Das Waffenstillstandsabkommen vom 9. November legt fest, dass die armenische Armee alle Gebiete, die Berg-Karabach umgeben und die sie bislang besetzt hielt, räumen muss. Ausnahme: den sogenannten Lachin-Korridor, der Armenien und Berg-Karabach verbindet. Außerdem fällt der Süden Berg-Karabachs, den die aserbaidschanische Armee erobert hat, an Aserbaidschan.
Es gibt derzeit keine bestätigten Berichte, wonach Aserbaidschaner Armenier vertreiben würden. Allerdings verlassen Zivilisten aus bislang armenisch besetzten Gebieten derzeit ihre Häuser und fliehen nach Armenien. Einige zünden ihre Häuser an, damit Aserbaidschaner nicht darin wohnen können. Hingegen kehren derzeit viele Armenier, die vor den Kämpfen geflohen waren, in den armenisch kontrollierten Teil Berg-Karabachs zurück.
Nein. Zwar sind Armenier überwiegend Christen und Aserbaidschaner überwiegend schiitische Muslime. Beim Berg-Karabach-Konflikt handelt es sich aber um einen Territorialstreit. Es geht darum, wem Berg-Karabach gehört.
Völkerrechtlich eindeutig Aserbaidschan. Niemand zweifelt das an. Außer natürlich die Republik Arzach – also Berg-Karabach mit den besetzten, umliegenden aserbaidschanischen Provinzen –, die sich schon mit dem Ende der Sowjetunion für unabhängig erklärt hat. Aber selbst Armenien hat die Republik Arzach nie offiziell anerkannt.
Armenien beruft sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Dem steht allerdings das Recht Aserbaidschans auf territoriale Unversehrtheit entgegen. Beide Seiten erheben aus historischen Gründen Anspruch auf das Gebiet. „Für die eine Seite gilt das mit dem armenischen Namen 'Arzach' bezeichnete Gebiet als 'urarmenisch', die andere Seite betrachtet das alte kaukasische Staatsgebilde namens 'Albanien', das nichts mit dem heutigen Albanien im Westbalkan zu tun hat, als historischen Vorläufer des heutigen Aserbaidschan“, erklärt der Berliner Historiker Uwe Halbach von der Stiftung Wissenschaft und Politik. „In diesem Gezerre um historische 'Argumente' bleibt ein Grundzug kaukasischer Geschichte auf der Strecke: ihr polyethnischer Charakter.“ Denn Berg-Karabach ist überwiegend zwar armenisch besiedelt, hatte allerdings stets eine große aserbaidschanische Minderheit - bis 1994.
In diesem Jahr endete ein Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan mit einem armenischen Sieg. Die Armenier gewannen nicht nur die Kontrolle über Berg-Karabach, sondern auch über sieben umliegende aserbaidschanische Provinzen und vertrieben nach Zahlen der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR rund 700.000 Aserbaidschaner. Umgekehrt flohen etwa 300.000 Armenier aus Aserbaidschan. Seither war der Konflikt weitgehend eingefroren.