Nachhause kommen, Tür zu, Hausschuhe an. Nur das Sofa und ich. Ich kann gut alleine sein und so hat es mir nie etwas ausgemacht, auch alleine zu wohnen. Dann kam Clemens. Wir haben uns im Sommer kennengelernt, im Winter sind wir zusammengezogen.
Ein unschlagbares Wohnungsangebot mitten in der Bad Homburger Innenstadt hat den Prozess beschleunigt. Alles ging ganz schnell. Eine Nacht Bedenkzeit, am übernächsten Tag haben wir den Mietvertrag unterschrieben. Mit zitternden Fingern, gebe ich zu. Tue ich das Richtige? Geht das nicht etwas zu schnell? Was, wenn es nicht funktioniert? Was werden Familie und Freunde sagen? Es folgen ein paar unruhige Nächte.
Kurz vor Weihnachten ziehen wir ein. Die ersten Tage ist es etwas ungewohnt. Wir sprechen uns noch ab, wer wann ins Bad geht. Meinen Lieblings-Schlafanzug mit den Sternchen lasse ich noch in der Schublade. So ganz loslassen – das geht noch nicht.
Aber dann, schon ein paar Tage später, läuft’s. Es klappt einfach. Ohne viele Absprachen, ohne große Streitigkeiten. Okay, abgesehen von den Socken. Die lässt mein Freund nämlich liebend gerne liegen. Immer. Und überall. Täglich finde ich ein neues Exemplar. Im Flurschrank, unterm Sofa, auf der Treppe. Sie sind überall. Es macht mich rasend.
Umgekehrt tobt er, wenn ich mal wieder nicht zur Ruhe komme und wild durch die Wohnung wusele – stets auf der Suche nach neuen To-Dos: wischen, saugen, Bett beziehen. Es gibt immer was zu tun.
Spätestens beim gemeinsamen Abendessen ist unsere kleine Welt wieder in Ordnung– zumindest, bis ich auf die nächste Socke unterm Tisch trete.
Er hört beim Kochen gerne Radio, ich habe dabei lieber meine Ruhe. Er mag es, mittags warm zu essen, ich abends. Er schläft mit Fenster zu, ich habe es lieber gekippt.
Es sind Kleinigkeiten. Und immer geht es um Kompromisse, miteinander reden, zuhören, den anderen verstehen.
Und auch, wenn ich mal wieder über eine seiner dämlichen Socken stolpere, weiß ich: Ein Zurück ist keine Option. Erst heute kommt mir mein Alltag von damals einsam vor. Spätestens beim gemeinsamen Abendessen ist unsere kleine Welt wieder in Ordnung – zumindest, bis ich auf die nächste Socke unterm Tisch trete.