Renate: Älterwerden zeigt sich oftmals an Titulierungen. Angela Merkel etwa hat es von „Kohls Mädchen“ zur „Mutti“ der Nation gebracht. Beides wenig schmeichelhaft. Sie hat es ausgehalten, ohne Aufhebens darum zu machen. Wie wohltuend nach einem Kanzler Gerhard Schröder, der jedem eine Klage angedroht hatte, der angesichts seines mit Ende 50 überraschend dunklen Haares öffentlich vermutete, Schröder habe mit Farbe nachgeholfen.
Nein, Eitelkeit kann man Merkel nicht nachsagen. Eher schon Zähigkeit. Man muss ihre Politik nicht mögen, um davor den Hut zu ziehen. Beeindruckend, wie sie trotz ihrer Furcht vor Hunden die Contenance bewahrte, als Putins schwarzer Labrador 2007 im Besprechungszimmer herumschnüffelte. Auch die gerade zu Beginn ihrer Kanzlerschaft immer wieder zu lesenden Schmähungen ihres Aussehens und ihrer Blazer 🧥 hat sie scheinbar weggeatmet.
Spätestens 2015, als sie angesichts der Hundertausenden in Deutschland ankommenden Menschen Standfestigkeit zeigte und nicht markig versuchte, die Grenzen zu schließen, hatte sie meinen Respekt. Dass sie 2016 die Verschärfung des Asylrechts verteidigte, steht auf einem anderen Blatt.
Einmal allerdings verlor sie trotz ihres oft gerühmten Pokerfaces kurz die Beherrschung. Als der damalige Präsident Donald Trump über das deutsche Blut in seinen Adern schwadroniert, prustet sie kurz los. Mein Wunsch zum Abschied: öfter Grund zum Lachen - ohne dazu Trump treffen zu müssen.