang zu allen kirchlichen Ämtern erhalten. Für die Mitglieder von "Maria 2.0" kommt ein Kirchenaustritt nicht in Frage, sie wollen stattdessen ihre Kirche verändern. Ihre Forderungen haben sie in sieben Thesen formuliert und kürzlich deutschlandweit an Kirchentüren angebracht.

Und das fordert "Maria 2.0":

  • In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern. Denn Menschenrechte und Grundgesetz garantieren allen Menschen gleiche Rechte - nur die katholische Kirche ignoriert das. Mann-sein begründet heute Sonderrechte in der Kirche.
  • In unserer Kirche haben alle teil am Sendungsauftrag; Macht wird geteilt. Denn der Klerikalismus ist heute eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten.
  • In unserer Kirche werden Taten sexualisierter Gewalt umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Ursachen werden konsequent bekämpft. Denn viel zu lange schon ist die katholische Kirche ein Tatort sexueller Gewalt. Kirchliche Machthaber halten immer noch Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss und stehlen sich aus der Verantwortung.
Eine Ikone mit zugeklebtem Mund: Dürfen Frauen in der Kirche nichts sagen?
CC BY-ND 4.0/Lisa Kötter
Eine Ikone mit zugeklebtem Mund: Dürfen Frauen in der Kirche nichts sagen?
  • Unsere Kirche zeigt eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter achtsamer Sexualität und Partnerschaft. Denn die offiziell gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend. Sie orientiert sich nicht am christlichen Menschenbild und wird von der Mehrheit der Gläubigen nicht mehr ernst genommen.
  • In unserer Kirche ist die zölibatäre Lebensform keine Voraussetzung für die Ausübung eines Weiheamtes. Denn die Zölibatsverpflichtung hindert Menschen daran, ihrer Berufung zu folgen. Wer diese Pflicht nicht einhalten kann, lebt oft hinter Scheinfassaden und wird in existentielle Krisen gestürzt.
  • Unsere Kirche wirtschaftet nach christlichen Prinzipien. Sie ist Verwalterin des ihr anvertrauten Vermögens; es gehört ihr nicht. Denn Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung kirchlicher Entscheidungsträger haben das Vertrauen in die Kirche tiefgreifend erschüttert und schwinden lassen.
  • Unser Auftrag ist die Botschaft Jesu Christi. Wir handeln danach und stellen uns dem gesellschaftlichen Diskurs. Denn die Kirchenleitung hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie schafft es nicht, sich überzeugend Gehör zu verschaffen und sich im Sinne des Evangeliums für eine gerechte Welt einzusetzen.

Maria 2.0 in der Öffentlichkeit

Bereits 2019 hat "Maria 2.0," besonders Frauen, zum Kirchenstreik aufgerufen. Eine Woche lang haben Frauen in der Kirche ihre Tätigkeiten beendet. Ihre Forderungen haben die Frauen in einem offenen Brief an den Papst übermittelt. Das sorgte nicht nur in der katholischen Kirche für Aufsehen und viele Diskussionen, sondern führte sogar zur Gründung der Gegeninitiative „Maria 1.0“. Die Gegner vertreten dabei die Meinung, dass Maria kein Update braucht und die Kirche nicht die Vollmacht habe, Frauen in das Priesteramt aufzunehmen. Die Kritik sieht Keber schon längst widerlegt. Sie weiß aber auch, "dass wir den meisten Gegenwind von Frauen bekommen".

Weitere Infos

Zum Weiterlesen ...

Die Graswurzelbewegung "Maria 2.0" verfolgt weiter ihre Forderungen nach einer modernisierten und geschwisterlichen Kirche. Seit Anfang des Jahres befasst sich die vatikanische Kongregation für die Glaubenslehre mit der Initiative. Dennoch haben die Aktivistinnen kürzlich ihre Thesen in ganz Deutschland an Kirchentüren angebracht. Als Vorbild dieser Aktion, diente ihnen der Thesenanschlag von Martin Luther. Andrea Keber hat in Mainz mit einer Mitstreiterin die Thesen an die Tür des Doms befestigt. "Es sind Thesen an alle Menschen guten Willens", sagt sie. Wie Martin Luther will sie die Finger in die Wunden legen, aber die Kirche keinesfalls spalten.

Wie es für sie und ihre Mitstreiterinnen weitergeht? Da ist sich Andrea Keber unsicher. Das Missverhältnis zwischen Amtskirche und den Gemeinden sei eklatant. "Meine Gemeinde ist meine Heimat, sie gibt mir Kraft. Wie lange die Kraft reicht, weiß ich nicht", sagt sie. Andrea Kemper wünscht sich von den Menschen, evangelischen Kirchengemeinde und Pfarrerinnen zur Unterstützung vor allem eins: klare Statements, bloß kein Schweigen.