Anzeige
Anzeige
Erfolgreich in Deutschland

Syrischer Arzt findet Heimat in Hessen

Safwan Nassaj ist vor über 10 Jahren aus Syrien nach Deutschland ausgewandert. Nach einigen Schwierigkeiten arbeitet er inzwischen als Augenarzt in Frankfurt und Mörfelden.
Ergänzender redaktioneller Inhalt

YouTube-Videos, Postings oder Podcasts: Eigentlich haben wir hier etwas Tolles für dich. Wisch über den Slider und lass es dir anzeigen (oder verbirg es wieder).

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Tausende Ärzte aus Syrien arbeiten inzwischen in Deutschland. Safwan ist einer von ihnen. Der Augenarzt hat sich bei Frankfurt eine Existenz aufgebaut.

von Jens Bayer-Gimm

Safwan Nassaj lächelt gern. Der Arzt ist 2010 aus Syrien nach Deutschland ausgewandert und hat hier seine neue Heimat gefunden. „Das Wetter ist nicht so toll“, räumt er ein, aber er schätze die offene demokratische Kultur. Es gebe hier nicht den Druck durch die Regierung oder eine Religion auf den Einzelnen.

In Deutschland kann man sein Leben so führen, wie man möchte.

Der 41-Jährige praktiziert als Augenarzt in Mörfelden und Frankfurt am Main und hat eine Deutsche geheiratet. Aber der Weg dorthin war nicht einfach.

Zweieinhalb Jahre arbeiten ohne Bezahlung

Wegen der Herausforderungen mit dem Visum hat es zweieinhalb Jahre gedauert bis Safwan Nassaj seine Approbation erhielt.
Martin Höcke
Wegen der Herausforderungen mit dem Visum hat es zweieinhalb Jahre gedauert bis Safwan Nassaj seine Approbation erhielt.

Bald nach seiner Ankunft in Deutschland 2010 konnte Nassaj in Lübeck als „Gastarzt“ arbeiten, erhielt aber kein Gehalt. Denn die Anerkennung seiner syrischen Arztzulassung durch die deutschen Behörden hat sich zweieinhalb Jahre hingezogen. Deshalb musste er vom Geld seiner Eltern leben, später bekam er ein Stipendium.

Im Herbst 2012 erhielt er dann endlich seine Approbation und konnte als Assistenzarzt im hessischen Dillenburg anfangen zu arbeiten. Seit 2018 praktiziert er jetzt als Facharzt für Augenheilkunde.

Ohne Unterstützung war das Einleben in Deutschland schwierig

„Das Einleben fiel mir nicht leicht, weil ich in den ersten zwei Jahren kaum Unterstützung erhalten habe“, sagt Nassaj. Die langwierige Anerkennung ausländischer Papiere sei auch heute noch eine große Hürde für Mediziner aus dem Ausland.

Die Wartezeit bis zur Anerkennung der Approbation könne ein bis drei Jahre dauern. Dabei kommt es auch auf das Bundesland an und die Behördenmitarbeinden haben nicht den gleichen Wissensstand. Nachgeforderte Dokumente aus Ländern wie Syrien sind außerdem schwierig zu erhalten. 

Als ausländischer Arzt ein Visum beantragen:

➡Die Behörden fordern von einer syrischen Fachkraft, dass rund 12.500 Euro auf ein Sperrkonto in Deutschland zur Finanzierung der Lebenshaltungskosten für ein Jahr eingezahlt werden.

➡Ein syrischer Mediziner verdient umgerechnet nur 20 bis 30 Euro im Monat. Dadurch lässt sich dieser Vorschuss nur mit dem Verkauf von Immobilien oder Autos aufbringen.

➡Hinzu kommt, dass Syrer wegen der Wirtschaftssanktionen kein Konto in Deutschland eröffnen dürfen. Das Geld muss über Umwege durch Organisationen oder Privatleute nach Deutschland überwiesen werden.

Nassaj ist Mitglied des im vergangenen Jahr gegründeten Berufsverbands „Syrische Ärzte und Apotheker in Deutschland“. Der Verband versucht, die Bedingungen der Anerkennung zu verbessern.

5.639 syrische Ärztinnen und Ärzte hat es Ende 2022 in Deutschland gegeben, sagt das Vorstandsmitglied Samer Matar mit Berufung auf die Bundesärztekammer. Damit stamme die größte ausländische Ärzteschaft in Deutschland inzwischen aus Syrien. Nassaj hat sich ein Jahr vor Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien bewusst für die Zukunft in Deutschland entschieden.

Zum Verband SyGAAD

Deutschland war immer faszinierend

„Ich hatte schon als Jugendlicher eine positive Vorstellung von Deutschland“, erzählt er. Er habe die Bundesliga verfolgt und sei Fan von Bayern München gewesen.

Als Medizinstudent habe er die technischen und pharmazeutischen Produkte aus Deutschland für die besten gehalten, außerdem sei die Entwicklung der Medizin auf höchstem Niveau.

Nassaj, der die ersten 15 Lebensjahre mit seiner Familie in Saudi-Arabien verbracht hat, hat eine evangelische Deutsche geheiratet. Die verschiedenen religiösen Traditionen stören ihn überhaupt nicht.

Die Familie meiner Frau hat mich mit offenen Armen aufgenommen.

Er schätzt in Deutschland die persönliche Freiheit und ist schon vor Jahren zum Agnostiker geworden. Sein Bruder ist ihm 2014 nach Deutschland gefolgt, er arbeitet als Facharzt für innere Medizin in Dortmund und ist auch mit einer Deutschen verheiratet.

An Deutschland schätzt Safwan Nassaj besonders die persönliche Freiheit und die Entwicklung der Medizin auf höchsten Niveau.
Martin Höcke

Die interkulturellen Erfahrungen und Mehrsprachigkeit lehrten Toleranz und Geduld, betont Nassaj: „Es macht einen offener gegenüber fremden Kulturen.“ Englisch braucht er bei seiner Arbeit regelmäßig, Arabisch mindestens einmal die Woche. Das schaffe einen einfacheren Zugang zu den Patienten und gebe ihm das Gefühl: „Ich habe für Landsleute etwas Gutes getan.“