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Ernährung

Gegen das Vergessen und Verschwinden alter Tierrassen

Angler Sattelschwein, Skudde und Augsburger Huhn
gettyimages/travelview;gettyimages/mb-fotos;wikimedia/Jacobfriede,CC BY-SA 4.0

Ein Verein kämpft dafür, dass selten gewordene Tiere nicht in Vergessenheit geraten. Dabei geht es auch um unser kulinarisches Erbe.

In den Industrienationen ist der Tisch reich gedeckt, die Auswahl an Lebensmitteln erscheint unerschöpflich groß. Doch viele der Produkte sind industriell gefertigt, entstammen Massenzüchtungen und -tierhaltungen. Jahrhundertealte Rassen, Sorten und Arten gehen verloren.

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Die Arche des Geschmacks will das kulinarische Erbe bewahren. Und damit alte Nutztierrassen.

Dem stellt sich weltweit aktiv der Verein Slow Food in den Weg. In erster Linie schützen hier Ehrenamtliche regional bedeutsame Lebensmittel, Kulturpflanzen und Nutztierarten vor dem Vergessen und Verschwinden in der „Arche des Geschmacks“.

Skudden waren ursprünglich Raubtierfutter

Schaf Skudde
gettyimages/mb-fotos
Die Skudde ist die kleinste Schafrasse in Deutschland.

Die Skudde bringt eine solche Geschichte mit. Die kleinste Schafrasse in Deutschland kommt ursprünglich aus Ostpreußen und dem Baltikum. Sie gilt als älteste nordische Haustierschafrasse und hat sich vermutlich aus dem europäischen Mufflon entwickelt.

Ihr Überleben verdankt sie dem Direktor des Münchner Zoos. Der hatte die Tiere 1941 vermutlich als Futter für die Raubtiere des Zoos gekauft. Er soll so viel Gefallen an den Tieren gefunden haben, dass er sich zum Erhalt der Rasse entschloss.

Die wenigen Tiere, die das Ende des Zweiten Weltkrieges überlebt hatten, sind die Vorfahren aller heute lebenden Skudden. Die widerstandsfähigen Tiere dienen besonders gut zur Landschaftspflege. Sie können ganzjährig im Freien leben, benötigen bei regelmäßigem Weidewechsel kaum ein Medikament und können 12 bis 15 Jahre alt werden. Und sie schmecken gut.

Wirtschaftswunder sorgte für Niedergang der Schweinerassen

Das Angler-Sattelschwein
gettyimages/travelview
Das Angler Sattelschwein war in den 1950er Jahren zu einer der beliebtesten Rassen in Deutschland.

Bei den Tieren geht es in erster Linie um Rassen, die als unrentabel oder aus der Mode gekommen gelten. Eines der Passagiere der Arche ist zum Beispiel das Angler Sattelschwein.

In den 1950er Jahren gehörte ein Sechstel aller Schweine in Deutschland zu dieser Rasse, in Schleswig- Holstein betrug der Anteil mehr als 60 Prozent. In den 1960er-Jahren startete das Wirtschaftswunder. Das läutete den Niedergang der fetten Schweinerassen ein, denn mit steigendem Wohlstand war mageres Fleisch gefragt. Gegenüber den modernen Rassen war der Speckmantel des Angler Sattelschweins zu dick.

Augsburger Henne
wikimedia/Jacobfriede,CC BY-SA 4.0
Bis in die 1960er-Jahre war das robuste Augsburger Huhn in Deutschland eine beliebe Rasse.

Oder das Huhn. Es ist verkommen zu einer namenlosen Massenware. Kennst du noch Nackthalshühner, Schwarzfederhühner oder das Augsburger Huhn? Letzteres entstand durch die Kreuzung der französischen Hühnerrasse „La Flèche“ mit der italienischen Rasse „Lamotta“, als der Züchter Julius Meyer um das Jahr 1870 die Fleischqualität der ersten Rasse mit der guten Eierproduktion der zweiten zu vereinen versuchte. 

In den 1960er Jahren kamen die Hochleistungsrassen

Bis in die 1960er-Jahre war das robuste Augsburger Huhn beliebt. Dann kamen die Hochleistungsrassen. Konventionelle Masthühner legen doppelt so viele Eier im Jahr und sind viel schneller schlachtreif. Nun gibt es noch wenige hundert Exemplare des Augsburger Prachthuhns.

Essen, was man retten will

So lautet der Slogan des Vereins. „Sonst macht kein Bauer mit und keine Gastronomin – und auf Netzwerke kommt es an“, meint Gerhard Schneider-Rose.