Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hat ihren Rücktritt erklärt. Grund ist Kritik an ihrem Umgang mit einem Verdachtsfall sexualisierter Gewalt in ihrem alten Kirchenkreis. In der Sache sei sie mit sich im Reinen, sagte sie.
Infolge von Vorwürfen mangelnder Transparenz bei der Aufklärung eines mutmaßlichen Missbrauchsfalls ist die evangelische Theologin Annette Kurschus von ihren Ämtern als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und als Präses der westfälischen Landeskirche zurückgetreten. Dieser Schritt falle ihr nicht leicht, erklärte Kurschus in Bielefeld. Sie habe sich für beide Ämter mit Leidenschaft und Herzblut eingesetzt - und mit „Redlichkeit“, die sie sich von niemandem absprechen lasse, wie sie hinzufügte.
Der Kirchenkreis und die westfälische Landeskirche sollen seit Anfang des Jahres mit dem Fall beschäftigt sein. Die Staatsanwaltschaft Siegen ermittelt, geht aber derzeit nicht von einer strafrechtlichen Relevanz der Taten aus, die zum Teil auch verjährt sein könnten.
Unklar ist, wann Kurschus von dem Verhalten des Mannes erfuhr. Die Siegener Zeitung hatte von einem Gespräch Ende der 1990er Jahre berichtet, in dem Kurschus informiert worden sei. Kurschus hatte dies vergangene Woche zurückgewiesen. In ihrem Statement ging sie darauf nicht ein. Sie sagte, sie habe allein die Homosexualität und die eheliche Untreue des Beschuldigten wahrgenommen. Sie wünschte, sie wäre vor 25 Jahren bereits so aufmerksam, geschult und sensibel für Verhaltensmuster gewesen, die sie heute alarmieren würden.