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Ehrenamtliche Prediger

Talare für Prädikanten: Kirche muss erkennbar bleiben

Aaron Kniese
Kommentar von Aaron Kniese

Prädikant:innen nehmen eine wichtige Rolle in unserer Landeskirche ein, deshalb sollten sie auch erkennbar auftreten.

Stell dir vor, du gehst am Sonntag in die Kirche. Gottesdienst, sogar mit Taufe. Doch schon direkt am Anfang fällt dir etwas auf: Vor der Kanzel steht gar keine Pfarrperson in einem schwarzen Talar, sondern ein junger Mann in einem Anzug. Gottesdienst und Taufe laufen ganz „normal“ ab, so wie du es vorher nachgeschlagen hast. Trotzdem fragst du dich immer wieder: „Bin ich hier richtig, ist das wirklich ein Gottesdienst von der Kirche?

Ja – das ist ein richtiger Gottesdienst. Und tatsächlich ist der junge Mann kein Pfarrer, sondern ein Prädikant.

Was macht ein Prädikant?

Prädikant:innen sind Ehrenamtliche, die eine zweijährige Ausbildung gemacht haben, um Gottesdienste und Kasualien (also Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen) feiern zu dürfen. Bei normalen Gottesdiensten fällt das selten auf: Denn die meisten Gemeidemitglieder:innen kennen ihre Ehrenamtlichen. Aber bei den besonderen Gottesdiensten mit Kasualien fallen die Prädikant:innen oft auf, weil sie eben KEINEN Talar anhaben. Sie sind äußerlich nicht von freien Redner:innen zu unterscheiden.

So wirst du Prädikant:in

Das sind die Voraussetzungen, um Prädikant:in werden zu können. Du:

  • musst volljährig und konfirmiert sein
  • kennst dich mit Theologie und der Bibel aus
  • sprichst gerne vor Menschen
  • hast ein offenes Weltbild und beschäftigst dich mit aktuellen Fragestellungen der Gesellschaft

Deine Gemeinde oder dein Dekanat kann dir Auskunft geben, wann der nächste Kurs stattfindet. Bevor du Prädikant:in werden kannst, musst du einjährige Ausbildung zum/zur Lektor:in absolvieren. Danach folgt dann eine weitere einjährige Ausbildung zum/zur Prädikant:in.

Mehr Infos findest zu beim Zentrum Verkündigung.

„Wo ist der Pfarrer?“

Da kommen dann schon Fragen auf, wie: „Wo ist der Pfarrer?“ oder „Ist der Verstorbene etwa ausgetreten?“ Irgendwie komisch: gerade in Zeiten, in denen die Kirche Mitglieder und Einfluss verliert, sollte sie doch erkennbar bleiben oder? Unsere Kirche sollte nach außen sichtbar sein. Vor allem dann, wenn sie in Kontakt mit Menschen kommt, die sonst nicht so viel mit Kirche zu tun haben.

Talar gehört zum Image

Einen Talar verbinden viele Menschen direkt mit Kirche. Eine Pfarrperson, die ihre Dienstkleidung trägt, ist im Auftrag der Kirche unterwegs, um das Wort Gottes zu verkündigen, und nicht als Privatperson.

Der Vorschlag, Talare für die Ehrenamtlichen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) anzuschaffen, wurde in der Vergangenheit öfters heiß diskutiert.

  • Befürworter:innen sagen, dass die Kirche nach außen sichtbar sein muss. 
  • Gegner:innen der Bewegung argumentieren mit dem jahrelangen Studium und den Prüfungen, die Pfarrpersonen absolvieren müssen, um einen Talar tragen zu dürfen.

Talare: Einzelfall-Entscheidung statt einheitlicher Regelung

Laut dem Prädikanten- und Lektorengesetz der EKHN dürfen Dekan:innen im Einzelfall entscheiden, ob Ehrenamtliche für ihren Dienst einen Talar tragen dürfen.  Eine Talarpflicht für Prädikant:innen gibt es hier, im Gegensatz zu anderen Landeskirchen, nicht. In der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland werden Prädikant:innen ordiniert und tragen dann auch bei Gottesdiensten einen Talar.

Dein „Ja“ zum Talar?

Was denkst du über Dienstkleidung für Prädikant:innen?

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Neue liturgische Kleidung

Neben einer farbigen Stola (das ist ein langer Schal mit Bedeutung) könnte die Kirche auch Talare in anderen Farben nutzen, um ehrenamtliche Prädikant:innen sichtbar zu machen. Grau anstelle von Schwarz zum Beispiel. Oder einfach einen andere Form des Talars. 

Talar gehört zum Image der Kirche

Denn egal ob bei der Taufe, der Beerdigung oder der Heirat. Stellt man sich einen dieser Anlässe vor, hat man automatisch ein Bild von einer im schwarzen Talar gewandeten Person im Kopf, die den Gottesdienst leitet. Eine Erwartung, die wir, egal ob mit Ehrenamtlichen oder Hauptberuflichen, erfüllen sollten. Nur so können wir als Kirche nach außen sichtbar bleiben.

Jede 7. Pfarrstelle unbesetzt

Noch ein kleiner Info-Dump zum Schluss: In der EKHN sind je nach Dekanat 12 bis 16 Prozent der Pfarrstellen vakant, das heißt unbesetzt. Insgesamt sind das 137 Vakanzen auf Gemeindepfarrstellen in der ganzen Landeskirche. Die Gottesdienste in den Gemeinde werden durch Vertretungsdienste von anderen Pfarrpersonen übernommen, aber auch oft von Prädikant:innen. In der EKHN gibt es 910 Prädikant:innen und zusätzlich noch 274 Lektor:innen. Also über 1.200 Menschen, die ehrenamtlich Gottesdienste, Andachten und Kasualien anleiten