Anzeige
Anzeige
Serie Mutmacher

Ein Lesehund gegen die Angst

Ein Lesehund macht Mut
Ergänzender redaktioneller Inhalt

YouTube-Videos, Postings oder Podcasts: Eigentlich haben wir hier etwas Tolles für dich. Wisch über den Slider und lass es dir anzeigen (oder verbirg es wieder).

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

In der Schule einen Text vorlesen: Nicht so einfach. Manche Kinder haben Angst, sich zu blamieren. Ausgerechnet ein Hund kann ihnen die Angst nehmen.

Von Martin Höcker

Joshua geht gerne zur Schule. In allen Fächern bringt er regelmäßig ordentliche Noten mit nach Hause. Deutsch gehört  zu seinen Lieblingsfächern, wäre da nicht das Vorlesen, besonders, wenn er vor der Klasse einen schwierigen Text vortragen soll. Dann kommt der Viertklässler so richtig ins Schwitzen und verhaspelt sich recht oft. Das hat Joshua sehr verunsichert. In der zweiten und dritten Klasse war das sogar noch stärker ausgeprägt.

Doch seitdem Lesehund Clooney regelmäßig in die Ludwig-Schwamb-Schule in Mainz kommt, ist Joshua beim Vorlesen viel sicherer geworden und hat nicht mehr soviel Angst sich zu blamieren, Doch was ist eigentlich ein Lesehund?

Joshua liest Clooney vor
Martin Höcker
Der Hund hilft bei Angst vorm Lesen

Dem Hund aus dem Lieblingsbuch vorlesen

Das weiß Astrid Kaufmann ganz genau, denn sie arbeitet seit einigen Jahren mit diesen speziell ausgebildeten Vierbeinern: „Das Kind kann dem Hund aus seinem Lieblingsbuch vorlesen, kann den Hund streicheln und seine Nähe spüren. Das Geheimnis beim Projekt Lesehund ist, dass der Hund nicht wertet, die Kinder werden so genommen, wie sie sind und schöpfen Vertrauen beim Lesen. Sie merken, dass sie keine Angst mehr haben müssen.

So gewinnen sie Freude am Lesen. Der  Lesehund  wird zum Freund, dem man gerne vorliest.  Dadurch kann auch die Furcht,  Mitschülern etwas vorzulesen, abgebaut werden. Eine logopädische Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen kann der Lesehund jedoch nicht ersetzen.

Nicht jeder Hund kann ein Lesehund sein

Lesen lernen mit dem Lesehund
Martin Höcker
Nicht jeder Hund ist als Lesehund geeignet

Natürlich muss ein Lesehund dafür auch besonders geeignet sein. Wichtig ist vor allem, dass die Tiere absolut agressionsfrei sind. Sie werden daraufhin getestet. Bei bestimmten Rassen ist diese Eigenschaft ausgeprägt. Berner Sennenhunde, so wie  Clooney, sind von Natur aus sehr friedliebend. Aber natürlich können auch Labradore oder Golden Retriever diese Aufgabe übernehmen.

Clooney kam schon als Welpe zu Astrid Kaufmann, die damals noch mit Lesehund Sam die Schulen besuchte. Sam, ebenfalls Berner Sennenhund, war für Clooney ein sehr guter Lehrmeister. „Clooney kommt aus der gleichen Zucht und war sozusagen der kleine Bruder von Sam und hat ihn schon als Welpe in die Schule begleitet“, so Astrid Kaufmann. Dadurch lernte er schon in frühster Jugend auch in stressigen Situationen gelassen zu bleiben.

Kindern, das Leben leichter machen

Astrid Kaufmann hatte sich schon früh sozial engagiert und vor mehr als 20 Jahren mit kriegstraumatisierten Kindern in Montenegro gearbeitet. Zurück in Deutschland erkannte die Shiatsutherapeutin, dass sie sich auch weiterhin gesellschaftlich einsetzen möchte. Mit einer Freundin gründete sie den gemeinnützigen und ehrenamtlichen Verein „Funkelstern“, um:

Kinder zu stärken und eine bessere Welt für sie zu schaffen.

So entstanden nach und nach sechs unterschiedliche Projekte, einige von ihnen wie die Bärenstark-Massage sprechen schon  Kindergartenkinder an. Gemeinsam ist allen Angeboten, dass sie auf spielerische Art Kinder auf verschiedene Lebenssituationen vorbereiten. Der Lesehund ist für Astrid Kaufmann eines der wichtigsten Projekte. Dabei ist das Projekt Lesehund in Mainz eigentlich durch einen großen Zufall entstanden:„Ich ging mit meinem Hund Sam spazieren als mir eine Familie entgegen kam. Sofort wurde ich angesprochen. Der Sam sieht ja aus wie unser Lesehund.“ 

Der Verein "Funkelstern"

Der Verein "Funkelstern" unterstützt Kinder an Mainzer Grundschulen. Seine Mitglieder unterstützen Kinder und Eltern in schwierigen Lebenssituationen. Mit verschiedenen Projekten wollen die Mitglieder, darunter Therapeuten und Pädagoginnen Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen.

