Kevin schlägt Hirten

Weihnachts-TV-Programm: Stille Nacht – heilige Nacht? Von wegen!

Chefredakteur Tobias Glawion - Aufnahme vom Körper
Kommentar von Tobias Glawion

Hollywood statt Heilige Nacht? Ein Blick auf das Weihnachtsprogramm zwischen Action, Klassikern und echter Besinnung.

Es ist Heiligabend. Die Kerzen flackern, die Krippe steht bereit, und draußen rieselt – naja, wenn nicht Schnee, dann wenigstens der Regen. Drinnen aber rauscht es gewaltig: nicht der Engelschor, sondern die geballte Ladung Hollywood. Die Sender servieren ihre Festtagsmenüs, und statt Krippe und Besinnlichkeit gibt es viel Krawall und Action – oder zumindest knuffige Bären.

Bären, Hobbits und Kampfjets: Private Sender feiern Weihnachten ohne Krippe

VOX setzt auf Bären-Charme statt Engels-Choräle: „Paddington“ stolpert mit Marmelade im Gepäck durch die Weihnachts-Wohnzimmer. Ein Bär im roten Hut – immerhin mehr Herz als Hobbits. 

Apropos: ProSieben schickt uns am 24. Dezember mit Frodo in einen „Herr der Ringe“-Marathon. Und am 1. Weihnachtsfeiertag? Da heißt es: „Top Gun: Sie fürchteten weder Tod noch Teufel“. Tom Cruise im Kampfjet statt Hirten auf dem Feld

Vielleicht war das mit „Friede auf Erden“ ja doch anders gemeint. 

Weihnachtsmann ja, Stall nein

RTL hält die Fahne der Festlichkeit hoch – mit „Santa Clause – Eine schöne Bescherung“ um 20:15 Uhr, einer Slapstickkomödie mit Chevy Case. Immerhin: ein bisschen Weihnachtsmann fürs Gemüt. . 

Welcher Film darf bei dir an Weihnachten nicht fehlen? Erzähl uns deinen Grund auf Social-Media: 

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Doch gleich danach? Das letzte Einhorn bei RTL2. Fabeltier statt Stalltiere. Kein Esel, keine Hirten und auch kein leuchtender Stern von Bethlehem.

Dafür dürfen natürlich die Matscheibendauerbrenner nicht fehlen: „Kevin – Allein zu Haus“ verteidigt tapfer auch in diesem Jahr wieder seinen Platz im Herzen der Nation – und im Sat.1-Programm um 20:15 Uhr. Direkt danach: „Die Geister, die ich rief“ mit Bill Murray. Immerhin ein Hauch Dickens, wenn auch mit amerikanischem Zynismus statt englischer Besinnlichkeit. 

Aschenbrödel als letzte Bastion der Besinnlichkeit

Und die Öffentlich-Rechtlichen? Die ARD bleibt brav: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ läuft gefühlt alle zwei Stunden, dazu „Der kleine Lord“ am 25. Dezember um 16:50 Uhr. Loriot darf auch ran: „Weihnachten bei Hoppenstedts“ – ein Trostpflaster für alle, die sich nach Humor ohne Maschinengewehr sehnen. Aber die „Sissi“-Trilogie? Fehlanzeige. Die Kaiserin muss streamen. 

Christliche Inhalte im Spätprogramm der Aufmerksamkeit

Christliche Inhalte? Ja, irgendwo zwischen Kabelsalat und Streamingtipps: ZDF überträgt am 24. Dezember um 18:00 Uhr „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“ und um 22:30 Uhr einen Gottesdienst („Wonach suchst Du? “). Bibel TV sendet den „Familien-Adventskalender“ vom Evangelischen Medienhaus in Stuttgart – Türchen für Türchen, ganz ohne Explosionen

Aber wer zappt da noch hin, wenn die Konkurrenz mit Elfen, Elben, Einhörnern und Kampfjets lockt? 

Die Streamingdienste wie Netflix, Disney+, Apple TV & Co. haben die gemütliche Weihnachts-Chance längst gewittert und verwandeln ihre Mediatheken 2025 in eine Art digital geschmückten Tannenbaum

  • viel Lametta
  • wenig Tiefgang
  • aber ordentlich Christmas‑Kitsch für die Seele

Vom tapsigen Charlie Brown aus den Peanuts, der Weihnachten jedes Jahr so tapfer erträgt wie andere ihre Schwiegermutter, über die fröhlich verwirrten Fraggles aus der Muppet‑Show‑Manufaktur bis hin zum emotionalen Klassiker „Ist das Leben nicht schön?“ aus dem Jahr 1946 – hier bekommt wirklich jede Generation ihre Portion Festtagsgefühle serviert.

Weihnachten ist Menschwerdung – kein Blockbuster

Theologische Fußnote: Weihnachten ist die Inkarnation Gottes – nicht die Invasion der Aliens. Es geht um Frieden auf Erden, nicht um „Mission Weihnachtsliebe“ mit Rosamunde Pilcher oder dem Traumschiff. 

Und doch: Vielleicht steckt in Kevins einsamer Schlacht gegen die Einbrecher ein Funken Wahrheit. Denn auch das Kind in der Krippe war allein – und hat die Welt verändert. Ganz ohne Düsenjet. 

Und jetzt mal ehrlich: 

Wer sagt eigentlich, dass der Weihnachtsabend zwingend vor der Mattscheibe stattfinden muss? 

Die echte Alternative liegt vor der Haustür: ein Gottesdienst mit echtem Kerzenzauber, dem Duft von Tannengrün und der Botschaft vom Kind in der Krippe. Menschwerdung Gottes – das ist mindestens so zauberhaft wie „Das Wunder von Manhattan“, der RTL-Klassiker aus den 1990ern. Nur ohne Werbepause. Und mit einer Pointe, die das Leben verändert

Mein Wunsch fürs nächste Jahr? Weniger „Top Gun“, mehr „Friede den Menschen“. Aber bis dahin: Frohes Fest – und viel Spaß beim Umschalten zwischen Stall und Actionfeuerwerk.