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Volker Jung fordert im Podcast „echt gefragt - der Deeptalk“ für Demokratie einzustehen

Kirchenpräsident Volker Jung sitzt am Tisch mit einem Mikrofon vor sich. Er nimmt gemeinsam mit Lotte den indeon-Podcast „echt gefragt - der Deeptalk“ auf.
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Der scheidende Kirchenpräsident der EKHN spricht im indeon-Podcast über 16 Jahre Amtszeit. Besonders geprägt haben ihn in dieser Zeit die Themen Flucht und Migration.

Fast zeitgleich mit Barack Obama hat Volker Jung im Jahr 2009 sein Amt angetreten: Der scheidende Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) blickt im indeon-Podcast „echt gefragt - der Deeptalk“ auf rund 16 Jahre Amtszeit zurück.

Im Gespräch mit Host Lotte Mattes spricht er über seine persönlichen Ansichten zu politischen und gesellschaftlichen Krisen und Ereignissen dieser Jahre, seine Zukunftspläne und über die Herausforderungen der Kirche im 21. Jahrhundert. Übrigens kannst du dir diese Sonderfolge auch auf YouTube ansehen 🔼. 

Als größte Herausforderung seiner Amtszeit sehe es Volker Jung, die Kirche in ihrer Gesamtentwicklung zu begleiten. Damit beschreibt er nicht nur die nötigen Reform- und Sparprozesse innerhalb der EKHN, sondern auch die Veränderungen in der Gesellschaft.

Die Welt werde zunehmend komplexer und die schnellen Entwicklungen haben besorgniserregende Folgen: die Sehnsucht nach starken Führungspersönlichkeiten. Diese gingen auch auf Kosten der Demokratie und das macht Jung Sorgen: „Davor muss man sich meines Erachtens sehr hüten und sich bewusst machen, welcher Wert auch im demokratischen Miteinander liegt.“

Er habe sich nicht vorstellen können, wie „Diskriminierung, Hass, Antisemitismus oder Muslimfeindlichkeit“ innerhalb kürzester Zeit „in einer Gesellschaft wachsen und Raum ergreifen“ können. 

Kirche als Unterstützerin der Demokratie

Auch wenn die Demokratie nicht perfekt sei, ermöglicht sie „allen Menschen, sich gleichberechtigt zu beteiligen“. Volker Jung betont, dass er hier eine Parallele zur Botschaft der Kirche sehe. „Wir glauben, dass alle Menschen von Gott geliebte Geschöpfe sind und dass damit alle auch eine gleiche Würde und gleiche Rechte haben.“ 

Kirchenpräsident Volker Jung

Seit dem 27. September 2008 ist Pfarrer Volker Jung der Kirchenpräsident der EKHN. Er stammt aus dem Vogelsbergkreis, ist verheiratet und hat zwei Töchter und zwei Enkelkinder. Nach seiner Ausbildung zum Pfarrer (Studium und Vikariat) wurde er 1997 Gemeindepfarrer in Lauterbach. Das blieb er auch, während er auf Regionalebene Verantwortung als Dekan übernommen hat.  Nach dem Ende seiner Amtszeit als Kirchenpräsident wird er in den Vogelsbergkreis zurückkehren.

Gerade vor dem Hintergrund des rassistischen Anschlags in Hanau oder dem Attentat auf den Politiker Walter Lübcke sei es wichtig, dass „viele Stimmen zusammenkommen und diese Entwicklungen als das markieren, was sie sind: Eine große Katastrophe“, sagt Jung. Deswegen hat er sich immer wieder dafür ausgesprochen, dass Kirche sich in politische Fragen einmischt. 

Die Not der Flüchtlinge – Volker Jung über Menschlichkeit

Besonders angegriffen wurde er deswegen auch für seine Haltung in der Migrations- und Flüchtlingspolitik. Dieses Thema begleitet ihn bereits seit seiner Zeit als Gemeindepfarrer in Lauterbach. Damals habe er erlebt, wie ein Kind aus der Klasse seiner Tochter abgeschoben wurde. Das habe nicht nur die abgeschobene Familie betroffen, sondern auch die beteiligten Kinder. 

