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Yassir Eric: Vom Islamisten zum Theologen

Yassir Eric zu Gast im Hoffnungsmensch-Podcast
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Yassir Eric zu Gast im Hoffnungsmensch-Podcast

Yassir Eric wächst im heutigen Nordsudan auf. Als er sich zum Christentum bekehrt, wird er von seiner Familie für tot erklärt. Heute baut der Theologe Brücken zwischen Religionen.

Yassir Eric wächst in einer Großfamilie im heutigen Nordsudan auf. Sein Großvater ist ein Vordenker des radikalen Islams im Sudan. Im Alter von acht Jahren wird Yassir von seinem Vater auf eine Koranschule gebracht. Dort bleibt er zwei Jahre und radikalisiert sich. „Als Kind habe ich das Wort Toleranz nie gelernt. Ich habe gelernt, Menschen zu hassen, die nicht so denken wie wir.“

Mordversuch an seinem Mitschüler

Als Yassir auf der weiterführenden Schule ist, sitzt er neben Zakaria, einem Christen. „Er war der einzige Christ an unserer Schule. Ich habe ihn gehasst.“ Eines Tages beschließt Yassir mit seinen Freunden, Zakaria umzubringen. Nachts greifen sie ihn an. „Ich höre seine Schreie bis heute. Wir wollten ihn töten. Wir haben ihm einen Arm und ein Bein gebrochen und ihn unter einem Baum zwischen Leben und Tod zurückgelassen“, erinnert sich Yassir Eric im Podcast-Gespräch. „Damals dachte ich: Ich habe etwas Gutes für Gott getan. Ich war stolz auf mich!” Zakaria überlebt schwerverletzt. Er kommt danach nie wieder zur Schule.

Dann passiert etwas Unvorhergesehenes: Yassirs Onkel wird Christ. Die ganze Familie ist schockiert. Doch Yassir ist davon überzeugt, seinen Onkel zu einer Rückkehr zum Islam bewegen zu können. Er informiert sich über das Christentum, um gute Argumente zu haben. Doch es kommt anders.

Yassir erfährt das Christentum als liebevoll

Yassir Eric berichtet aus seinem Leben
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Yassir Eric berichtet aus seinem Leben

Als Yassirs Cousin, der Sohn seines christlichen Onkels, todkrank im Krankenhaus liegt, kommen zwei koptische Christen ans Krankenbett. Yassir ist ebenfalls zu Besuch und lässt aus Höflichkeit zu, dass sie für den Jungen beten.

Ich hätte damals nie die Hand eines Mannes berührt, der ein Kreuz um den Hals hängen hat.

Das Gebet der beiden Christen berührt ihn. „Sie haben mit Gott geredet, als würden sie ihn persönlich kennen. Es hat mich sehr beeindruckt, mit welcher Liebe sie gebetet haben. Ich habe sie gehasst, aber ihr Gebet war gefüllt mit Liebe und Zuneigung. Sie wollten, dass dieses Kind geheilt wird, als sei es ihr eigenes Kind“, erinnert sich Yassir.

Nach dem Gebet öffnet der Junge, der vier Wochen im Koma lag, zum ersten Mal die Augen. „Das hat meine Welt ins Wanken gebracht. Ich habe mich gefragt: Wenn diese Leute an Gott glauben, dann muss ich mich fragen: An wen glaube ich?!

Yassir beginnt, seinen Glauben in Frage zu stellen. Er kommt mit den beiden Männern ins Gespräch, Stunden vergehen, um 4 Uhr morgens spricht Yassir schließlich ein Gebet: „Jesus, wenn du lebendig bist, will ich dich kennenlernen.“ Rückblickend sagt er: „Ich bin Christ geworden, weil Jesus mein Herz berührt hat.“

Theologe Yassir Eric war zu Gast im Hoffnungsmensch-Pdocast.

Als Christ für tot erklärt

Yassirs Entscheidung hat Konsequenzen. „Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich meinen Vater weinen sah. Und dann sagte er: Du bist nicht mehr mein Sohn!

