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Kirchentag

Hat der Kirchentag 2021 ein kluges Konzept?

Wolfgang Weissgerber
Kommentar von Wolfgang Weissgerber

Großveranstaltungen in Zeiten von Corona bleiben ein Problem. Kann ein Kirchentag mit mehreren tausend Menschen stattfinden, wenn die Ränge in Fußballstadien schmal besetzt bleiben?

Mit dem Mut der Verzweiflung

Wenigstens haben sie Mut beim Ökumenischen Kirchentag: Trotz Corona soll das große Christentreffen nächstes Jahr im Mai in Frankfurt stattfinden, zum dritten Mal nach Berlin 2003 und München 2010. Es könnte auch der Mut der Verzweiflung sein -­ in der Hoffnung, dass in acht Monaten alles anders ist als jetzt. Nachbarländer wie Frankreich gelten bereits wieder als Hochrisikogebiete, auch in Deutschland, das in der Pandemie bislang recht glimpflich davonkam, schnellen die Infektionszahlen hoch, es gibt regelrechte Hotspots. Frankfurts Nachbarstädte Hanau und Offenbach standen kürzlich fast schon wieder vor dem Lockdown.

Hoffentlich strahlt nur der Geist des Kirchentags aus und nichts anderes 

Gemeinschaftsquartiere trotz Corona

Trotzdem will der Kirchentag 30.000 Menschen nach Frankfurt locken. Privatquartiere werden vorsichtshalber gar nicht erst angeboten. Aber weil die Hotels am Main so teuer sind, denken die Organisatoren sogar über Gemeinschaftsquartiere nach. Für die Ökumene soll es auch einen Abend der Begegnung geben. Natürlich geschehe das alles in enger Abstimmung mit den Behörden, versicherte der Vorstand des Kirchentags am Dienstag vor Medienleuten. Da drücken wir die Daumen.

Ökumenischer Kirchentag

Der Ökumenische Kirchentag (ÖKT) wird zusammen vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken geplant. Der 3. ÖKT in Frankfurt soll vom 12. bis 16. Mai 2021 stattfinden. Er steht unter dem Leitwort "schaut hin".

Durch die Hygienevorschriften und das Abstandsgebot können an den Veranstaltungen deutlich weniger Menschen vor Ort teilnehmen. Zusätzlich sind digitale Angebote wie Livestreams geplant. Einige Veranstaltungen sollen hybrid ablaufen, also mit einer gleichzeitigen Teilnahme im Internet und vor Ort.

Absage kurz vor Beginn?

In enger Abstimmung mit den Behörden hatte schließlich auch Bayern München am vergangenen Freitag sein Fußballspiel gegen Schalke 04 zur Eröffnung der neuen Bundesligasaison geplant. Mit Zuschauern. Bis die Stadt am Vortag wegen gestiegener Corona-Infektionen dann doch leere Ränge befahl.

Eine Absage unmittelbar vor der Eröffnung mag auch der Ökumenische Kirchentag selbst nicht ganz ausschließen. Hoffentlich bleibt ihm ­- und uns ­ - das erspart. Hoffentlich trifft aber auch die Prophezeiung von Kirchentagspräsident Thomas Sternberg nicht ganz anders ein, als er sie gemeint hat: „Das Frankfurter Ereignis wird ausstrahlen nach ganz Deutschland.“