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Pflegenotstand

Bei der Pflege gegensteuern

Renate Haller
Kommentar von Renate Haller

Der Pflegenotstand ist längst da. Wer pflegebedürftig ist, kann nicht auf schnelle Hilfe vertrauen. Nun gibt es auch noch finanzielle Probleme.

Pflegekräfte in Heimen, Krankenhäusern und ambulanten Diensten kümmern sich um kranke und alte Menschen. Das ist ein ehrenwerter Beruf, der in einer alternden Gesellschaft unbedingt Zukunft hat.

Weniger Menschen wollen in die Pflege

Ausüben wollen ihn immer weniger Frauen und Männer. Wer sich die Arbeitsbedingungen anschaut, kann das verstehen. Unterbesetzte Schichten, keine Zeit für freie Tage. Da die meisten irgendwann mal Pflege brauchen, darf das niemanden kalt lassen.

Die Diakonie hat kürzlich gemeldet, dass die Sicherheit der Versorgung in der Langzeitpflege akut gefährdet ist. Eine bundesweite Umfrage von Diakonie Deutschland und des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege hatte ergeben, dass mehr als Zweidrittel der diakonischen Pflegeeinrichtungen und ambulanten Dienste in den vergangenen sechs Monaten ihr Angebot einschränken mussten. Sie hatten schlicht nicht genügend Personal.

Stehen diakonische Pflegeeinrichtungen für der Insolvenz?

Dazu kommt, dass  ein Drittel der stationären und ambulanten Altenpflegeeinrichtungen der Diakonie Hessen die eigene Zahlungsunfähigkeit befürchtet.

Auch große Träger der Altenhilfe stehen mit dem Rücken zur Wand

Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen

Fakt ist: Schon jetzt können dringend benötige Plätze in Heimen nicht belegt werden. Die Suche nach ambulanter Pflege bleibt in einigen Regionen ergebnislos. Sollten aus der drohenden Zahlungsunfähigkeit in einigen Einrichtungen Insolvenzen werden, verschärft sich das Problem.

Das ist aus zwei Gründen dramatisch:

  • Die Menschen werden älter und brauchen mehr statt weniger Pflege.
  • Die Babyboomer, die derzeit aus dem Berufsleben scheiden, werden auch in der Pflege weitere Lücken hinterlassen.

Was tun? Jahrelang lautete die Forderung: mehr Gehalt. In diesem Bereich ist ein Anfang gemacht. Das ist gut so.

Was die Pflege in Deutschland braucht

Was jetzt dringend ist, hat eine Studie der Hans Böckler Stiftung 2022 (PDF) gezeigt. Bessere Arbeitsbedingungen vorausgesetzt, können sich 300.000 Pflegekräfte vorstellen, in ihren Beruf zurückzukehren.

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Sie fordern verlässliche Arbeitszeiten, dazu brauchen sie mehr Kolleginnen und Kollegen. Und sie brauchen Anerkennung. Meine haben sie! Sie brauchen sie allerdings auch in den Einrichtungen, vom ärztlichen und dem kaufmännischen Personal. Das muss in die Köpfe.

Deshalb: Politik, Pflegeversicherung, Verbands-, Berufs- und Patientenvertreter müssen alle an einen Tisch.

Sorgt für Werbekampagnen unter den jungen Menschen. Stellt nach vorne, was den Beruf erfüllend macht. Baut Bürokratie ab, auch in der Pflege-Dokumentation, oder stellt anderes Personal dafür ein. Und versucht derweil, die verbliebenen Pflegekräfte bei Laune zu halten, bis der Nachwuchs soweit ist oder die Ehemaligen tatsächlich zurückkommen. Es geht um jede einzelne Kraft.