Diese Worte klingen in meinen Ohren bis heute

erzählt Yassir. „Ich hatte eine enge Beziehung zu meinem Vater. Er hat mir so viel bedeutet!“

Seine Familie verstößt ihn, mehr noch, sie erklärt ihn für tot und organisiert Yassirs Beerdigung. Sie laden zu einer Trauerfeier ein und lassen symbolisch einen Sarg bestatten. „In unserem Dorf gibt es ein Grab, auf dem mein voller Name steht. Ich existiere für sie nicht mehr!

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Doch Yassir bleibt seinem neuen Glauben treu. Dafür landet er in einem Foltergefängnis der Regierung, dem sogenannten „Geisterhaus”. 49 Tage wird Yassir dort eingesperrt und erlebt Schreckliches. Menschen werden mit Stromschlägen gefoltert, bis auf die Knochen geschlagen. Er wird in ein Verlies gesteckt. „Es war stockdunkel dort. Es herrschte ein unerträglicher Gestank. Nach ein paar Tagen hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Dann habe ich rechts und links vor meiner Zelle die Leichen liegen sehen.“

Er kann ein Handtuch mit der Aufschrift „The Lord is my light“ mit in die Zelle nehmen. Es dient ihm als Kissen, Matratze und Decke. „Alles, was ich tun konnte war, mich an diesem Handtuch festzuhalten und an diesem Bibelvers. Das hat mich sieben Wochen durch die Dunkelheit getragen.“ Sein Glaube half ihm. „Ich war verzweifelt. Ich wusste nicht, wohin dieser Weg führt. Aber Jesus war da und seine Präsenz war so real in dieser Zelle. Das hat mir damals Halt gegeben. Bis heute gibt mir Jesus Halt!”, sagt Yassir Eric.

Einstatz für interreligiöse Verständigung

Yassir Eric mit dem Hoffnungsmensch-T-Shirt
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Yassir Eric mit dem Hoffnungsmensch-T-Shirt

Seit vielen Jahren lebt Yassir nun in Süddeutschland und ist mit einer Schwäbin verheiratet. Er ist evangelischer Theologe und leitet das Europäische Institut für Migration, Integration und Islamthemen in Korntal bei Stuttgart. Er bietet auf Arabisch und Deutsch Seminare zur kulturellen und religiösen Verständigung an und begleitet Muslime, die Christen geworden sind. „Menschen wie ich, die alles verloren haben und verfolgt sind.“

Er reist regelmäßig in den Nahen Osten, um sich für Menschenrechte und die Glaubensfreiheit von Minderheiten einzusetzen. „Ich habe viele muslimische Freunde!“ Es sei wichtig, zwischen Islam und Muslimen zu unterscheiden. „Wir dürfen uns kritisch mit der Religion Islam auseinandersetzen. Zu den Menschen, den Muslimen, müssen wir Brücken bauen. Wir müssen miteinander reden und nicht übereinander.

Kritische Auseinandersetzung mit Texten aus dem Islam

Der Islam brauche einen kritische Auseinandersetzung mit seinen Texten, sagt der Theologe im Podcast-Gespräch mit Steffen Kern. Das historisch-kritische Denken habe das Christentum gerettet, so Eric. Man habe die Texte genommen und im Kontext betrachtet - kulturell, geografisch, philologisch. „Solange der Islam so etwas nicht kennt, werden wir immer Islamisten haben, die diese Texte nutzen. Nur zu sagen, sie haben den Islam falsch verstanden, hilft uns nicht!“

Yassir Eric grenzt sich dabei klar von rechtspopulistischen Stimmen ab. Trotzdem dürfe man von Menschen mit Migrationshintergrund auch bestimmte Dinge einfordern. Integration bedeute, auch seine Pflichten zu kennen. „Ich kann erst meine Rechte verlangen, wenn ich meine Pflichten erfülle.“