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Filmtipp

Film über Missbrauch in der Kirche: Gelobt sei Gott

Kardinal segnet Jungen
Pandora Film Medien
Kardinal Barbarin (François Marthouret) bei der Firmung von Alexandres Sohn Gauthier Guérin

Der Film „Gelobt sei Gott“ kritisiert den institutionellen Missbrauch in der katholischen Kirche.

Alexandre ist ein erfolgreicher Banker, gläubiger Katholik. Mit seiner eleganten Frau und den fünf Kindern scheint er ein Bilderbuchleben zu führen. Doch eines Tages holt ihn die Vergangenheit ein.

Im Gespräch über zurückliegende Pfadfinderzeiten fragt ihn sein Gegenüber plötzlich: Bist du auch von Pater Preynat betatscht worden? Als Alexandre kurze Zeit darauf erfährt, dass der Pater wieder in die Gegend von Lyon zurückgekehrt ist und mit Kindern arbeitet, kann er nicht mehr still bleiben.

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Sexueller Missbrauch und die Suche nach Antworten

Er beginnt mit Kardinal Barbarin einen Briefwechsel, in dem er seine persönlichen Erlebnisse mit dem Pater schildert und entscheidende Fragen stellt:

  • Wusste der Kardinal Bescheid?
  • Wurde der Pater bestraft?
  • Und vor allem: Warum arbeitet er nach wie vor mit Kindern?

Eine präzise Antwort erhält Alexandre nicht, wohl aber das Angebot einer Mediation. Es kommt zu einer Begegnung mit dem Pater. Dieser leugnet die Taten zwar nicht, sieht sich selbst allerdings als Opfer einer Krankheit und ist sich der wirklichen Tragweite seiner Taten nicht bewusst. Öffentlich will er nicht dazu stehen. Beendet wird die Sitzung mit einem gemeinsamen Vaterunser-Gebet, das Alexandre sichtlich schwerfällt.

Hilfe bei Missbrauch

Dich betrifft das Thema und du möchtest darüber reden? Ruf gerne an: 📞 Hilfetelefon sexueller Missbrauch0800 - 22 55 530 oder bei der 📞 Telefonseelsorge0800 - 1110111 oder 0800 - 1110222

Es folgen weitere Briefwechsel und Gespräche mit dem Kardinal – stets in ausgesuchter Höflichkeit, suggerierter Anteilnahme und Verständnis. Was fehlt: Die konkrete Aktion, den Täter tatsächlich zur Rechenschaft zu ziehen.

Mit anderen Betroffenen von Missbrauch  sprechen

Alexandre findet andere von Missbrauch Betroffene. Doch nicht jeder kann oder will über seine persönliche Geschichte sprechen, einige Taten sind bereits verjährt. Alexandre versucht hartnäckig, die verschiedensten innerkirchlichen Wege zu gehen bis hin zur Kontaktaufnahme zum Papst. Alles vergeblich. Enttäuscht und zornig entschließt sich Alexandre nun, bei der Polizei Strafanzeige zu erstatten. Damit gerät ein Ball ins Rollen, der nicht mehr aufzuhalten ist.

Film-Infos

Spielfilm

Titel: Gelobt sei Gott

Regie: Franҫois Ozon

Drehort: Frankreich 2019

Länge: 132 Minuten

Website Gelobt sei Gott

Im Zuge der Ermittlungen kommen weitere Taten ans Licht. Eines der Opfer, Franҫois, gründet eine Gruppe für Betroffene und Angehörige, die gemeinsam an die Öffentlichkeit gehen. Von nun an folgt der Film Franҫois und Emmanuel aus dem Verein, der sich „Das gebrochene Schweigen“ nennt. Alexandre stößt im Laufe der Zeit auch dazu und so knüpft der Film geschickt an seine Geschichte wieder an und verbindet alle Schicksale miteinander.

