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Ideenmesse

Gemeinsam lebendige Kirche vor Ort gestalten

Buntes christliches Kreuz mit Musiknoten und Händen isolierte Vektorillustration. Hintergrund zum Thema Religion.
gettyimages/proksima

Wie sieht Kirche vor Ort aus? Auf der sogenannten Ideenmesse können sich nicht nur Kirchengemeinden austauschen.

Interaktiv, spielerisch und erlebnisorientiert sollte sie sein, die Ideenmesse 2023. Im September haben die Organisatoren Gemeinden, Einrichtungen und Initiativen der Kirche präsentiert.

Welche Erwartungen und Hoffnungen haben Menschen mit einem Herz für Kirche? Wir stellen die hier drei Projekte vor, die sich auch auf der Ideenmesse präsentiert haben.

Flexible Konfizeit für Jugendliche: 9 Tage Konfi-Seminar

Gruppenfoto
Christuskirche
Hier das Team von 2018. Haupt- und Ehrenamtliche bereitet die Fahrt vor und gestaltet das Programm vor Ort.

Wie können Jugendliche Glauben als etwas Konkretes und Persönliches erfahren? Die Konfirmationszeit ist hierbei besonders prägend. Deswegen gibt es bei der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel und der Evangelischen Kirchengemeinde Dortelweil seit rund 20 Jahren ein ganz besonderes Konfi-Camp: Neun Tage dauert das Seminar.

Das ermöglicht den Konfirmand:innen eine flexible Konfi-Zeit: Wer das 9-tägige Seminar am Ende der Osterferien besucht, hat dafür weniger wöchentliche Konfi-Einheiten.

Glaube & Spiritualität für Jugendliche anbieten

„Ganz wichtig ist uns eine alltagsnahe Verkündigung“, sagt Pfarrer Klaus Neumeier. Im Mittelpunkt stehen deshalb vor allem persönliche Glaubenserlebnisse. Die Jugendlichen sollen so eine intensive Gemeinschaft erleben und unterschiedliche Zugänge zur Spiritualität entdecken.

Annika und Thorsten stehen auf neben einem Flipchart. Darauf steht: Thema Vorstellungsgodi 2019. Die Punkte 2,3,5,6 und 7 sind abgestrichen. Auf der Liste stehen noch 1. How to Nächstenliebe, 4. Leben nach dem Tod und 8. Leben - gewollt oder Zufall?.
Christuskirche
Wie soll der Vorstellungsgottesdienst laufen? Annika Küss und Thorsten Mebus bereiten ihn für das Jahr 2019 vor.

Drei Andachten strukturieren den Alltag im Haus Heliand. Außerdem gibt es am Vor- und Nachmittag Programm, etwa mit kreative Angbote, Ausflügen oder Filmabende. „Es ist eine intensive und inhaltlich dichte Zeit“, sagt Neumeier. „Wir können dabei andere spirituelle Zugänge eröffnen als beim wöchentlichen Unterricht oder auch bei Wochenend-Seminaren.“ Weg von Zuhause und vom Alltag - das helfe vielen, sich darauf einzulassen. Besonders die Abendandachten in der Kapelle seien ein Highlight. „Das ist eine ganz besondere Atmosphäre.“

Nach Konfizeit auch weiter in Kirche aktiv

Das Modell komme gut bei den Jugendlichen an. „Wir bekommen von den Teilnehmenden wie auch von den Eltern viele positive Rückmeldungen“, sagt der Pfarrer. „Das Konfi-Seminar stärkt die Jugendlichen – in ihrem Glauben und für den Alltag.“ Und die Jugendlichen bleiben den Gemeinden verbundenn.

Die große Bad Vilbeler Jugendmitarbeitergruppe wäre ohne das Konfiseminar nicht denkbar und auch Jugendchor und Jugendbands sowie die Jugendfreizeiten werden von vielen Seminarteilnehmenden als gute Fortsetzung der Konfizeit angenommen.

Initiative 55 plus-minus: Mit moderner Technik das Alter zuhause meistern

Auch im Alter in der vertrauten Umgebung und Nachbarschaft gut und lange leben? Das macht die Initiative 55 plus-minus im evangelischen Dekanat Nassauer Land möglich. Seit 2005 gibt es unterschiedlichste Projekte für Menschen in in der zweiten Lebenshälfte

Hand auf einem Tablet, im Hintergrund eine Karte
Screenshot/ Archiv MeinDorf-App

Im Mittelpunkt steht auf der Ideenmesse das Thema „Smart Home“. Die Nutzer:innen können damit ihren Wohnkomfort steigern, Energie sparen und die Sicherheit im Haushalt erhöhen, erklärt Initiative-Sprecher Dieter Zorbach. Die moderne Technik könne dabei helfen, im Alter in Würde leben zu können, „auch Alexa gehört dazu“.

Wie das alles funktioniert, dafür bietet die große Schar engagierter Ehrenamtlicher Informationstreffen und Fortbildungen mit regem Zulauf. Sie verstehen es, auch Menschen jenseits der 70 die Chancen der neuen Technologie schmackhaft zu machen und etwa im Umgang mit Smartphone und Tablet zu schulen.

Angebote und soziale Kontakte für ältere Menschen

Lene-App
Aaron Kniese

Ein weiteres Projekt, das die Beziehungen vor Ort stärkt, ist die Lene-App. „Wer sie hat, wird über ein breites Spektrum an sozialen Angeboten in der Region informiert“, so Zorbach. Zudem bietet sie die Freiheit, sich nur das anzeigen zu lassen, was die Menschen interessiert.

