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Kirche und Social-Media

Kirche im digitalen Raum: Mehr Influencer bitte!

Carina Dobra
Kommentar von Carina Dobra

Wie viele Stunden am Tag verbringst du am Handy? Also ich könnte mich ewig in Instagram-Storys und Reels verlieren. Nur die Kirche vermisse ich hier.

Zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen nutzen täglich Social Media. Besonders beliebt: Instagram und TikTok, alles was mit Videos zu tun hat. Das ist das Ergebnis der ARD/ZDF-Onlinestudie 2021. Überrascht dich das!? Also mich nicht. Die Kirche anscheinend schon. 

EKD-Präses: Kirche muss auf Social Media präsent sein

Die Zahlen sprechen für sich. Völlig zu Recht also forderte kürzlich die Synoden-Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich: Kirche müsse stärker im digitalen Raum, besonders auf Social Media, präsent sein.

Sinnfluencer der Kirche

Das Netzwerk „yeet“ ist so etwas wie Funk für die öffentlich-rechtlichen Kanäle, nur eben mit gläubigen Influencer:innen aus der Evangelischen Kirche.

Alle Sinnfluencer im Überblick auf der Homepage von Yeet

„Aber das sind wir doch schon“, sagen jetzt sicher viele Landeskirchen, Gemeinden und Pfarrpersonen. Stimmt. Es gibt ein paar gute Beispiele: Etwa das Netzwerk „Yeet“, das Pfarrerinnen und Pfarrer auf Social Media vernetzt.

Sinnfluencer kosten Geld

Mit an Bord ist unter anderen die Pastorin Josephine Teske aus der Nordkirche, die unter dem Namen @seligkeitsdinge auf Instagram knapp 40.000 Follower begeistert. Die Promi-Liste ist jetzt aber nicht mehr allzu lang.

Was es also braucht, sind junge, authentische Menschen. Influencer für die Kirche. Sie brauchen Geld für ihre Arbeit. Und das sollen sie gefälligst kriegen. 

Reichweite gibt‘s nicht auf der Kirchenbank, sondern auf Social Media. 

Gemeinden zusammenlegen, weniger Gottesdienste

Die Kirchenleitungen sind gefordert. Wenn es dann mal wieder heißt: „Wir können uns das nicht leisten!“, dann müssen eben andere Dinge weggelassen werden. Gemeinden zusammenlegen, Gottesdienst nur noch alle zwei Wochen, ein Konzert weniger. Klingt hart, ist es auch. Reichweite gibt‘s aber nicht auf der Kirchenbank, sondern auf Social Media. 

Sag uns deine Meinung!

Wie nimmst du Kirche auf Social-Media wahr? 📱 Was magst und was vermisst du? Schreib uns ein E-Mail oder melde dich über unsere Social-Media-Kanäle #digitalekirche: 

Instagram,

Facebook oder

Twitter.

Einige Landeskirchen haben das erkannt: Medienhäuser wie das Medienhaus der EKHN in Frankfurt bieten entsprechende Workshops an. Die Landeskirche in Württemberg hat im vergangenen Jahr zwei 50-Prozent-Projektstellen für „Pfarrdienst in Digitalen Räumen“ geschaffen.

Eine davon ist mit Nicolai Opifanti alias „pfarrerausplastik“ besetzt. 10.000 Menschen folgen dem jungen Theologen. Und sie alle feiern ihn für ungefilterte Einblicke in sein Leben als Pfarrer. Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beschäftigt einen Social-Media-Pfarrer mit 50 Prozent. 

50 Prozent-Stellen sind zu wenig

Immerhin. Aber: Man finde den Fehler. 50 Prozent. Die andere Hälfte der Zeit arbeiten die Pfarrerinnen und Pfarrer weiter in der Gemeinde. Das kann nicht gut gehen.

Jörg Niesner, sogenannter „Sinnfluencer“ aus Laubach in Hessen, schrieb kürzlich auf seinem Instagram-Profil: „Ich hinke hinterher. E-Mails, Gottesdienst-Vorbereitungen, Besuche bei Menschen aus der Gemeinde.“ Ein Hilferuf von einem, der Social Media so ganz nebenbei macht. 

„Mal eben ein Facebook-Post, mal schnell ein Instagram-Video“ funktioniert eben nicht. Nicht umsonst suchen sämtliche Unternehmen nach Social-Media-Redakteuren, die sich den ganzen lieben langen Tag um nichts anderes kümmern.

Die allermeisten Firmen haben längst das Potenzial, insbesondere von Instagram, erkannt. Sie produzieren professionell und oftmals äußerst kreativ „Content“. 

Kirche kann keine Werbung

Davon ist Kirche noch weit entfernt. Werbung ist nicht ihr Ding. Dabei braucht es die - und zwar nicht nur im Gemeinde-Schaukasten und nicht als Flyer im Briefkasten, sondern eben dort, wo vor allem jungen Menschen sind: auf Social Media. Im Stadtbild war das früher der Kirchturm.

Kirche wird nicht müde, nach Ausreden zu suchen: „Vergraulen wir da nicht die Alten? Und: „Kommen die jungen Leute denn dann zum Sonntagsgottesdienst?“

Nicht meckern, machen! Denn Gegenfrage: Was bleibt anderes übrig? Weitermachen wie bisher? Nichts tun?

Ein Blick auf die Mitgliederzahlen sollte die Frage beantworten. Mut, auch zum Scheitern. Das ist mein größter Wunsch an die Kirche.