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Landtagswahl in Hessen

700 Menschen beim Fest der Vielfalt

700 Menschen feierten in Gundernhausen ein fröhliches Fest. Sie zeigten, dass sie für christliche Werte stehen.
Rebecca Keller
700 Menschen feierten in Gundernhausen ein fröhliches Fest. Sie zeigten, dass sie für christliche Werte stehen.

Die friedliche Protestaktion gegen eine Wahlveranstaltung der AfD war ein Erfolg: 700 Menschen waren zum „Fest der Vielfalt“ nach Gundernhausen gekommen.

Von Rebecca Keller

„Die Evangelische Kirchengemeinde Gundernhausen feiert in ökumenischer Gemeinschaft mit über 700 Menschen ein Fest der Vielfalt! Für Solidarität, Toleranz, Menschenfreundlichkeit, Weltoffenheit, Freiheit und vor allem Frieden“, sagte Sven Sabary, stellvertretender Dekan im Dekanat Darmstadt. Es tue gut zu erleben, dass alle Beteiligten gemeinsam dieses gesellschaftliche Zeichen setzen konnten.

Fest als Zeichen für Vielfalt und für Werte

Zum Fest der Vielfalt, das Gemeindepädagogin Andrea Rücker organisiert hatte, trafen sich die Menschen in der Nähe des Bürgerhauses. Dorthin hatte die AfD zu einer Wahlveranstaltung eingeladen. „Wir wollten sichtbar machen, dass Gundernhausen vielfältig ist“, sagte Orla Howard von der katholischen Gemeinde, „und wir haben gezeigt, dass wir nicht für das stehen, was im Bürgerhaus stattfindet.“

 Sie hätten veranschaulichen wollen, dass man „nicht dagegen“, sondern „für Werte“ sei, ergänzte Rainer Weber vom Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Gundernhausen, einem Ortsteil von Roßdorf. In Windeseile waren Plakate gestaltet, gedruckt und verteilt worden.

Bei der Veranstaltung am letzten Tag im September waren sie rund um die Kirche und im ganzen Ort zu sehen. Darauf stand:

Wir stehen für Toleranz, Respekt, Akzeptanz, Vielfalt, Diversität, Solidarität, Offenheit, Gleichberechtigung.

Auf dem Verkehrskreisel am Ortseingang wehte eine Regenbogenfahne. Spenden hatten das Fest und die Herstellung der Werbematerialien möglich gemacht, sagte Andrea Rücker. „Es sollte für alle Generationen ein sicherer Ort sein“, so Orla Howard. Viele Anwohnerinnen und Anwohner hatten im Vorfeld Ängste geäußert, sagte der Roßdorfer Pfarrer Wolfram Seeger, der zurzeit auch für Gundernhausen zuständig ist und das Fest mit organisiert hat.

Friedliches Fest - Austausch mit Demonstrierenden

„Wir haben unser Ziel erreicht“, zog Andrea Rücker glücklich Bilanz. Alles sei friedlich verlaufen, jede und jeder habe sich wohlgefühlt. Zugleich sei eine Kundgebung vor dem Bürgerhaus gelaufen.

Sie hätten sich im Vorfeld mit den Verantwortlichen abgestimmt, Demonstrantinnen und Demonstranten hätten auch das Fest besucht, manche Festgäste seien auch bei der Demo gewesen. Es habe einen Austausch gegeben, wenn auch das Kirchengelände von politischen Transparenten frei bleiben sollte.

Die Gemeindepädagogin hatte am Nachmittag bei der Kundgebung vor dem Bürgerhaus für die Kirchen gesprochen. „Jetzt ist die Zeit“, zitierte sie aus der Bibel. Sie machte sich ebenfalls den Aufruf der Kirchen, Parteien an ihrem Menschenbild zu messen, zu eigen. Sie sagte weiter, dass die Politik der AfD nicht mit der Botschaft Christi vereinbar sei. Jesus habe Menschen, egal welcher Herkunft, nicht ausgegrenzt.

Die  Politik der AfD ist nicht mit der Botschaft Christi vereinbar

Friedensandacht mit Bitte für friedliches Zusammenleben

Um 17 Uhr versammelten sich zum Abschluss rund 100 Teilnehmende zur Friedensandacht in der Kirche, die Pfarrer Wolfram Seeger, Gemeindepädagogin Andrea Rücker und die katholische Gemeindereferentin Christine Holle mit vielen Ehrenamtlichen gestalteten. Dort konnten Besucherinnen und Besucher Gebete aufschreiben: „Lass in unserem Ort und in unserem Land Liebe, Vernunft und Empathie siegen“, lautete ein Gebet oder allgemeiner: „Lass Menschen aller Religionen in Frieden leben“.

700 Teilnehmende am Fest der Vielfalt wurden gezählt. Ebenso viele etwa demonstrierten vor dem Bürgerhaus. Dem standen etwa 75 Teilnehmende der AfD-Wahlveranstaltung im Bürgerhaus gegenüber, wie es hieß.

Zu der Demonstration hatten das Bündnis gegen Rechts Darmstadt, „Bunt gegen Braun“, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und weitere Gruppen aufgerufen. Die Polizei meldete nur zwei kleine Zwischenfälle: AfD-Plakate waren im Ort entfernt worden und ein Mann hatte gesundheitliche Probleme bei der Demonstration.