Host Lotte Mattes hört im indeon-Podcast „echt gefragt - der Deeptalk“ dem Kirchenpräsidenten der EKHN, Volker Jung, zu
Karsten Fink

Im Gespräch mit Lotte Mattes erzählt Volker Jung exklusiv von seiner ersten Begegnung mit einem geflüchteten Menschen. Seine Eltern hatten eine Gastwirtschaft und eine Metzgerei. Dort hatte die Familie einen Kriegsflüchtling aus dem Kosovo beschäftigt. Dieser Mann und seine Familie haben Volker Jung über viele Jahre begleitet. Inzwischen leben sie in Jungs Elternhaus und haben sich viele Jahre um seine Mutter kümmern können. Er spricht bei dieser Erfahrung davon, dass er gemerkt habe, was es bedeuten kann, Menschen zu begleiten und habe dies nicht nur als Gemeindepfarrer an verschiedenen Stellen getan. 

Kirchenpräsident Jung betont: „Das ist eine tiefe, tiefe Not, aus der Menschen sich befreien, weil sie einfach eine bessere Zukunft suchen.“ Das habe es zu allen Zeiten gegeben und unsere Gesellschaft stünde vor der Aufgabe, diese Menschen zu integrieren. Als Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe er sich noch tiefer in das Thema einarbeiten können.

Deutschland sei auf Zuwanderung angewiesen und es läge an uns, diese zu aktiv gestalten. Volker Jung appelliert dafür, die Zuwanderungsquote zu erhöhen, um dem Bedarf der Wirtschaft und dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. 

Was Kirche und Demokratie gemeinsam haben

Interview mit Kirchenpräsident Volker Jung in seiner Wohnung
Karsten Fink

Welche Richtung die Gesellschaft und die Kirche in Zukunft einschlagen wird, gehören für ihn zu den dringendsten Fragen. Er sieht die Hauptaufgabe der Kirche darin, sich aktiv mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auseinanderzusetzen und zukunftsfähige Strukturen zu entwickeln. Dazu zähle beispielsweise die Kooperationen von Kirchengemeinden zu sogenannten Nachbarschaftsräumen. Auch alternative Finanzierungsmodelle will der scheidende Kirchenpräsident nicht ausschließen. 

Wichtig sei es ihm, für Menschen erkennbar und erreichbar zu sein. Das bedeute auch, als Kirche flächendeckend präsent zu sein. Er wünscht sich, dass Kirche durch die bestehenden Zwänge kreative neue Formen der Ansprache und des Engagements entwickeln kann.

Ich wünsche mir, dass Menschen spüren, welche Kraft im Glauben liegt.

 

Er sieht den klaren Vorteil von Kirche darin, eine „tragende Gemeinschaft von Menschen“ zu sein, „der man sich gut anvertrauen kann“.

Host Lotte Mattes mit Kirchenpräsident Volker Jung
Karsten Fink

Wo wird die Kirche künftig hinsteuern? Damit beschäftigen wir uns nicht nur in unserem Dossier zur Zukunft der Kirche, sondern auch auf unseren Social-Media-Plattformen: 

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Für Volker Jung bedeutet Kirche nicht nur die Gemeinschaft an sich, sondern auch, diese Gemeinschaft anderen erlebbar zu machen. Das habe er als 16-Jähriger gespürt. Damals war er in einer Jugendgruppe und „da hat sich mein Glaube noch mal vertieft und entwickelt“, betont er.  Erst dadurch habe er den Entschluss gefasst, Theologie zu studieren. 

Der Glaube hat ihm besonders in schwierigen Phasen Kraft gegeben. Er vergleicht das Gefühl mit „einem guten Freund, der dir den Arm um die Schulter legt und sagt 'Ich bin an deiner Seite'“. Das sei ein Geschenk, das sich für ihn im Laufe seines Lebens immer weiterentwickelt habe. Und obwohl der Glaube nicht alle Antworten auf die Fragen des Lebens liefere, habe er ihm immer geholfen, mit diesen Fragen zu leben und „darin auch Antworten und Ahnungen“ zu finden.