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Demokratie

Wahlen in den USA: Ein Aufruhr ist möglich

Wahlen in den USA 2020
gettyimages/LifestyleVisuals

Donald Trump und Joe Biden: Wer wird der neue Präsident? Eine Einschätzung vom ehemaligen Pressesprecher im weißen Haus.

Die Spannung steigt: In den USA liefern sich Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Noch ist der Ausgang der Wahl offen. Doch Trump zweifelt bereits die Legitimation der Wahl an. Wir haben im Vorfeld der Wahl mit Mike McCurry, dem ehemaligen Pressesprecher von Bill Clinton und der deutschen Auslandspfarrerin in New York, Miriam Groß, gesprochen. 

Kampf um die Demokratie in den USA

Übrigens

Bei der Wahl 2016 wurde Donald Trump vor allem von weißen Männern gewählt. Ausgerechnet in dieser Gruppe hat er bei der aktuellen Wahl verloren. Dagegen wählten ihn dieses Mal mehr weiße Frauen als vor vier Jahren. Auch bei schwarzen Bevölkerungsschichten und Latinos legte er offensichtlich zu.

Die Welt blickt gespannt in Richtung USA. Die Menschen dort wählen einen neuen Präsidenten. Amtsinhaber Donald Trump (Republikaner) bewirbt sich für eine weitere Amtszeit. Ihn fordert Joe Biden von den Demokraten heraus. Umfragen haben einen Wahlsieg Bidens angedeutet, doch sicher ist sein Wahlsieg immer noch nicht. Beide Kandidaten liefern sich ein enges Rennen. Mittlerweile haben alle Wahllokale geschlossen, jetzt werden die Stimmen ausgezählt. Amtsinhaber Trump hat sich heute morgen voreilig zum Sieger erklärt, obwohl in entscheidenden Staaten noch gezählt wird: "Wir werden gewinnen und wenn es nach mir geht, haben wir längst gewonnen." Gleichzeitig spricht er davon, die Auszählung von Briefwahlunterlagen stoppen zu lassen und verweist auf mögliche Manipulationen. Für diese nennt er jedoch keinerlei Beweise. Das Team von Biden hat derweil erklärt, für eine gerichtliche Auseinandersetzung gerüstet zu sein. Für uns ist die lange Zeitspanne bsi das Ergebnis der Wahl verkündet wird, ungewohnt. Dies liegt an dem usamerikanischen Wahlsystem und an der großen Zahl der Wähler. Offensichtlich hat eine Rekordzahl von US-Amerikanern und US-Amerikanerinnen abgestimmt.

Mike McCurry
privat
Mike McCurry war von 1994 bis 1998 Pressesprecher des Weißen Hauses.

Kein Vorbild für die Welt

Mike McCurry, ehemalige Pressesprecher des Weißen Hauses, hofft auf einen Sieg der Demokratent. "Natürlich hoffe ich, dass Biden gewinnen wird, aber ich möchte, dass er auf eine Weise gewinnt, die es ihm ermöglicht, eine Agenda und eine Regierung festzulegen", sagt Mike McCurry im Gespräch mit Redakteur Jörn von Lutzau. Der US-Amerikaner wirkt ernüchtert, wenn er von der Amtszeit Donald Trumps berichtet: "Wir waren ein Vorbild für den Rest der Welt, und jetzt sind wir nicht mehr das Vorbild, wir erzeugen tatsächlich mehr Mitleid", sagt McCurry.

Mögliche Proteste rund um die Wahl bereiten Sorgen

In den USA ist in diesen Stunden die Angst vor Ausschreitungen rund um die Wahl groß. Rund um das Weiße Haus demonstrieren Gegner von Trump. Menschen sichern derweil aus Angst vor Unruhen ihre Häuser und Geschäfte. Dies bereitet dem ehemaliger Sprecher Bill Clintons Sorgen. "Sofern Joe Biden nicht mit einer überwältigenden und unbestreitbaren Mehrheit gewinnt, stehen wir vor einer „langen Zählung“ und der Möglichkeit von echter Gewalt", sagt McCurry, der Regierungssprecher während der Monica-Lewinsky-Affäre war. Sollte Trump die Wahl gewinnen, ist McCurrys Prognose düster: "Ich glaube: entfesselt und ungehindert, ist es schwer vorstellbar, was Trump mit vier weiteren Jahren in der Präsidentschaft anfangen könnte."

Es wäre eine ziemlich dunkle Zeit, wenn wir noch vier Jahre davon durchmachen müssten.

McCurry sieht die Glaubensgemeinschaften in der Verantwortung, bei der Überwindung der Gräben, die durch die Gesellschaft gehen, mitzuarbeiten. "Wir sind in einer schwierigen Zeit, hier in den Vereinigten Staaten und müssen versuchen, einen Weg da raus zu finden: Wie navigieren wir da durch und wie kommen wir zu einem besseren Ort?", so McCurry, der 35 Jahre in der Politik war

Pfarrerin Miriam Groß
Renate Haller
Miriam Groß ist Auslandspfarrerin in New York.

Die USA waren noch nie so gespalten

Miriam Groß ist Auslandspfarrerin in der deutschsprachige evangelisch-lutherische Gemeinde in New York. Sie beobachtet mit Sorge, wie sich die Bewohner und die Polizei auf mögliche Unruhen vorbereiten. Groß sagt im Gespräch mit Jörn von Lutzau: "Noch nie habe ich dieses Land so gespalten gesehen. Wo Menschen aufgrund der Politik in Streit geraten, wo man sich nicht mehr versteht, andere attackiert in einer Art und Weise, die sehr bedenklich ist". Sie wünscht den USA: "Einen Präsidenten, der diese Gräben überwindet, der ein Brückenbauer und der diesem Land Versöhnung gibt".

Durch Trump hat sich das Klima verschlechtert

Mike McCurry ist rückblickend davon überzeugt, dass Donald Trump in den vergangenen vier Jahren das politische Klima in Washington  und das Miteinander in der Gesellschaft im ganzen Land verschlechtert hat. Dabei sei die Fähigkeit, Kompromisse zu finden, verloren gegangen. Dem mächtigsten Mann der Welt wirft er vor, der Öffentlichkeit Zugang zu wertvollen Informationen, "aus denen echte, manchmal schwierige, Entscheidungen getroffen werden müssen" zu verweigern. Auch Trumps Umgang mit Journalisten und Journalistinnen, die der Präsident als "Feinde" wahrnimmt und seine tiefe Abneigung gegenüber Pressekonferenzen, findet bei McCurry kein Verständnis.