Anzeige
Anzeige
Humor bei Krankheit und Tod

Kann ich über krebskranke Menschen lachen?

Lachen bei Krebs
pexels/Cottonbro

Trauern und lachen. Passt nicht zusammen. Oder doch? Forscher sagen: Lachen und gute Laune helfen bei Krankheit und Tod. Wir stellen dir hier eine Frau vor, die dem Krebs mit Humor begegnet.

Sabine Dinkel
g2.de/Steffen Baraniak

Sabine Dinkel lacht gerne und viel. Das war schon immer so. Auch nachdem die Ärzte bei ihr Eierstockkrebs diagnostizierten. Seit mehr als vier Jahren lebt die Hamburgerin nun mit der Krankheit.

Damals hat sich die 54-Jährige schon auf dem Friedhof gesehen. Als sie den ersten Schock überwunden hatte, fing sie an, das Beste aus der Situation zu machen.

Sabine führt ein Tagebuch über ihren Krebs

Ihre Gedanken schrieb sie in einem Tagebuch nieder, später in einem Blog. Den führt sie bis heute. Einiges teilt sie auch auf ihrem Instagram-Profil. Damit macht sie anderen Mut. Das zeigen die vielen Kommentare unter ihren Einträgen.

Sabine sagt: „Meinen Humor kriegt der Arsch nicht.“ Der Arsch ist in diesem Fall die Krankheit, der Krebs.

Nicht jeden Tag von der Krankheit bestimmen lassen

Das mit der guten Laune klappt nicht immer. Heute hat die ehemalige Personalreferentin keinen guten Tag. Aber sie hat sich zum Ziel gesetzt: „Maximal drei Scheiß-Tage am Stück.“ Danach muss es wieder bergauf gehen mit der Stimmung.

Meistens funktioniert das auch. Dann dichtet sie oder erfindet neue, witzige Wörter. Ihre Metastasen nennt sie „Familie Baufellfloh“, ihre Angst heißt „Hildegard“. Damit will sie ihre Krankheit nicht „wegmauscheln“, sondern versuchen, das Gute im Schlechten zu sehen.

Humorforscher: Lachen hilft im Trauerprozess

Genau das rät auch der Religionswissenschaftler und Humorforscher Harald-Alexander Korp. Lachen tut gut, gleichzeitig warnt er vor dem Verdrängen, dem „Weglachen“ von Tod und Trauer. Im gesunden Maße sei das Lachen aber wichtig im Trauerprozess.

Die neuere Forschung etwa aus den USA zeige, dass Menschen, die lachen, Trauerprozesse anders wahrnehmen. Sie schöpften mehr Kraft, um sich mit dem Gegebenen zu arrangieren, erklärt Korp.

In Madagaskar lachen Trauernden bei Beerdigungen

Mit Lachen gegen den Tod zu kämpfen, sei eigentlich eine alte Tradition, erklärt Korp. Als Beispiel nennt er den Brauch des Osterlachens, mit dem Christen schon im Mittelalter ihrem Glauben an die Auferstehung Ausdruck verliehen. Auch heute noch werde in Ländern wie Ghana und Madagaskar beim Begräbnis gelacht.

Lach-Yoga liegt im Trend

In Krankenhäusern besuchen Klinik-Clowns nicht nur Kinder, sondern auch erwachsene Schwerstkranke. Die positive Wirkung einer Humor-Therapie für Demenzkranke ist ebenfalls nachgewiesen.

Auch bekannt: Lach-Yoga. Sieht zwar für Außenstehende erstmal komisch aus, soll aber helfen. Auch Korp ist Trainer. Viele seiner Teilnehmer hätten Krebs. „Beim Lach-Yoga kann man noch mal albern sein, einfach Kind sein“, sagt der Wissenschaftler.

Lachen im Hospiz

„Lachen verbindet Menschen“, betont Korp außerdem, der seit zehn Jahren ehrenamtlich im Hospiz arbeitet. Anders als einige vielleicht annehmen, werde im Hospiz viel gelacht. Lachen wirke oftmals befreiend, sowohl für Mitarbeitende als auch für Angehörige.

Arschtritt für den Krebs
Sabine Dinkel
Arschtritt für den Krebs

Sabine hat einen Plan für ihre Trauerfeier

Trotz positiver Energie denkt auch Sabine an den Tod. Aber auch dem versucht sie mit Humor entgegenzutreten. Sie malt ihn als Mann mit lila Jogginghose.

Ihre Trauerfeier hat die lustige Hamburgerin längst geregelt. Statt schwarzer Anzüge und Mäntel sollen die Gäste Ringel-Shirts tragen. Dazu Haarreife mit Insekten-Fühlern, weil ihr Spitzname „Biene“ ist.