Gesellschaft

Hülya Marquardt: Leben ohne Beine? Läuft!

Hülya Marquardt zu Gast beim Hoffnungsmensch-Podcast
Podcast Hoffnungsmensch

350.000 Follower bei Instagram, ihre Reels werden millionenfach geklickt: Hülya Marquardt ist erfolgreiche Influencerin und Mama – ohne Beine.

Stell dir vor, du bist 18 Jahre alt und der Arzt sagt zu dir: Es ist besser, wenn wir deine Beine amputieren. Krasse Vorstellung, aber so ähnlich ist das Hülya Marquardt passiert. Zuerst wurde ihr rechtes Bein abgenommen, kurz darauf ihr linkes.

„Beim ersten Bein hatte ich komischerweise noch keine Angst. Wahrscheinlich habe ich gedacht: Ich hab ja noch das andere Bein.“

Der Grund für die Amputation war eine angeborene Fehlbildung, Dysmelie genannt. Nach 20 Operationen, vielen Krankenhausaufenthalten und ständigen Entzündungen, mussten Hülya mit 18 Jahren beide Beine entfernt werden.

Offener Umgang mit Behinderung

Auf Instagram geht die heute 42-Jährige ganz offen mit ihrer Behinderung um – sie fährt Skateboard, sie sitzt strahlend neben ihrem Rollstuhl am Strand oder sie stellt ihr Beine, also ihre Prothesen, einfach mal neben sich.

Hülya Marquardt macht ihre Behinderung sichtbar

Die Fotos und Reels sind ein echter Hingucker und ihre rund 350.000 Follower feiern sie dafür. Hülya verbindet damit aber auch eine Botschaft:

„Es löst bei manchen einen Schock aus. Aber ich glaube, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass sich die Gesellschaft ändert und dass es keine so große Rolle mehr spielt, ob die Beine dran sind oder nicht!“

Hülya ist verheiratet und Mama eines vierjährigen Sohnes. Die gelernte Kauffrau betreibt ihre eigene Modeboutique.

Hülya Marquardt hat keine Beine mehr
privat
Hülya Marquardt hat seit sie 18 ist keine Beine mehr. Die Mutter und Influencerin geht mit ihrem Alltag offen um.

Behinderungen im Alltag

Immer wieder gibt es Momente, in denen sie als Rolli-Fahrerin bzw. Prothesenträgerin behindert wird. Sei es beim Arzt, in der Bahn oder auf dem Spielplatz. Oft muss ihr Ehemann Dennis sie tragen, weil es anders nicht geht.

Auch im Familienalltag muss Dennis eigentlich immer mit dabei sein – zumindest so lange ihr Sohn noch klein ist. „Er ist vier Jahre alt und weiß, dass die Mama nicht so schnell ist“, erzählt Hülya mit einem Schmunzeln.

Einsatz für Barrierefreiheit

Sie ist dankbar für den großen Support ihres Mannes, hofft aber auch, dass sich noch mehr tut in Sachen Barrierefreiheit – so wie im Kindergarten ihres Sohnes. Er war nicht barrierefrei. Hülya hat es zum Thema gemacht, daraufhin wurde umgebaut. Jetzt können auch Menschen im Rollstuhl den Kindergarten besuchen.

„Oft liegt es nicht am Wollen, sondern am Bewusstsein“, stellt Hülya fest. Damit beim Thema Barrierefreiheit noch mehr geht, macht die 42-Jährige ihre 350.000 Follower auch darauf aufmerksam und gibt Einblicke in ihr Leben als doppelamputierte Frau.

Anderen Mut machen, positive Vibes verbreiten – das ist Hülya wichtig. Ihre Botschaft:

Ich bin gut, so wie ich bin!

Sie hat auch ein Buch geschrieben – Titel: „Läuft“.  Und das ist fast so etwas wie ihr Lebensmotto:

Natürlich gibt es manche Herausforderungen – wie bei jedem anderen auch. Aber ich kann es nicht besser beschreiben als einfach mit: Läuft!“

Hülya Marquardt zu Gast im Podcast Hoffungsmensch

Mehr von Hülya Marquardt hört ihr im Podcast „Hoffnungsmensch“.

Da erzählt sie auch davon, dass ihre Kindheit von der Lieblosigkeit und Gewalt ihres Vaters geprägt war. Wie sie ihm vergeben konnte und was es heißt, versöhnt mit sich und anderen zu leben – darüber spricht Hülya im Podcast mit Steffen Kern.