Es gibt kein Abseits und keine Rückpassregel – aber ansonsten spielen ID-Mannschaften Fußball genauso wie Millionen Menschen anderswo auf dieser Welt.
Als erster deutscher Profiverein geht der südhessische Zweitligist Darmstadt 98 mit einer solchen Mannschaft an den Start. Ende März wurde dafür innerhalb des Vereins die Behinderten- und Rehabilitations-Sportabteilung gegründet, an der die ID-Mannschaft angegliedert ist.
Zuvor war ein Großteil der Spieler unter Döring für den VSG Darmstadt aufgelaufen, der Sport für Menschen mit und ohne Handicap anbietet. Das lief zuletzt ausgesprochen erfolgreich. „Wir sind amtierender Titelträger des Hessischen Hallenpokals, des Hessenpokals und der Hessenliga“, sagt Döring und fügt lachend an: „Wir sind also quasi der FC Bayern des Fußball-ID in Hessen.“
Mit dem Wechsel zum größeren und bekannteren SV Darmstadt 98 verspricht man sich noch bessere Möglichkeiten und noch mehr Aufmerksamkeit für die Mannschaft. Die Lilien, wie der Verein wegen seines Wappens genannt wird, sehen die ID-Mannschaft als Teil ihrer weltoffenen und sozial engagierten Vereinskultur.
So ging man unter anderem auch erst kürzlich eine Kooperation mit Amnesty International Deutschland ein und unterstützt die Organisation bei ihrer Kampagne „Gemeinsam gegen Rassismus in Deutschland!“
Markus Pfitzner, Vizepräsident von Darmstadt 98, betont: „Die Lilien stehen für Offenheit, Toleranz und ein gutes Miteinander. Nun der erste deutsche Profiverein mit einer Mannschaft für intellektuell beeinträchtigte Personen zu sein, erfüllt uns mit Stolz.“
Dass Trainer Döring, hauptberuflich Tanzlehrer, überhaupt zu dem Sport kam, hängt auch mit Darmstadt 98 zusammen. Dort ergab sich am Rande eines Spiels vor sechs Jahren der erste Kontakt zum VSG.
Gemeinsam mit einem Freund baute Döring schließlich die Fußball-ID-Mannschaft auf. „Ich erinnere mich noch an das erste Training in der Turnhalle eines Gymnasiums hier in Darmstadt: keine Tore, nur Basketballkörbe, auf der Bühne in der Halle standen dauerhaft Musikinstrumente, da haben wir mit sechs Jungs angefangen. Doch das hat sich entwickelt.“
Aufwärmen, Pass- und Schusstraining, Zweikämpfe, Beweglichkeit und am Ende immer eine Spielform - das Training hat die gleichen Inhalte wie bei anderen Fußballmannschaften.
Etwas mehr Feingefühl ist jedoch bei der Schwierigkeit gefragt. „Die Übungen bauen wir so auf, dass sie nicht zu komplex sind. Sonst steigen die Spieler früher oder später aus“, erklärt Döring. „Teilweise machen wir eine Übung auch erst mit dem Ball in der Hand, bevor wir es mit dem Fuß versuchen. Das ist dann leichter zu lernen.“