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Serie Mutmacher

Einbeiniger Sportler Tom Belz überwindet Berge

Einbein-Sportler Tom Belz ermutigt dich, alles auszuprobieren, was du willst
Ergänzender redaktioneller Inhalt

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Er bestieg den Kilimandscharo mit nur einem Bein! Tom Belz weiß genau, was er will. Mit seiner Geschichte möchte er anderen Menschen Mut machen.

Seligenstadt , Hessen an einem Freitagmittag im April. Als wir auf Tom treffen, fährt er gut gelaunt mit seinem Fahrrad am Main entlang. Dass er nur ein Bein hat, merke ich zunächst gar nicht. Er sagt: „Ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt.“

Tom fällt mit seinen langen blonden Locken, den vielen Tattoos und seinem überaus sympathischen Lächeln auf. In Seligenstadt wird er immer wieder von Leuten angesprochen, um ein Foto gebeten. Wenn er mal nicht mit dem Fahrrad unterwegs ist, arbeitet er tagsüber als Erzieher in einer Behinderteneinrichtung. Als @tomnative ist er auf Instagram aktiv. Dort zeigt er sein Leben als Mensch mit nur einem Bein und die Orte auf der Welt, an denen er schon war.

Buchtipp

Belz, Tom: Do what you can't; Fischer-Verlag; 240 Seiten; 15 Euro.

Belz, Tom; Helm, Carolin; Helm, Alexandra: Kleiner Löwe, großer Mut; ars edition; 32 Seiten; 15 Euro. 

Mit einem Bein den Kilimandscharo besteigen

2018 bestieg Tom mit einem Expeditionsteam den 6.000 Meter hohen Kilimandscharo. Das ist das höchste Bergmassiv Afrikas. Seine Expedition wurde von einem Kamerateam begleitet. Daraus entstand der Kurzdokumentarfilm Mbuzi Dume - Strong Goat . Mbuzi Dume  bedeutet auf  Swahili soviel wie „schnelle Ziege“. Über seine Erfahrungen hat Tom außerdem noch sein Buch „Do What You Can´t“ sowie die Kinderbuchversion „Kleiner Löwe, großer Mut.“ geschrieben. Seine Mutter brachte ihn auf die Idee.

Sie sagte, er könnte anderen mit seiner Geschichte helfen: „Ich bin gerne unter Leuten und erzähle Ihnen, was ich erlebt habe. Wenn es eine Person auf der Welt gibt, der ich mit meiner Geschichte helfen kann, dann haben sich die Bücher auf jeden Fall gelohnt.“

Knochenkrebs im fortgeschrittenen Stadium

Ein Schock für den damals achtjährigen Tom. Er leidet unter Knochenkrebs. Nur die Amputation seines kompletten linken Beins kann den Tumor besiegen. Nach der Operation sei alles schwierig gewesen: „In der Schule war ich der Blickfang. Kinder haben mich ausgelacht. Ich durfte bei Fußballspielen nicht mehr mitmachen und wurde beim Sport ausgeschlossen.“

Als Kind ohne Bein „Nein zur Prothese“

Zunächst trug Tom vier Jahre lang eine sogenannte Hüftkorbprothese. Seine Eltern haben sie ihm Mithilfe des Films Terminator schmackhaft gemacht. „Sie sagten damals zu mir: Wenn ich die Prothese trage, dann bist du nicht nur ein vollständiger Mensch, sondern dann siehst du auch aus wie der Terminator. Deshalb dachte ich dann sofort: Oh cool, her damit.“

Aber während seines Alltags habe er gemerkt, dass ihn die Prothese mehr einschränkt, als wirklich fördert. Denn Tom will viel Sport treiben: „Für alles hätte ich eine andere Prothese gebraucht: zum Rennen eine, zum Surfen wieder eine andere. Das hätte mir alles viel zu lange gedauert“, erinnert sich der heute 34-Jährige. Für ihn war klar: „Mit den Krücken ging alles viel schneller. Ich bin wieder gerannt, auf Bäume geklettert und habe Fußball gespielt. Deshalb habe ich ganz klar für mich entschieden: Ich möchte das nicht.“

Als Kind Ziele erreichen, die ihm andere nicht zutrauen

Seine Entscheidung, die Prothese abzulegen und die Krücken zu benutzen, stieß zunächst auf Unverständnis in seiner Umgebung: „Viele Ärzte, Krankenschwestern und Physiotherapeuten haben mir damals gesagt, dass ich Dinge nicht mehr normal, wie andere machen kann. Aber ich bin schon immer ein dickköpfiger Mensch gewesen, weil ich schon immer wusste, was ich möchte.“

Tom Belz kämpft gegen Vorurteile und Selbstzweifel

Tom will seiner Umgebung zeigen, dass jedes Leben schön ist. Egal, ob du eine Behinderung hast, oder nicht.

„Ich hatte natürlich auch meine dunklen Phasen, habe oft geweint, mich gefragt, wie soll ich weiter machen“, gesteht Tom. „Aber in meiner Naivität, die ich bis heute nicht abgelegt habe, dachte ich mir: Es gibt so viele schöne Dinge da draußen. Auch wenn Ärzte oder andere mir sagten, ich könne nicht mehr so leben wie früher.“ 

Ich muss mit mir selbst im Reinen sein und meinen eigenen Weg gehen.

Und wie er seinen eigenen Weg gegangen ist: Er schloss seine Ausbildung zum Erzieher ab, spielte drei jahrelang Schlagzeug in der Metalband „The Green River Burial“ und reist leidenschaftlich gerne. Auf seinem Instagram-Kanal zeigt zum Beispiel Bilder von sich in Kroatien, Las Vegas oder einer Surftour auf Bali.

Für Tom gewinnen Liebe und Vertrauen

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Fabienne Lichtenberger
Tom Belz mit seiner Freundin Jana

Durch Corona konnte auch Tom weniger Reisen. Trotzdem will er noch weitere Orte auf der Welt erkunden.

In Seligenstadt lebt er mit seiner Freundin Jana. Sie ist sichtlich stolz: „Tom ist ein Mutmacher, weil er zeigt, was möglich ist, obwohl andere sagen, dass es nicht funktioniert.“

Tom sagt von sich, er möchte kein Star sein: „Ich möchte meine Geschichte nicht anderen Leuten aufzwingen. Dafür möchte ich anderen Mut machen, indem ich auf Instagram zeige, dass sie viele tolle Aktivitäten auch mit einer körperlichen Einschränkung machen können und keine Angst davor haben müssen.“

Falls du in einer ähnlichen oder gar gleichen Situation bist, wie Tom es damals nach seiner Operation war, hat er einen Rat  für dich: Wenn du Beleidigungen bekommst, spreche die Menschen darauf an. Sag ihnen, dass es dich verletzt und erzähle ihnen, in welcher Situation du bist.

Stehe zu dem, wer du bist. Egal ob du eine Beeinträchtigung hast oder nicht. Dann steht dir die Welt offen.

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