Diakonie

Wie gehen diakonische Pflegeheime mit Sterbehilfe um?

Pflegerin mit weißer Kleidung pflegt älteren Mann
epd-bild/Werner Krüper

Die verschiedenen Pflegeeinrichtungen der Diakonie und der evangelischen Kirche tun sich schwer mit einer einheitlichen Linie zur Sterbehilfe

Wie kann ein selbstbestimmtes Lebensende gelingen? Wie stehen christliche Einrichtungen zum assistierten Suizid? Der Evangelische Pressedienst (epd) hat sich umgehört:

Keine Suzidhilfe in den Einrichtungen des Augustinum

Für die Seniorenresidenzen der Augustinum-Gruppe hat der Sozialdienstleister eine klare Linie vereinbart: Selbst wenn sich die Menschen für einen Suizid entscheiden, werden sie „wertschätzend und professionell bis zum Ende ihres Lebens begleitet.“ Das steht in der Zusage für die Bewohner:innen des diakonischen Augustinums.

Sterbehilfe in Deutschland

2020 hat das Bundesverfassungsgericht das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben formuliert und das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe verworfen. Bisher gibt es allerdings keine Neuregelung durch. Dadurch müssen die Pflegeeinrichtungen ohne gesetzliche Regelung selbst mit dem Thema umgehen.

Zwar gibt es dort keine Suizidhilfe von den Mitarbeitenden selbst, aber die freie Entscheidung, ob sie Sterbehilfe von außerhalb in Anspruch nehmen wollen, können die Bewohner:innen selbst treffen. 

Wie sollen Pflegeeinrichtungen mit der Sterbehilfe umgehen?

Damit ist das Augustinum laut epd-Umfrage schon weiter als viele andere Heime der Diakonie. Die befinden sich oft noch in der internen Klärungsphase, wie sie mit der Sterbehilfe umgehen wollen. Eine einheitliche Linie gibt es noch nicht. 

Daniel Wagner, der Sprecher der Diakonie Bayern meint, dass jedes Heim seine eigenen Regelungen finden muss. In Bayern hat die Diakonie mit einem Positionspapier „Leitplanken aufgestellt“. Aber es gäbe keine Bevormundung der einzelnen Häuser. Menschen, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen wollen, sollen aber nicht gezwungen sein, dafür das Heim zu verlassen.

EKD und Diakonie stärken Suizidprävention

Nach dem Scheitern der Neuregelung der Sterbehilfe im Bundestag im Sommer 2023 setzen sich die Evangelische Kirche in Deutschland und die Diakonie für Suizidprävention ein. Anette Kurschus, die Ratsvorsitzende der EKD sagt: „Der Fokus von Staat und Gesellschaft muss daher auf einem konsequenten Ausbau der Suizidprävention, der Palliativmedizin und der Palliativpflege liegen.“

Sterbehilfe soll Ausnahme sein, keine Regel

Für Peter Bartmann, den Leider des Zentrums Gesundheit, Rehabilitation und Pflege der Diakonie Deutschland ist die Sterbehilfe nur im Ausnahmefall zu verantworten. „Aufgabe diakonischer Einrichtungen und Dienste ist es allerdings, Menschen mit Sterbewünschen, Suizidgedanken und auch dem Verlangen nach einem assistierten Suizid, in ihren Wünschen ernst zu nehmen und zu begleiten.“

Entscheidend sei, dass die Einrichtungen und Dienste für ihren Verantwortungsbereich Klarheit im Umgang mit der Suizidassistenz schaffen. Für Klient:innen aber auch für die Mitarbeitenden. Die Diakonie hat eine Handreichung für den Umgang mit Sterbewünschen (PDF) erstellt, um die Einrichtung beim Klären dieser Fragen zu unterstützen. Die Diakonie Hessen verweist auf ihrer Homepage auf diese Handreichung. 

Keine begleitete Selbsttötung in Bethel

Der Vorstandsvorsitzende von Bethel, Ulrich Pohl lehnt jede Möglichkeit begleiteter Selbsttötung in den Einrichtungen ab. „Das ist mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar und kommt daher durch Mitarbeitende Bethels nicht infrage - auch wenn Betroffene es wünschen.“ Bethel biete umfassende Informationen über palliative Möglichkeiten am Lebensende. 

Der rechtliche Rahmen, wann Sterbehilfe zulässig ist, sei nicht eindeutig, sagt Christian Heine-Göttelmann, der Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfahlen-Lippe dem Evangelischen Pressedienst. In den Pflegeeinrichtungen der Landesdiakonie gäbe es keine einheitliche Praxis. Viele Heime versuchten laut Heine-Göttelmann, eine Haltung zu entwickeln. 

Sterbehilfe für schwerstkranke Menschen? Bei repräsentativen Umfragen in den vergangenen Jahren gaben die meisten Menschen in Deutschland an: In solchen Fällen solle das medizinische Personal straffrei bleiben. Wie stehst du zum selbstbestimmten Sterben? Schreib uns deine Meinung. Gerne via Mail in die Redaktion oder auch über unsere Social-Media-Kanäle: 

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