Fachkräfte

Erzieherinnen aus Kolumbien helfen bei Kita-Engpass

Vier Erzieherinnen aus Kolumbien in den Kita-Räumen fotografiert, vor ihnen ein Regenbogen aus Holz
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Die Erzieherinnen Andrea (von links), Maria, Shanning und Laura arbeiten in der Kita Arche Noah in Bad Vilbel

Erzieher:innen fehlen in fast jeder Kita. Eine Kirchengemeinde hat in Kolumbien nach Unterstützung gesucht.

Neugierig, worin sich deutsche und kolumbianische Kinder unterscheiden? Andrea Vergara Pena  weiß das ganz genau. Die 27-jährige Erzieherin arbeitet seit Februar 2024 in Bad Vilbel bei Frankfurt. Die Kinder in Deutschland seien beim Spielen im Vergleich eher „ernst und leise“.

Kolumbianische Erzieherin Andrea Vergara Pena sitzt auf einer Couch, in der Hand eine Sonnenbrille
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In Deutschland fehlen Erzieherinnen in fast jeder Kita, in Kolumbien finden sie nur schwer einen Job. Erzieherin Andrea Vergara Pena ist deswegen nach Deutschland gekommen.

Andrea ist eine von vier Erzieherinnen aus Kolumbien, die in den Kindertagesstätten Arche Noah und Dreiklang der Christuskirche das Team verstärken. Sie sagt, in ihrer Heimat seien die Kinder „explosiver“ und wirft dabei lachend die Arme plötzlich in die Luft.

Agenturen spezialisieren sich auf Fachkräfte-Suche aus dem Ausland

Fachkräfte im Ausland anwerben

TalentOrange“ erklärt den Bewerbungsprozess bei sich im Unternehmen wie folgt: Nach dem ersten Kontakt gibt es ein persönliches Kennenlernen in Kolumbien. Wichtige Kriterien: Die Motivation und der Willen zum Spracherwerb der Bewerbenden. Zur Vorbereitung gehört also auch Deutsch lernen. Alles zusammen kostet etwa 20.000 Euro pro Person, inklusive Sprachkurs, Flug, Stipendium und Visagebühren.

Doch die Kircheist nicht einfach so an die Fachfrauen aus Kolumbien gekommen. Dafür hat die Stadt Bad Vilbel gemeinsam mit der Christuskirchengemeinde Zeit und Geld aufwenden müssen.

„Wir versuchen neue Wege zu gehen, um unsere Stellen zu besetzen“, sagt Pfarrer Klaus Neumeier.

Geholfen hat der Personaldienstleiter „TalentOrange“ aus Neu-Isenburg. Der Geschäftsführer Tilman Frank erklärt, dass es ein aufwändiges Auswahlverfahren gebe. Erst nach etwa einem Jahr habe die Arbeit für die Kolumbianerinnen in Bad Vilbel gestartet.

Zu ihrem Start in Deutschland hatten Andrea und ihre Kolleginnen einige Hürden: Obwohl alle vier Frauen in Kolumbien ein Bachelor-Studium in „Frühkindlicher Bildung“ absolviert und erste Berufserfahrungen gesammelt haben, wird ihre Qualifikation hier nicht anerkannt. Erst ein Jahr später, nach dem sogenannten Anerkennungsjahr, wird ihr kolumbianisches Studium einer deutschen Erzieher:innen-Ausbildung gleichgesetzt.

Mangelnde Wertschätzung der Fachkräfte

Das bedeutet für sie finanzielle Nachteile. Pfarrer Neumeier sieht darin einen Ausdruck mangelnder Wertschätzung der ausländischen Fachkräfte.

Er berichtet, dass in der Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), das Projekt „gespannt“ beobachtet werde. Die EKHN ist mit ihren Gemeinden und Dekanaten Trägerin von rund 600 Kitas in Hessen und Rheinland-Pfalz.

Kinder sind anfangs schwer zu verstehen

Erzieherin Laura Carolina Polo Ibarra spielt mit Kindern
epd-bild/peter juelich
Erzieherin Laura spielt mit den Kindern

Laura Carolina Polo Ibarra spricht von einem „großartigen Team“ in den Vilbeler Kitas. Die 29-Jährige hatte zwar am Anfang Schwierigkeiten das schnelle Deutsch der Kinder zu verstehen, aber inzwischen spricht sie von einer „super Erfahrung in der interkulturellen Kita“. Inzwischen klappe die Verständigung viel besser. Während ihrer Arbeit habe sie festgestellt, dass die Kinder in der deutschen Kita selbständiger seien als Gleichaltrige in Kolumbien.

„Uns geht es in Deutschland richtig gut“

Shanning lächelt freundlich in die Kamera und hat dabei Spaß
epd-bild/peter juelich
Shanning macht ihre Arbeit in Bad Vilbel Spaß

Die beiden anderen Erzieherinnen sind vor allem von der Sicherheit in Deutschland angetan. Shanning Pana Escobar freut sich, als Frau alleine mit dem Fahrrad fahren zu können, „sogar abends um 21 Uhr“. In Kolumbien sei das nicht denkbar, dort sei sie nur mit dem Auto unterwegs gewesen.

Maria Alejandra Perez Villalba lobt die Bahn, über die die Deutschen so gerne schimpfen. Obwohl sie erst seit knapp vier Monaten in Deutschland ist, habe sie schon Düsseldorf, Heidelberg und Köln besucht. Das sei ganz einfach und bezahlbar, sagt Maria.

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Laura Carolina Polo Ibarra schätze inzwischen schon „die Ruhe und den Ernst“ der Menschen in Deutschland.Die Frauen aus Lateinamerika erzählen, dass sie jedoch auch ihre Familien und Freund:innen vermissen. Telefonate und die sozialen Medien helfen aber, den Kontakt zu halten und sich gleichzeitig einzuleben.

Froh über die Kolleginnen aus dem Ausland ist auch die Leiterin der Kita Arche Noah, Ruth Homann. „Sie gehören schon voll dazu“, sagt sie. Wäre die Kirchengemeinde nicht so offen gewesen, „hätten wir jetzt in beiden Kitas zwei Fachkräfte weniger.“

Dem stimmt Pfarrer Klaus Neumeier zu. Für ihn sind „nichtbesetzte Stellen auf Dauer gesehen die deutlich schlechtere Alternative“.Daher habe die Gemeinde für die Vermittlung und Einstellung der Kolumbianerinnen auch eigenes Geld in die Hand genommen.