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Glauben finden

Bettina Limperg über ihren neu gefundenen Glauben

Bettina Limperg ist seit 2014 Präsidentin des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe und sie ist Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) 2021 in Frankfurt.
Jörn von Lutzau

Die Juristin Bettina Limperg wird 2021 dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt als Präsidentin vorstehen. Im Interview mit Renate Haller verrät sie, warum sie sich mit 33 Jahren hat taufen lassen.

Sie sind in einer evangelisch-freikirchlich engagierten Familie groß geworden. Welche Rolle hat der Glauben in Ihrer Familie gespielt?

Bettina Limperg: Eine sehr große. Vor allem meine Familie mütterlicherseits war sehr fromm. Mein Großvater war einer der Laienprediger in der Gemeinde und die Sonntagsschule fester Bestandteil meiner Kindheit. Es war eine Gemeinde, in der das Weib schweigen musste.

Als meine Erwachsenentaufe anstand, konnte ich das nicht mehr mittragen. Ich habe die Gemeinde ungetauft verlassen und dann auch für längere Zeit den Kontakt zur Kirche verloren und keine religiösen Bindungen weiterentwickelt.

Sie haben sich mit 33 Jahren taufen lassen und sind zur Württembergischen Landeskirche gewechselt. Warum?

Bettina Limperg: Ich habe in dieser Zeit darüber nachgedacht, wie der Glaube meiner Kindheit mich geprägt hat und wie wichtig es mir ist, meine Kinder an den Glauben heranzuführen.

An meinem Wohnort habe ich schließlich Kontakt zum Pfarrer aufgenommen, einem großartigen Mann mit tiefer Frömmigkeit und hoher Intellektualität. Er hat meine ganzen Fragen und Zweifel mitgetragen und mit mir überlegt, wie es weitergehen könnte.

Ich habe mich dann mit meinem kleinen Sohn gemeinsam taufen lassen. Das war für mich ein wichtiges Bekenntnis. Wichtig war für mich aber auch, dass viele Fragezeichen stehen bleiben durften und dass ich erfahren habe, dass andere Menschen die auch haben.

Die evangelische Kirche verliert Mitglieder. Haben Sie eine Idee, was Kirche gegen ihren Bedeutungsverlust unternehmen kann?

Bettina Limperg: Ich habe kein Patentrezept.

Aber zweierlei ist sicher wichtig: Zum einen muss die Kirche den Menschen zeigen, dass sie bei ihnen ist, und zwar auch bei den großen Themen wie etwa Liebe und sexuelle Identität, Sterben, Umwelt und Krisen und mit diesen Themen wahrhaftig umgeht. Die Kirche muss stabil in der Welt stehen und die Probleme der Welt nicht nur aufnehmen, sondern auch Lösungen aufzeigen.

Zum zweiten muss die Kirche rausgehen zu den Menschen, was ja vielerorts schon passiert. Die Menschen kommen nicht mehr automatisch in die Kirche. Wenn die Kinder schon nicht getauft werden oder nach der Taufe nicht mehr im Gemeindeleben integriert sind, muss ein spannendes anderes Angebot da sein. Die Kirchen müssen viel mehr in Jugendarbeit investieren. Da fehlt es oft an Geld oder persönlicher Kapazität. Aber die Jugend ist eine, wenn nicht die prägende Zeit.