Schon zu Anfang der politischen Machtergreifung der Nationalsozialisten nutzt der Wetzlarer Unternehmer Ernst Leitz II seine Spielräume, um Jüdinnen und Juden einen Arbeitsplatz zu bieten oder sie als Geschäftspartner zu unterstützen. In den Chroniken des Vereins „Wetzlar erinnert“ heißt es, dass Leitz II auch politischen Widerstand geleistet hat.
Demnach engagiert er sich in der linksliberalen DDP und dem sogenannten Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Letzteres war eine Organisation zur Verteidigung der Weimarer Republik.
Leitz II ermöglicht in den 1930er Jahren 51 Jüdinnen und Juden die Flucht vor den Nazis in die USA und schützt mindestens 23 weitere vor Verfolgung und Deportation. Dazu fälscht er immer wieder Papiere und besticht Nazi-Offizielle.
Der Verein dokumentiert, dass Ernst Leitz II den Status seiner Firma „Leica“ für sein Vorhaben ausgenutzt hat. Die Produktion von Kleinbildkameras und diverser Optiken gilt damals als kriegswichtiges Material. Durch dieses Schlupfloch kann Leitz II Jüdinnen und Juden schützen, indem er sie bei sich arbeiten lässt.
Leitz II überlebt den Krieg trotzt hoher persönlichen Risiken und stirbt 1956 in Gießen. Er wird 2007 posthum mit dem Preis "Courage to Care" der amerikanischen Anti-Diskrimination-League ausgezeichnet.
Seine Tochter Elsie Kühn-Leitz betätigt sich nach dem Vorbild ihres Vaters ebenfalls als sogenannte „Judenhelferin“. Sie hilft einer Jüdin aus Wetzlar bei der Flucht.
Als ihre Aktivitäten öffentlich werden, muss sie zur Gestapo. Sie wird befragt und in Gewahrsam genommen. Der Grund: „übertriebene Humanität“. Die Einweisung in ein Konzentrationslager kann ihr Vater zwar abwenden, dennoch muss sie in Haft. Elsie Kühn-Leitz sitzt ihre drei monatige Strafe im Frankfurter Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße ab und kommt am 28. November 1943 wieder frei.
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