Soziales

Helfen trotz Armut: Warum Ehrenamt bei der Tafel besonders ist

Ein Mitarbeiter der Tafel, ein älterer Mann im hellgrauen T-Shirt räumt grüne Gemüsekisten ein.
Bastian Nadj/Schwäbische Tafel Stuttgart e.V.

Bei der Tafel in Stuttgart engagieren sich die Mitarbeitenden gegen soziale Ungleichheit. Elke war früher Kundin, heute arbeitet sie ehrenamtlich mit.

Es ist eng und verwinkelt im kleinen Tafelladen im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt. Die Regale sind gut gefüllt mit einigen Obstsorten, Brot, etwas Gemüse und Kühlwaren wie beispielsweise Joghurt oder Käse. Noch ist geschlossen – aber viel Zeit bleibt nicht. 

Punkt zehn Uhr öffnen sich die Türen für die Kundinnen und Kunden, die hier einkaufen dürfen. Bis dahin muss alles seinen Platz finden: Die Lebensmittel, die am Morgen geliefert wurden, werden entladen, sortiert, geprüft und sorgfältig eingeräumt

Arbeit bei Tafel schafft Selbstvertrauen

Die meisten der knapp 50 Mitarbeitenden arbeiten ehrenamtlich und wurden vom Arbeitsamt an die Tafel vermittelt. Zudem leisten einige Mitarbeitende auch ihre Sozialstunde bei der Organisation ab. Viele von ihnen leiden selbst unter Armut und kaufen bei der Tafel ein

Wer darf bei der Tafel einkaufen?

Die Tafel kontrolliert, ob Kunden die Berechtigung haben, hier einzukaufen. Berechtigt sind alle Menschen, die Sozialleistungen erhalten (z. B. Grundsicherung oder BAföG). Auch Seniorinnen und Senioren, die nur eine geringe Rente beziehen, dürfen bei der Tafel einkaufen. 

Eine von ihnen ist Elke Käppler, die vor Jahren vom Jobcenter an die Tafel vermittelt wurde. „In der Tafel habe ich das Selbstvertrauen und die Anerkennung für meine Arbeit zurückbekommen“, erzählt Elke.

Es erfordert Mut zur Tafel zu gehen. Hilli Pressel weiß aus Gesprächen mit Betroffenen: „Es gibt Menschen, die gehen bewusst zu einer Tafel in einem anderen Stadtteil, damit die Nachbarschaft ihre Armut nicht sieht.“ 

Ehrenamtliches Engagement trotz knapper Ressourcen

Eine Mitarbeiterin mit schwarzen schulterlangen Haaren räumt Brot in die Backtheke ein.
Bastian Nadj/Schwäbische Tafel Stuttgart e.V.

Bereits vor der Öffnung des sozialen Supermarktes bildet sich draußen eine lange Schlange. Neben Langzeitarbeitslosen kaufen auch viele Rentnerinnen und Rentner bei der Tafel ein. Außerdem kommen geflüchtete Menschen, darunter viele aus der Ukraine, zur Tafel.

Hilli Pressel ist stellvertretende Projektleiterin der Tafel. Sie lobt die Geduld der Kunden, die bei Wind und Wetter teilweise lange draußen warten müssen, bevor sie den kleinen Supermarkt betreten können. 

Elke und Hilli von der Tafel Bad Cannstatt erzählen.

Herausforderungen für die Arbeit der Tafel

Um die knapp 500 Kundinnen und Kunden, die täglich zur Tafel in Bad Cannstatt kommen, versorgen zu können, ist die Tafel zwingend auf ehrenamtliche Mitarbeitende angewiesen. Bis Ende 2024 konnten dabei zahlreiche Arbeitskräfte über Vermittlungsmaßnahmen des Jobcenters an die Organisation vermittelt werden. Durch immense Kürzungen der öffentlich geförderten Beschäftigung konnten einige Arbeitsprojekte nicht weiter gefördert werden. 

Mithilfe eines Ehrenamtsprojekts konnte die Tafel nun aber die meisten Kräfte aus dem Langzeitarbeitslosenbereich behalten, sodass diese weiterhin für die Tafel arbeiten können.

Das Bild zeigt voll bestückte Paletten und das volle Kühlregal der Tafel in Bad Cannstatt.
Charlotte Mühlhan

Aus Überschuss wird Lebensmittelrettung

Allein in Stuttgart rettet die Tafel täglich 40 Tonnen Lebensmittel vor dem Müll. Das, was im regulären Handel nicht mehr verkauft wird, landet hier in den Einkaufstaschen derer, die es dringend brauchen.

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