Anzeige
Anzeige
Kinder

Teddy mit Magensonde: Wenn Plüschtiere bei Inklusion helfen

Verena ist pflegende Mutter
Ergänzender redaktioneller Inhalt

YouTube-Videos, Postings oder Podcasts: Eigentlich haben wir hier etwas Tolles für dich. Wisch über den Slider und lass es dir anzeigen (oder verbirg es wieder).

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Damit Kinder mit Behinderung ganz normal integriert werden können, packt Verena Niethammer „Inklusionsboxen“. Doch wie funktioniert das?

von Juliane Eberwein

Wenn Verena Niethammer eine ihrer „Inklusionsboxen“ packt, staunt man nicht schlecht. Hier gibt es:

  • einen Teddy mit Magensonde
  • eine Barbie im Rollstuhl
  • eine Puppe mit Beinschienen

Dazu kommen Bücher über verschiedene Arten von Behinderung, manche von ihnen in Blindenschrift, andere mit Gebärdensprache.

Das, was die zweifache Mama hier in ihre Boxen packt, ist alles andere als gewöhnlich.

Über Behinderungen wird einfach zu wenig gesprochen.

Verena Niethammer

Mit ihren Inklusionsboxen will die Schulsozialarbeiterin das ändern. Die Spielsachen und Bücher, die sie in die Boxen packt, schickt sie an Kindergärten, Schulen und Vereine. Ihr Ziel: Sie will Gespräche über das Thema Behinderung in Gang bringen.

Denn für die meisten Kinder wie auch Erwachsenen seien Behinderungen im Alltag einfach kein Thema - zumindest so lange, bis sie direkt damit konfrontiert werden.

Mutter sitzt inmitten der Spielsachen mit ihren beiden Kindern
Achim Schmidt

Ganz ähnlich war es auch bei Verena Niethammer. Bis zur Geburt ihres Sohnes Mattis 2014 gingen ihr Mann Mark und sie davon aus, dass sie einen gesunden Sohn zur Welt bringen würden. Schwere Komplikationen mit der Plazenta veränderten aber alles. Ihr Sohn erlitt bei der Geburt einen massiven Sauerstoffmangel, was zu einer Gehirnschädigung mit Multiorganversagen führte. Niemand wusste, ob er überleben kann. Mattis hat überlebt, ist aber seitdem schwerbehindert.

Hölder – Initiative für Kultur und Inklusion e.V.

Die Hölder-Initiative setzt sich für Inklusion (im weiten Sinne) als Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft ein. Im Fokus stehen Menschen mit Behinderungen, pflegende Angehörige und Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung.

Hölder – Initiative für Kultur und Inklusion

Inzwischen ist der Junge bereits acht Jahre alt, körperlich aber immer noch auf dem Stand eines Säuglings. Er kann weder alleine sitzen, greifen oder krabbeln und braucht bei allem Unterstützung.

Puppen mit Behinderung im Kindergarten-Alltag

Als Mattis nun vor einigen Jahren in den Kindergarten kam, bastelte Verena Niethammer eine Puppe mit Orthesen, Magensonde sowie allen anderen Hilfsmitteln, die Mattis benötigte. Ihre Idee: Die Kinder sollten sich anhand der Puppe mit Mattis Behinderung und den Hilfsmitteln, die er braucht, vertraut machen. Denn die Mutter beobachtet: „Sobald es vertraut wird, geht auch die Angst weg vor dem Fremden.“

Die „Mattis-Puppe“ hat ihrem Sohn den Einstieg in den Kindergarten „massiv erleichtert“. Und genau das möchte die 40-Jährige jetzt auch anderen ermöglichen.

Behinderung als alltägliche Normalität

So kam zum Beispiel vor kurzem eine befreundete Kindergärtnerin auf Verena Niethammer zu. Sie erwarte in ihrer Gruppe ein neues Kind mit Trisomie 21 und wisse nicht so richtig, wie sie das Krankheitsbild den Kindern erklären könne. Mit einer Puppe von Verena Niethammer, die die typischen Down-Syndrom-Züge aufweist, war das Gespräch in der Kindergarten-Gruppe schnell hergestellt. Und im täglichen Morgenkreis wird jetzt neben vielen anderen Themen auch immer wieder über Behinderungen gesprochen.

Du willst mehr Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft? Dann teile die Geschichte mit den Inklusionsboxen. Gerne über deine oder unsere Social-Media-Kanäle auf: 

Instagram

Facebook

Twitter

Solche Situationen seien ganz typisch, erzählt die gelernte Pädagogin: „Vor allem, wenn ein Kind mit Behinderungen neu in die Gruppe kommt, sind alle erst mal befangen - und da möchte ich Brücken bauen.”

Niethammer ist überzeugt, dass wenn man Kindern schon früh auf spielerische Weise beibringt, dass Behinderungen ganz normal sind, sie auch als Erwachsene weniger Ängste und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung haben werden.

Seit rund zwei Jahren verleiht sie deswegen nun schon ihre Inklusionsboxen und hofft insgeheim auf viele Unterstützer: „Ich würde mir wünschen, dass auch große Verbände die Inklusionsboxen mit in ihr Programm nehmen. Denn alleine kann ich das auf Dauer gar nicht stemmen.“

Verena Nietammer ist Aktivistin für pflegende Eltern schwer kranker und behinderter Kinder. Sie informiert über ihren Alltag und den anderer pflegender Angehöriger seit Jahren. Wie hier zum Beispiel im Podcast „Wegbegleiter“ der Landesstelle Palliativ Care für Kinder und Jugendliche vom Hospiz Stuttgart 👇.