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Überleben

Prepper - vorbereitet für den Ernstfall

Dunkler Wald, Männer stehen um Lagerfeuer, in der Mitte ist es hell
gettyimages/CharlieChesvick
Männer im Wald

Prepper bereiten sich auf die Krise vor. Autorin Gabriela Keller erklärt deren Verhalten und wie weit Preppen gehen kann.

Gabriela Keller ist Investigativ-Journalistin und hat sich ausgiebig mit der „Prepper Szene“ beschäftigt. Sie hat mit vielen Preppern gesprochen und an mehreren Survival-Kursen teilgenommen. Sie erzählt uns im Interview davon, warum nicht alle Prepper Querdenker sind und welche unterschiedliche Arten es von ihnen gibt.

Preppen kann zur Besessenheit werden

Was ist eigentlich Preppen?

Die Bundeszentrale politische Bildung schreibt dazu: „Im Zentrum von Preppen steht die Vorbereitung auf zukünftige Krisenereignisse. Die entworfenen Szenarien erfordern eine umfassende Krisenvorsorge. Preppen umfasst daher nicht nur Vorratshaltung, sondern auch die Aneignung von überlebenswichtigen Fähigkeiten.“

Welches Verhalten macht einen Menschen eigentlich zum Prepper? 

Gabriela Keller: Das Charakteristische ist, dass sich Prepper mit der Frage beschäftigen, wie man sich auf kommende Krisen oder Notlagen vorbereiten kann. Aber gerade jetzt bei der Corona-Krise oder auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine haben viele Menschen angefangen, sich zu Hause kleine Lager für den Notfall aufzubauen. Die würde ich jetzt natürlich nicht alle als Prepper bezeichnen.

Für mich ist ein Prepper jemand,der sich dauerhaft und anhaltend mit der Frage der Krisenvorbereitung beschäftigt. Also nicht einfach ein paar Konserven hinstellt und dann ist die Sache abgeschlossen: Sondern der ständig darüber nachdenkt, was kann ich noch machen, was brauche ich vielleicht noch?Prepper möchten immer besser angepasst sein als andere. Es ist also im besten Fall eine Art Hobby und im krassen Fall eine Besessenheit.

Preppen sie selbst, Frau Keller?

Gabriela Keller:Ich bin ehrlich gesagt eher der sorglose Typ. Also ich habe tatsächlich am Anfang der CoronaKrise ein paar Sachen gekauft, also ein paar Konserven. In meiner kleinen Stadtwohnungwusste ich gar nicht wohin mit der großen Menge. Deswegen habe ich das kleine Lager ziemlich schnell wieder abgebaut, als die schlimmste Corona-Phase für mich vorbei war.

Prepper verbuddeln Fässer voll mit Lebensmitteln

junge Frau, kurze Haare, schwarzer Pulli, braune Hose
Jacobia Dahm
Wir haben mit Gabriela Keller über Prepper gesprochen

Wie weit kann Prepping gehen?

Gabriela Keller: Es gibt alle möglichen Extremformen. Es gibt Leute, die kaufen sich extra Immobilien als Grundlage, sodass sie sich zum Beispiel für Tausende Euro Bunker darunter bauen können.

Was ich auch relativ extrem finde, sind Leute, die Fässer voll mit Lebensmitteln im Wald verbuddeln. Dort wollen sie hingehen, wenn die Krise eintritt.

Noch weiter gehen solche, die extra Kampfsport für die Krise betreiben. Einige kaufen sich auch Waffen. Manche machen extra einen Jagdschein. Wer einen Jagdschein hat, kann an eine bestimmte Art von Gewehren kommen und diese mit sich führen.

Auch Rechtsextreme beschäftigen sich mit Preppen

Inwiefern gibt es bei den teilweise doch recht extremen Ausprägungen des Preppens auch Überschneidungen mit der rechten Szene?

