Soziales

Einsam an Weihnachten? So bleibst du nicht allein

Frau alleine auf dem Sofa inmitten von Weihnachtsschmuck
GettyImages/dimensions
Einsamkeit hat viele Gesichter

Es ist ein Gefühl, das viele kennen, sich aber niemand gern eingesteht: Einsamkeit. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit trifft sie uns besonders. Stephanie Hecke weiß, warum wir uns einsam fühlen und was dagegen hilft.

Weihnachten gilt als das große „Fest der Liebe“. In Filmen, in der Werbung und in den sozialen Medien sehen wir überall Bilder von glücklichen Familien und Paaren, die gemeinsam unterm Tannenbaum feiern. Für viele Menschen ist die Weihnachtszeit tatsächlich die schönste Zeit des Jahres. Doch für andere bedeutet Weihnachten Einsamkeit. Wer allein an Weihnachten ist oder sich trotz anderer Menschen einsam fühlt, erlebt diese Tage oft als besonders belastend. Gerade dann schmerzt es, wenn sich der Wunsch nach Nähe, Zugehörigkeit und Gemeinschaft nicht erfüllt.

 

Einsamkeit kennt viele Gesichter

Stephanie Hecke ist evangelische Theologin und kennt sich aus mit der Einsamkeit. Beruflich war sie immer wieder gezwungen, in eine andere Stadt umzuziehen und von vorn anfangen. „Da habe ich mich schon oft einsam gefühlt“, sagt sie. Und auch andere Momente haben ihr die Einsamkeit direkt vor Augen geführt: Bei einer Solo-Reise zum Beispiel sitzt Stephanie alleine im Restaurant, der Tisch ist für zwei gedeckt und der Kellner irritiert, dass sie niemand mehr erwartet. 

Plötzlich habe ich gemerkt: Das entspricht nicht der Norm und das tut weh.

Stephanie Hecke, Pfarrerin

Aber auch durch ihre Arbeit als Pfarrerin ist Stephanie mit der Einsamkeit bestens vertraut. In den letzten Jahren hat sie viele Menschen begleitet, in deren Leben Einsamkeit ein großes Thema ist.

Alleinsein ist nicht Einsamkeit

Stephanie Hecke im Alpha und Omega Studio
Alpha und Omega
Pfarrerin Stephanie Hecke hat ein Buch über Einsamkeit geschrieben

Einen Punkt findet Stephanie besonders wichtig: „Alleinsein und Einsamkeit sind nicht dasselbe. Alleinsein ist ein Zustand, Einsamkeit ist ein Gefühl. Und interessanterweise ist das Gefühl Einsamkeit unabhängig davon, ob Menschen um mich herum sind, oder nicht.“ 

Wir können mitten in einer Menschenmenge sein und sich trotzdem einsam fühlen. Allein die Großfamilie um sich herum zu haben, ist noch ein Garant für das Gefühl von Verbundenheit und Nähe. Und andersherum können wir das Alleinsein genießen, wenn wir es uns freiwillig ausgesucht haben.

Einsamkeit ist weit verbreitet

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: Im Südwesten bezeichnet sich mehr als jeder Dritte als einsam – manchmal vorübergehend, manchmal dauerhaft. Betroffen sind Menschen aller Altersgruppen und Regionen, insgesamt etwas öfter solche mit niedrigem Einkommen, gesundheitlichen Problemen oder wenigen sozialen Kontakten.

Warum Einsamkeit oft verschwiegen wird

Dabei bestehe das Problem der Einsamkeit darin, dass sie oft mit Scham verbunden sei. Viele würden nicht darüber reden, weil sie denken: ‘Mit mir stimmt was nicht, wenn ich so empfinde’, erzählt Stephanie Hecke.

Das mache alles noch schwerer – man ziehe sich zurück und der Teufelskreis drehe sich weiter. 

 

Wir müssen endlich anfangen, über Einsamkeit zu reden.

appeliiert die Pfarrerin Stephanie Hecke

Einsamkeit ernst nehmen - gerade vor Weihnachten

Einsamkeit lässt sich nicht einfach wegzaubern. Aber manchmal hilft es schon, sie ernst zu nehmen und mit anderen über die eigene Einsamkeit zu sprechen. „Ich bin nicht allein damit“ – das zu wissen, tut gut. 

Und auch wenn sich das Gefühl dadurch nicht beseitigen lässt, muss die Einsamkeit nicht das ganze Weihnachtsfest bestimmen.

Eine sehr gute Idee sei es immer, sich selbst etwas Gutes zu tun: ein Lieblingsessen, schöne Musik, kleine Rituale, rät Stephanie Hecke. 

Genauso könne es helfen, rauszugehen und sich aktiv Gemeinschaft zu suchen. Bundesweit gibt es Projekte, die gerade an den Weihnachtstagen Gemeinschaft anbieten.

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Weihnachten in “evas Stall”

In Stuttgart ist das zum Beispiel „evas Stall“, ein offenes Angebot für alle, die in Gesellschaft den Heiligabend oder den ersten Weihnachtsfeiertag verbringen möchte. In „evas Stall“ gibt’s ein Festessen, Gemeinschaft, Musik und sogar Geschenke. Angebote für gemeinsame Weihnachtsfeiern in Stadthallen oder Kirchengemeinden gibt es inzwischen an vielen Orten. Eine gute Möglichkeit, mitzufeiern oder sich ehrenamtlich zu engagieren.

„Keiner bleibt allein“

Eine andere Initiative, die bundesweit Menschen zusammenbringen will, um gemeinsam zu feiern, ist Keiner bleibt allein. Hier können Interessierte angeben, ob sie einen Platz mitfeiern suchen oder selbst ein Weihnachtsfest anbieten. Die Organisatoren puzzeln dann die passenden Feier-Gemeinschaften zusammen.

„Ein bisschen Eigeninitiative ist gefordert, aber dann stehen die Chancen ziemlich gut, nicht allein zu bleiben an Weihnachten“, meint Stephanie Hecke.

Wie geht es dir an Weihnachten? Fühlst du dich einsam? Schreib uns gerne bei: 

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Und wenn du dich noch mehr mit dem Thema Einsamkeit auseinandersetzen möchtest, dann schau doch mal in das Buch „Die stille Gefährtin“ von Stephanie Hecke rein.