„Wie kann ich mich in meinem Ort einbringen?“ und „Wie lassen sich Menschen unterstützen, die nicht ins Altenheim möchten“, nennt Zorbach Beispiele für die Themen, die auch außerhalb des Kreises eine Rolle spielen. Die Initiative zeigt, wie ältere Menschen die Zukunft vor Ort mitgestalten und ihre Talente in der Gemeinde einbringen. Derzeit sorgen rund 100 Veranstaltungen dafür, die Menschen nach ihren Interessen zusammenbringen und das Initiative-Motto „Gemeinsam aktiv werden“ mit Leben zu füllen.

Konfiweinlese 2011
Kirchengemeinde Guntersblum

Eigenen Wein lesen: Kirchenwein für die Konfis

In Rheinhessen gehört der Wein dazu. Deswegen gehört in der großen rheinhessischen Dorfgemeinde Guntersblum die Lese und das Abfüllen des Konfi-Weins zu den festen Terminen der Konfirmandenzeit.

Seit 13 Jahren geht es in den Wingert eines der über 20 Weingüter Guntersblums. In den drei bis vier Stunden haben die Jugendlichen genug Weintrauben gelesen, damit daraus Wein gekeltert werden kann. Im Schnitt ergibt das 500 Flaschen.

Kirche und Handwerk arbeiten Hand in Hand

Mädchen in den Reben
Kirchengemeinde Guntersblum/Johannes Hoffmann
2003 hat auch Amelia einen Dornfelder für den Konfiwein gelesen.

Pfarrer Johannes Hoffmann erinnert sich, dass die Idee 2010 bei einer Weinprobe mit den Eltern der Konfirmand:innen entstand. „Die Konfis sollten erfahren, was die wirtschaftliche Grundlage unseres Dorfs ist“, erzählt er. Außerdem können sie so lernen, „wie die Traubenlese von Hand funktioniert.“

Danach wird im Kelterhaus eines der örtlichen Weingüter gekeltert und es gibt schon einmal etwas Traubensaft. Im folgenden März, wenn der Wein fertig zum Abfüllen ist, entwerfen sie ein eigenes Etikett und kleben es auf die Flaschen.

Wohltätige Zwecke des Konfiweins

Mehrere Flaschen Konfiwein
Kirchengemeinde Guntersblum/Johannes Hoffmann

Pfarrer Hoffmann hat je eine Flasche eines Jahrgangs aufgehoben. Gelagert wird der Konfi-Wein in dem ideal temperierten Keller unter der Kirche. Lange bleibt er dort unten nicht, denn er wird bei besonderen Gelegenheiten ausgeschenkt oder für 5 Euro die Flasche verkauft. Der Erlös kommt einem guten Zweck zugute.

Probieren dürfen die Konfis „ihren“ Wein allerdings erst bei der Konfirmation beim Abendmahl. Aber stolz ist jeder Konfi-Jahrgang allemal auf „seinen“ Wein. 

Rund 1.000 Besucher:innen kamen in die Messehallen Gießen. Veranstalter waren die Kirchenleitung der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die EKHN-Ehrenamtsakademie und das Netzwerk „Lust auf Gemeinde“.

Wir wollen Lust auf Gemeinde machen, Lust auf Kirche vor Ort.

Steffen Bauer (Leiter EKHN-Ehrenamtsakademie)

Kirche der Zukunft gestalten

Das Motto #NextGeneration wies auf die Frage hin, „wie wir in zehn oder 20 Jahren Kirche sein wollen“, so Klaus Neumeier. Er ist Mitglied der Steuerungsgruppe Ideenmesse. Bei Fragen nach der Zukunft von kirchlichen Räumen etwa gehe es ja nicht nur um Abriss wegen einer kleiner werdenden Kirche, sondern auch im übertragenen Sinne um Neubau. „Was wünschen sich die Menschen, die einmal in diesen Räumen leben werden?“, fragt Neumeier.

Kirche mitgestalten

Welche Vision hast du von der Kirche der Zukunft? Teile mit uns deine Gedanken und Ideen, gerne via Mail in die indeon-Redaktion oder über unsere Social-Media-Kanäle:

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Die Veranstalter haben gezielt junge Menschen nach Gießen eingeladen. Solche, die sich vor Ort engagieren, etwa Jugendmitarbeiter:innen oder Konfi-Helfer:innen. Die Generationen sollen ins Gespräch kommen und es sollen junge Menschen gehört werden, sagt Steffen Bauer.

Nächste Generation für Kirche

„Wir wollen den jungen Menschen Verantwortung übergeben und spüren, dass sie diese auch annehmen.“ Gleichzeitig solle das Motto nicht auf das Alter von Menschen begrenzt werden, fügt Alrun Kopelke hinzu. Sie ist Referentin für missionarisches Handeln und geistliche Gemeindeentwicklung im Zentrum Verkündigung der EKHN. Man versuche auch Menschen anzusprechen, die einen Draht zur Kirche haben, aber bislang nicht aktiv sind und ebenfalls zu einer „NextGeneration“ werden könnten.

Eine junge Frau, die bereits Verantwortung übernommen hat, ist Anna-Nicole Heinrich, seit 2021 Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die 27-Jährige hat auf der Ideenmesse von ihrem Bild von der Zukunft der Kirche gesprochen.