von Ingrif Bonfert
„Wir stellen hier fest: Es gibt kein Leben ohne Brüche, es gibt kein Leben ohne Scheitern, es gibt kein Leben ohne dunkle Punkte“, erklärt Beate, die ehrenamtlich als Seelsorgerin ans Telefon geht.
Sie spricht mit Menschen über viele Dinge, wie zum Beispiel:
Martina Rudolph-Zeller leitet die Telefonseelsorge in Stuttgart. Sie hat vor ihrem Einstieg bei der Telefonseelsorge 25 Jahre lang bei einer psychologischen Beratungsstelle gearbeitet.
Die Menschen sprechen mit den Seelsorgern über Themen und Gefühle, die sie nahestehenden Menschen nicht erzählen. Das liegt auch daran, dass die Gespräche anonym stattfinden.
Es ist ein anonymes und kostenloses Mensch-zu-Mensch Gespräch in einem geschützten Raum.
Martina Rudolph-Zeller
Einer Person, zu der sie keine emotionale Verbindung haben, könnten sich viele Ratsuchende eher anvertrauen als einem Menschen aus dem persönlichen Umfeld, dem sie nahestehen. Durch die Anonymität kommen auch Themen zu Sprache, für die sich Menschen sonst eher schämen.
Dabei können Martina, Beate und der Rest ihres Teams keine Beratung anbieten, sondern Seelsorge leisten. In den Gesprächen helfen sie den Menschen, einen ersten Schritt in eine positive Richtung zu sehen. So können sie gemeinsam überlegen, wo es Therapieplätze geben könnte und zeigen auf, welche Anlaufstellen existieren. Die Seelsorger haben ein offenes Ohr, nehmen Ängste ernst und zeigen Mitgefühl.
Auch die Frage, welches neue Hobby oder Engagement in einem Verein ein Weg aus der Einsamkeit sein könnte, ist Teil der Gespräche. Daran können Ratsuchende anknüpfen.
Die Ehrenamtlichen geben keine konkreten Ratschläge, sondern hören zu und nehmen die Themen wertfrei auf. Sie arbeiten gemeinsam mit den Anrufern aus, welche Ressourcen da sind.
Die Menschen können sich egal zu welchem Thema aussprechen und alles von der Seele reden.
Martina Rudolph-Zeller
Einige Menschen rufen nur ein Mal bei der Telefonseelsorge an. Manche melden sich auch täglich, um einfach für ein paar Minuten mit jemandem zu sprechen. Deswegen sehen es die Seelsorger auch als ihre Aufgabe, Menschen dabei zu helfen, Gefühle wie Wut oder Ärger aussprechen zu dürfen und frei zu artikulieren.
Du musst allerdings wissen: „Im Vergleich zur Therapie hat Seelsorge kein Ziel. Seelsorge ist ein Angebot eines Gespräches zwischen zwei Menschen.“