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Fußball-WM in Saudi-Arabien

Fußball-WM - Was zählt: Macht oder Moral?

Stefanie Bock
Kommentar von Stefanie Bock

Eine Fußball-WM wie in Katar soll es nicht wieder geben. Alles Geschwätz von gestern? Nicht, wenn Kirche und Europa zum Boykott der WM 2034 aufrufen

Aus Fehlern lernen? Nicht mit der Fifa. Gerade einmal ein Jahr nach der heftig kritisierten Fußball-Weltmeisterschaft im Wüstenstaat Katar verkündet Gianni Infantino, Präsident des Fußball-Weltverbands, die nächste skandalträchtige Vergabe: Gastgeber 2034 ist Saudi-Arabien.

Offiziell muss im Sommer der Fifa-Rat noch abstimmen. Doch Gewaltenteilung, Mitbestimmung und eigene Standards sind nicht Infantinos Sache. Deshalb dürfte die Vergabe beschlossene Sache sein.

In Saudi-Arabien ist die Menschenrechtslage katastrophal

Für das Königreich Saudi-Arabien ist eine Fußball-WM im eigenen Land eine wunderbare Chance, das eigene Image aufzupolieren und von Makeln abzulenken. Da gibt es einige: Die Lage der Menschenrechte ist katastrophal in der absoluten Monarchie, Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, faire Gerichtsverfahren, gleiche Rechte für alle Bürgerinnen und Bürger gibt es nicht. Selbst Katar erscheint im direkten Vergleich wie ein Musterknabe.

Eine Fußball-WM sorgt nicht für eine Demokratisierung

Eine Fußball-Weltmeisterschaft soll all das übertünchen. Ändern wird sie nichts. Ausrichter Russland (2018) und Katar (2022) sind dafür traurige Beispiele.

Hat Europa wirklich nichts dazu gelernt? Eine Vergabepraxis wie 2010, als die WM nach Katar vergeben wurde, dürfe sich nicht wiederholen. Das hatte der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thorsten Latzel, kurz vor der WM 2023 und damit viel zu spät gefordert. „Macht bricht Moral“, lautete Latzels Slogan, verbunden mit der Forderung nach dringenden Veränderungen beim Weltfußballverband. Für künftige sportliche Großereignisse mahnte die EKD eine stärkere Orientierung an ethischen Grundwerten an.

Was denkst du über eine Fußball-WM in Saudi-Arabien? Würdest du sie im Fernsehen anschauen oder findest du wie ich, jetzt gilt es, laut Nein zu sagen?

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Kirche kann für einen europäischen Boykott der WM kämpfen

Zu Recht mussten sich  damals  die Kritiker und Kritikerinnen der WM fragen lassen: Warum habt ihr nicht früher etwas gesagt? Und genau deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Jetzt muss die Kirche beweisen, dass ihr die Sache ernst ist, dass sie nicht nur kritisiert, sondern auch dafür kämpft, dass Menschenrechte zählen.

Freilich kann die Kirche nicht alleine die Fußball-Welt auf den Kopf stellen. Aber sie kann Impulsgeberin sein für einen europäischen Boykott der WM. Sie kann Verbände und Politik an einen Tisch bringen. Sportbeauftragter Latzel hatte bereits im vergangenen Jahr auf die Macht der europäischen Fußball-Verbände verwiesen. Jetzt gilt es Stellung zu beziehen, welche Position die Kirche und Europa vertreten wollen: Macht oder Moral?