Der Trend kommt aus den USA

Astrid Kaufmann war interessiert, recherchierte im Internet und war von dem Projekt begeistert. Sie erfuhr, dass die Idee des Lesehundes in Amerika von Kimberly Kistler-Grobholz entwickelt wurde und von ihr nach München gebracht wurde. Dort gründete die Tierheilpraktikerin 2008 das erste Lesehund Projekt. Astrid Kaufmann gelang es sehr schnell mit Kimberly Kistler-Grobholz in Kontakt zu treten und Sam konnte bei ihr seine Ausbildung beginnen.

Wichtig ist dabei, dass das Tier gut mit Kindern zu Recht kommt, auch in stressigen Situationen gelassen reagiert und Spaß an der Aufgabe hat. Es versteht sich von selbst, dass ein Lesehund alle grundlegenden Kommandos kennt und darauf reagiert.

Der Lesehund braucht einen starken Charakter

Ein Lesehund hilft Kindern beim Lesen Lernen
Martin Höcker
Joshua liest dem Hund Clooney vor

„Ein starker Charakter ist eine weitere Voraussetzung, denn ein Lesehund wird, wenn er in eine Schule kommt, mit vielen Dingen konfrontiert. Das beginnt schon im Schulhof, wo 30 bis 40 Kinder Hurra schreien, wenn sie den Vierbeiner erblicken. Ja, das muss ein Lesehund aushalten“, so Astrid Kaufmann.Sam war übrigens der erste Lesehund in Rheinland-Pfalz. Leider ist er inzwischen verstorben.

Mutmacher gesucht

Du kennst jemanden, der das Zertifikat Mutmacher verdient hat? Melde dich bei uns!

mutmacher@indeon.de

Ein Lesehund weiß nicht alles besser

Joshua hatte noch Sam kennengelernt und ihm schon recht erfolgreich vorgelesen. Auch zu  Clooney hat der 10-jährige Schüler eine intensive Freundschaft entwickelt: „Das Gefühl mit Clooney zusammen zu lesen, ist sehr schön. Der Clooney sagt mir nämlich nicht, lese diesen Satz nochmal oder du hattest da eben einen Lesefehler. Er bleibt nur ruhig neben mir sitzen und schaut manchmal zu mir hoch und immer, wenn er zu mir guckt, so schaut es aus, als ob er lächelt.“ Tatsächlich hat Joshua sein Lampenfieber weitgehend verloren und meldet sich nun im Unterricht häufiger zum Vorlesen.

Am Ende gibt es eine Belohnung

Das Lesehund-Projekt ist in Mainz bei Kindern beliebt
Martin Höcker
Ein Lesehund hilft gegen die Angst vor den Buchstaben

Auch Lehrerin Franka Harig kann den Erfolg bestätigen. Kinder, die mit dem Lesehund üben, haben mehr Selbstvertrauen: „Die Erfahrung mit unserem Lesehund ist wirklich großartig. Die Kinder kommen vom Vorlesen wieder zurück und bringen Clooney an der Leine mit und sind stolz. Sie sind gewachsen und fühlen sich innerlich stark und haben viel mehr Mut sich auch im Unterricht mal zu melden.“ Gut 20 Minuten darf Joshua Clooney etwas vorlesen. Dann muss der Hund eine Pause machen,  ist es doch recht anstrengend für ihn so lange ruhig dazuliegen und zuzuhören. Dafür gibt es aber für beide eine schöne Belohnung. Joshua erhält ein Lob in seinem Lesebegleitheft und Clooney darf sich über ein besonderes Leckerli freuen.

Lass die indeon-Community wachsen

Dir gefällt, wie wir an Themen rangehen? Dann werde Teil der indeon-Community und abonniere unseren indeon-Newsletter indeon weekup. Hier diskutieren wir mit dir die gesellschaftlichen und kirchlichen Themen der Woche und lassen dich an der Arbeit unserer Redaktion teilhaben. 

Hier kannst du den Newsletter ganz easy abonnieren.

indeon-Umfrage
indeon.de
indeon-Umfrage

Wie gefällt dir indeon?

Deine Meinung ist gefragt! Wir wollen von dir wissen: Wie gefällt dir indeon.de? Was machen wir gut, wo können wir besser werden? Und das Beste: Für deine Mühe spenden wir für die Hochwasseropfer. Also raff dich auf und mach bei unserer anonymen Umfrage zu indeon mit.