Gelobt sei Gott von Franҫois Ozon beruht auf wahrer Geschichte

„Dieser Film ist eine Fiktion basierend auf einer wahren Geschichte.“ Franҫois Ozon macht gleich zu Beginn seines Filmes klar: Das, was folgt, hat seine Wurzeln in der Realität. Beim Schauen des Films läuft dieser Satz permanent im Hinterkopf mit. Tatsächlich hat der Fall Preynat in Frankreich hohe Wellen geschlagen. Ozon bleibt auch in Vielem nahe an den wirklichen Geschehnissen. So sind zum Beispiel große Teile der Dialoge und Briefe aus Originaldokumenten.

Szene aus dem Film
Franҫois Ozon
Film über Missbrauch in der katholischen Kirche: Gelobt sei Gott

Ursprünglich wollte er einen Film über Männer machen, die leiden und ihre Gefühle zeigen. Bei seinen Recherchen stieß er auf den Missbrauchsskandal. Auf der Website von „Das gebrochene Schweigen“ (La Parole libérée) fand Ozon Interviews, Artikel sowie die Mail-Korrespondenz von Alexandre mit katholischen Amtsträgern und Kardinal Barbarin. Daraufhin beschloss er, Alexandre zu kontaktieren.

Allerdings standen die Opfer einem Dokumentarfilm ablehnend gegenüber. Sie hatten schon zu viele Interviews gegeben, es war über sie berichtet worden. Das Interesse eines Spielfilm-Regisseurs faszinierte sie jedoch. „Und da habe ich mir gedacht: Das ist es, was sie von mir erwarten, und das ist das, was ich kann…“, sagt Ozon in einem Interview. Damit war die Entscheidung für einen Spielfilm gefallen.

Regisseur Franҫois Ozon und Melvil Poupaud stehen nebeneinander
Pandora Film Medien
Regisseur Franҫois Ozon (links) und Schauspieler Melvil Poupaud bei den Dreharbeiten

Mit Feingefühl erzählt der Filmemacher aus der Perspektive der Missbrauchsbetroffenen. Ruhig und doch mit großer Wucht. Er zeigt ihre inneren und äußeren Kämpfe, ihr Ringen um ein selbstbestimmtes Leben, das nicht von dem Trauma beherrscht wird. Dabei verzichtet er auf die Nachinszenierung der Taten, deutet sie in kurzen Rückblenden nur an.

Deutlich wird vor allem der Mut der drei Hauptfiguren, sich der Vergangenheit zu stellen und sowohl Sühne bei der Kirche als auch die Bestrafung der Täter von staatlicher Gerichtsbarkeit einzufordern. Dazu braucht es einen langen Atem und die Fähigkeit, sich von Rückschlägen nicht einschüchtern zu lassen. Was hilft, ist die Solidarität untereinander sowie die Unterstützung von Angehörigen und Umfeld.

Missbrauch in der evangelischen Kirche

Lange Zeit hat sich die evangelische Kirche hinter der katholischen Kirche beim Thema sexueller Gewalt „versteckt“. Seit Januar 2024 gibt es die erste unabhängige Studie (ForuM) über Missbrauch in der evangelischen Kirche. 

Was in der ForuM-Studie steht

Deutlich wird auch das Versagen von Amtsträgern der katholischen Kirche, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Erst durch mühevolle und unermüdliche Anstrengungen der Betroffenen kommen Prozesse in Gang, die am Ende unter anderem zu dem Ergebnis führen, dass Pater Preynat aus dem klerikalen Stand entfernt wird.

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit, die „Gelobt sei Gott“ zum Film des Monats September 2019 gewählt hatte, lobt das „außergewöhnlich kunstvolle Dokudrama“ sowie das „großartige Schauspielerensemble“. Sie schreibt in ihrer Begründung, der Film zeige, wie sexuelle Gewalt in „autoritären Strukturen wächst: Auch wenn es um die katholische Kirche in Frankreich geht, wird deutlich, dass alle Systeme, die mit Kindern und Jugendlichen umgehen, prädisponiert für den Missbrauch von Macht sind“. In Deutschland gewann der Film bei der Berlinale den Großen Preis der Jury und war europaweit mehrfach bei verschiedenen Filmfestivals nominiert.

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