Soziales

Foodsharing vor Ort: Essen retten im Fairteiler

Eine 36-Jährige Frau mit dunkelbraunen langen Haaren und Pfarrer Markus Hägele, der eine hellblaues Hemd trägt, stehen vor dem Fairteiler in Scharnhausen. Das ist eine Holzhütte mit einem Schild darauf, in der sich Kühlschränke und eine Kommode befinden.
Ingrid Bonfert
Foodsaverin Céline Frank und Pfarrer Markus Hägele stehen vor dem Fairteiler der Kirchengemeinde Scharnhausen.

Geldbeutel und Umwelt schonen: Das ist beim Fairteiler in Scharnhausen möglich. Foodsaverin Céline und Pfarrer Markus engagieren sich gegen Lebensmittelverschwendung.

Céline Frank betritt die kleine Holzhütte, in dem ein Kühlschrank, Gefrierfächer, ein Regal und eine Kommode mit Schubladen für Backwaren stehen. Sie öffnet den Kühlschrank und entnimmt eine leere Pappschale, die neben drei Zucchinis liegt und sagt lachend: „Da war schon jemand da, hat Essen mitgenommen und den Müll liegengelassen.“ Sie wirft die Schale in die Papiertonne neben dem Fairteiler. 

Die Foodsaverin erklärt: „Wenn ich hier vorbeikomme, schaue ich direkt nach dem Rechten. Das passiert automatisch.“ Verpackungen werden hier weggeworfen. Lebensmittel landen nur in der Tonne, wenn sie nicht mehr ohne Bedenken genießbar sind und ein Gesundheitsrisiko darstellen würden. 

Fairteiler: nachschauen, reinigen, entsorgen,

Die Ehrenamtliche Céline Frank schaut im Fairteiler nach dem Rechten.
Ingrid Bonfert
Céline schaut nach dem Gemüse.

Acht Ehrenamtliche gehören zum Team, das sich regelmäßig um die Lebensmittel kümmert. Ein bis zweimal täglich schaut jemand in den Fairteiler, reinigt den Kühlschrank, entsorgt alte Essensreste, leere Verpackungen und anderes, was dort nicht hingehört: „Sogar ein alter Kindersitz war schon dabei“, erzählt die 36-Jährige. Es sei ein überschaubarer Aufwand von 15 Minuten pro Besuch. Die Helfer sind in der Kirchengemeinde Scharnhausen aktiv. 

Auch Kirchenferne nutzen Fairteiler

Die Gemeinde hat den Fairteiler ins Leben gerufen. Er steht seit 2021 auf dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde Scharnhausen. „Wir haben die Basis dafür geschaffen, dass dieses Projekt möglich wurde“, erzählt Pfarrer Markus Hägele. Finanziert haben das Projekt jeweils zur Hälfte die Stadt Ostfildern und die Kirchengemeinde. 

Die Resonanz war positiv: „Auch kirchenferne Personen sind auf mich zugekommen und haben mir gesagt, dass sie es toll finden, dass wir als Kirchengemeinde so etwas auf die Beine stellen“, erzählt Markus. 

Was ist ein Fairteiler?

Ein Fairteiler ist ein Ort, zu dem jeder Lebensmittel bringen und kostenlos von dort mitnehmen darf. Foodsaver können gerettete Lebensmittel aus Supermärkten, von Großbauern zu einem Fairteiler bringen, die noch zur Weitergabe geeignet sind. Herausnehmen dürfen das bereitgestellte Essen alle Menschen, ohne irgendwelche Voraussetzungen erfüllen zu müssen. 

Der Fairteiler wird sehr gut angenommen: Céline erzählt: „Wenn jemand in die Whatsapp-Gruppe schreibt, dass er etwas in den Fairteiler gebracht hat, strömen die Scharnhäuser sofort her und holen es ab.“ 

Es gebe Zeiten, in denen der Fairteiler besonders stark genutzt werde: „Privatleute kommen häufig vor Urlauben und bringen Lebensmittel, damit sie nicht weggeworfen werden“, erklärt die junge Mutter. „Man merkt auch, wenn jemand die Süßigkeitenschublade aussortiert hat.“ 

Menschen unterschiedlicher Altersklassen nutzen den Fairteiler, die Zielgruppe ist gemischt. Viele sind sehr umweltbewusst, und durch den Fairteiler können sie Geld sparen

Ich sehe oft Kinder, die Brötchen für das Abendessen mitnehmen 

Bedürftigen Menschen helfen

In der Woche nach den Sommerferien findet jedes Jahr im Gemeindehaus die „WG auf Zeit“ statt. Dann übernachten junge Menschen im Gemeindehaus und verbringen dort ihre Freizeit. „Diese Jugendliche nutzen den Fairteiler sehr stark“, sagt Pfarrer Markus. „Sie freuen sich darüber.“

In sein Pfarrhaus kommen aber auch Bedürftige, die um Geld bitten. „Auch sie mache ich auf den Fairteiler aufmerksam.“ Es seien ein bis zwei Menschen pro Woche. „Die freuen sich darüber und sind dankbar.“

Foodsharing vermeidet Lebensmittelverschwendung

Céline Frank betont: „Foodsharing stellt keine Konkurrenz zu Tafel dar. Wir nehmen alles, was die Tafel übriglässt.“ Die Tafeln nehmen nur Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) einhalten. Lebensmittel, bei denen das MHD überschritten ist, werden von Foodsavern gerettet und weiterverteilt. 

Das Hauptziel von Foodsharing ist, ein Teil gegen die Lebensmittelverschwendung zu leisten. Der soziale Aspekt sei laut Frank ein Synergieeffekt.

Nachhaltigkeit im Alltag: Fermentieren, trocknen, einlegen

Céline ist seit 2021 Foodsaverin. Ihr Blick auf Lebensmittel hat sich durch die Tätigkeit verändert: „Ich habe viel darüber gelernt, auf wie viele Arten man Lebensmittel verarbeiten, lagern und haltbar machen kann. Wenn ich große Mengen habe, schaue ich erstmal, was man damit machen kann.“ Fermentieren, trocknen, einlegen, Sirup einkochen – die Möglichkeiten sind groß. Und es macht Céline Spaß, neue Rezepte auszuprobieren.

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