Gesellschaft

Samuel Koch: Schmerz nicht leugnen und Hoffnung finden

Samuel Koch trägt einen schwarzen Pullover und sitzt in seinem Rollstuhl auf einer Bühne. Im Hintergrund ist das Logo Hoffnungsmensch zu lesen.
Claudio Murmann

Autor Samuel Koch erklärt, dass Menschen Schweres überwinden müssen. Wie er trotz Schmerz Schwerelosigkeit gefunden hat.

Wie findet man Leichtigkeit, wenn das Leben plötzlich schwer wird? Mit dieser Frage hat sich Samuel Koch intensiv beschäftigt: Er sagt: „Schwerelosigkeit und Leichtigkeit kann man nur dann empfinden, wenn man der Schwere ins Gesicht geschaut hat.“ Seit seinem schweren Unfall bei „Wetten dass…?“ im Jahr 2010 ist der Schauspieler vom Hals abwärts querschnittsgelähmt. Die Schwere kennt er – und hat Wege gefunden, mit ihr zu leben.

Samuel Koch: Schweres nicht leugnen

Als Beispiel nennt er eine Begegnung auf einer Rehabilitationsmesse. Dort ist er einer alleinerziehenden Mutter begegnet, die ihren mehrfach schwerstbehinderten Sohn pflegt und erzieht. Über die Begegnung sagt Samuel: „Das ist hart mitanzusehen. Manchmal ist der Schmerz in den Augen so sichtbar, dass ich ihn fast spüren kann. Diesen Schmerz kann man nicht leugnen.“

Über Samuel Koch

Samuel Koch ist seit seinem Unfall bei "Wetten dass...?" im Jahr 2010 vom Hals abwärts gelähmt. Er arbeitet als Schauspieler, Redner und Autor. 2023 ist sein Buch "Schwerelos - Wie das Leben leichter wird" im Adeo Verlag erschienen.

Seit 2016 ist er mit einer deutschen Schauspielerin verheiratet.

Auf dieser Messe waren viele andere Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Diese hatten unterschiedliche Arten von Diagnosen: Das Spektrum reichte von Amytrophe Lateralsklerose (ALS) über Multiple Sklerose (MS) bis hin zu unterschiedlichen Formen von Epilepsie. „Diese Menschen würden alle nicht von sich behaupten, dass ihr Leben schön ist,“ erklärt Samuel. „Das Leben dieser Menschen ist schwer.“

Schwerelosigkeit suchen - schöne Dinge erkennen

Die Menschen sollten laut Samuel die Schwere erkennen und dabei nicht vergessen:

Wenn das Leben zu 90 Prozent hart ist, ist es immer noch zu zehn Prozent schön.

Die schönen Dinge gelte es zu erkennen und hinzuschauen. Samuel betont im Podcast Hoffnungsmensch: „Ohne Leugnung des dämlichen Anteils im Leben, solle man neben dem Schmerz und der Trauer auf die wenigen schönen Dinge im Leben schauen, für die man dankbar sein kann.“ Auch wenn diese nur einen Bruchteil des Lebens ausmachen. Trotz allem Leid und Schmerz schöne Momente und Begegnungen zu sehen, sei wichtig.

Samuel Koch findet Hoffnung in Reduktion des Schönen

Trotz aller Tristesse und Ohnmacht Hoffnung zu finden ist für ihn etwas Schönes. Das hat er auch in seiner Diplomarbeit „Entdeckung des Schönen in der Reduktion“ beschrieben. Wahrheit, Freundlichkeit, Frieden, Gerechtigkeit und Glauben findet er schön. Bei allem Suchen nach dem Schönen sei es wichtig, das vermeintlich Schmerzhafte und Schwere nicht zu leugnen.

Nicht hoffnungslos werden

Dennoch sieht sich Samuel nicht als Mutmacher. Die Gefühle Mut und Glauben verbinde, dass man sie nicht für eine andere Person machen kann. Samuel erklärt:

Jeder Mensch muss selbst den Mut aufbringen, morgens aufzustehen oder zumindest um Hilfe zu bitten.

„Dies kann keine andere Person für ihn übernehmen“, betont Samuel. Das Leben sei ein Kampf. „Es ist leicht Schönheit zu sehen, wenn alles super läuft“, erklärt Samuel. „Hoffnungslos und trostlos zu sein ist einfach und leicht: Das kann jeder.“

 

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