Gabriela Keller: Klar, da gibt es ganz wesentliche Überlappungen, und das ist da, wo es richtig gefährlich und auch beunruhigend wird. Der Rechtsextremismus ist nicht denkbar ohne eine Untergangsfantasie. Er geht zusammen mit der Annahme, dass das demokratische System fehlerhaft und nicht überlebensfähig sei.

Mir sind Rechtsextreme begegnet, die sich mit Preppen im sehr engen Sinne beschäftigen. Prepper sein, ist für Rechtsextreme oft ein Idealtyp. Quasi ein Bürger, der die Zeichen der Zeit erkannt hat. Kein „verweichlichter, gendernder, vegane essender Großstadtbewohner“, sondern eher das Sinnbild von allem, was wir als krank und falsch empfinden.

Bei den extremen Preppern gibt es also Überschneidungen mit der rechten Szene. Gemein haben sie zum Beispiel das Gefühl, dass wir in einer permanenten Krise leben und uns schlimme und verheerende Zeiten bevorstehen.

Prepper sind nicht gleich Querdenker

Was sagen sie zu Menschen, die behaupten: Prepper sind Querdenker?

Gabriela Keller: Nein, das ist Quatsch. Preppen ist definitiv im Moment ein „Mainstream-Phänomen“, was ganz unterschiedliche Gruppen umfasst.

Ich bin vielen Leute begegnet, die machen das auch aus einer ganz positiven und zivilgesellschaftlichen Verantwortung heraus. Sie wollen jemand sein, der im Ernstfall anderen helfen kann. Viele Prepper, die ich interviewt habe, machen schon jetzt so etwas. Sie engagieren sich zum Beispiel beim THW oder dem Roten Kreuz.

Prepper fürchten sich vor einem Kontrollverlust in der Krise. Woher kommt diese Angst?

Gabriela Keller: Ich glaube, dass das vor allem mit tiefsitzenden Abstiegsängsten in der Mittelschicht zusammenhängt. Wir haben in den letzten Jahrzehnten einige Krisen erlebt. Zum Beispiel wurden staatliche Sicherungssysteme, die immer als sicher galten, unsicherer. Das weckt den Anschein, dass man sich selber vorbereiten und auf sich selbst verlassen muss.

Die allermeisten Prepper, die ich gesprochen habe, haben eine Art Auslöser für ihr Verhalten gehabt. Zum Beispiel ein persönliches Erlebnis, wo die Person sich hilflos oder ausgeliefert gefühlt habt: Etwa ein Unfall auf einer einsamen Landstraße im Winter oder ein Stromausfall. Einige schließen auch aus der Nachrichtenlage darauf, dass sie sich umfangreicher vorbereiten müssen.

Für wieder andere ist Preppen auch eine Art Empowerment.

Leben als Prepper ist teuer

Buch-Tipp

Gabriela Keller: Prepper: Bereit für den Untergang. 240 Seiten, Eulenspiegel Verlag, 18 Euro

Inwiefern wird mit der Angst der Menschen ein Geschäft gemacht?

Gabriela Keller: Die Prepper-Szene war schon immer verknüpft mit einer Menge Geschäftemacherei.Das ist ein sehr konsumlastiger Lifestyle.Prepper möchten gerne zeigen, was sie sich leisten können. Dabei geht es auch darum, sich innerhalb der Szene darzustellen.

Die Prepper im engeren Sinne sind aber nicht die Zielgruppe. Das sind eher wir alle. Die Menschen reagieren auf bestimmte Krisen- und Katastrophenmeldungen und kaufen sich dann leicht im Internet eine Packung Notfallnahrung. Das ist auch so ein bisschen die Krux der Prepper. Sie sind total konsumkritisch aber gleichzeitig spielt das in der Szene eine große Rolle.

Bereitest du dich vor?

Apropos Konsum: Wie siehst du das? Bereitest du dich auf die Krise mit Konserven vor oder engagierst dich ehrenamtlich für die Gesellschaft?

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