Die Idee der Pflege-Influencer findet der Münchner Pflege-Experte Claus Fussek gut. Vorausgesetzt, die Personen treten authentisch auf. Wenn sie auf ihren Profilen nur Positives zeigten, fühlte sich der Nachwuchs spätestens nach den ersten Tagen im Beruf veräppelt, warnt Fussek.
Von solchen Leuten hätten Pflegeeinrichtungen gerne mehr. Der Nachwuchs-Markt ist umkämpft, weiß Anne Ertel. Die Pflegedirektorin der Krankenhaus GmbH Landkreis Weilheim-Schongau in Oberbayern berichtet von teilweise aggressivem Versuchen anderer Kliniken, Fachkräfte abzuwerben.
Ihr Team entwickelt verschiedene Formate, um junges Personal für den Beruf zu begeistern. In den sozialen Netzwerken sind ihre Einrichtungen unter dem Titel „Mia san Krankenpflege“ aktiv.
Ihre Projekte für den Nachwuchs: ein Candlelight-Dinner, eine Halloween-Party und die Reihe „First Monday for Jobs“. Und damit die neuen Kolleginnen und Kollegen auch langfristig bleiben, bietet das Haus seinen Mitarbeitern günstige Wohnungen in der unmittelbaren Umgebung an.
Dustin geht noch einen anderen Weg, Jugendliche auf seinen Pfleger-Job aufmerksam zu machen: Der gebürtige Berliner rappt über seinen Berufsalltag. Seine Videos haben bis zu 60 000 Aufrufe auf YouTube. In dem Song „Letzte Tür“ rappt er über Frühschicht und das Arbeiten an Feiertagen - während alle anderen ausschlafen können.
Während Jimmy durchaus seine Posts als Anzeigen kennzeichnet, reagiert Dustin da anders. Mittlerweile habe ihm bereits ein Kollege aus der Pflegebranche Geld geboten, wenn er in seinen Beiträgen Werbung für das Unternehmen macht. Er lehnte ab. Er habe sich mit dem Angebot nicht identifizieren können. Grundsätzlich könne er sich aber Kooperationen mit Heimen zum Beispiel für Stellenanzeigen vorstellen.
Die Corona-Pandemie ist nicht überwunden. Aber eine Sache hat sich im Vergleich zu den ersten Monaten verändert: Es gibt keinen Applaus mehr für Pflegekräfte. Und mehr Geld anscheinend auch nicht. Darauf macht die Satire-Sendung extra3 Ende August aufmerksam.