KI-ll mich bitte, ich kann's nicht mehr sehen

Aaron Kniese
Kommentar von Aaron Kniese

KI ist kein Allheilmittel, verschwendet Ressourcen und raubt auf Social-Media den letzten Nerv.

„Hast du dieses Connie-Meme gesehen?“ „Können wir den Prozess nicht mit KI optimieren?“ „Hast du schon mal Chat-GPT gefragt?“ Ich kann's nicht mehr hören.

Künstliche Intelligenz ist omnipräsent und es kotzt mich an.

Versteh mich nicht falsch, auch ich arbeite als Redakteur häufig mit KI, denn es gibt viele Stellen, an denen die Arbeit mit KI Sinn macht und schneller geht, egal ob

  • zur Rechtschreibprüfung
  • SEO-Optimierung
  • beim automatischen Erstellen von Untertiteln oder
  • bei der Recherche und Analyse von langen Dokumenten

Niemand denkt mehr selbst nach

Mich stören zwei Dinge: Zum einen ersetzt KI das Selbstdenken und kreativ sein: Chat-GPT macht unsere Einkaufslisten, überlegt sich Geschenke für Freund*innen und die Familie, plant Reisen und wird anstatt ner simplen Google-Suchanfrage oder 10 Sekunden selbst nachdenken genutzt. Manche Menschen lassen ihre Dating-App-Bio von KI schreiben oder lassen sich Gesprächs-Opener oder kreative Antworten auf Chats ausspucken.

KI-Content geht auf den Sack

Zum anderen nervt mich (noch viel mehr), dass im Internet an jeder Ecke KI genutzt wird, für wirklich die dümmsten Dinge, für ein paar Klicks und Likes. Wenn ich durch TikTok oder Insta scrolle, sehe ich von KI erstellte Film- und Serienzusammenfassungen, KI-generierte Videos und Fotos von

  • Traumhäusern
  • Lost Places
  • Urlaubszielen
  • Herr-der-Ringe-Charakteren im Gym
  • Pokémon aus Hessen
  • Olaf Scholz als Bodybuilder
  • Hunden, Katzen und Welsen (hinterlegt mit, richtig, einem KI-generierten Song über Welse)

Das Verlinken spar ich mir an dieser Stelle, denn solche Videos sollten keine Aufmerksamkeit bekommen

Warum ist KI-Content überall?

Der Grund, warum dieser Content-Müll unsere Feeds vollspammt, ist simpel: Er ist unfassbar schnell erstellt und wird (aus mir wirklich komplett unverständlichen Gründen) super gut geklickt. Es geht also um Reichweite. Und das ist gefährlich. Für uns, aber auch für unseren Planeten.

Generiert oder gefilmt: Was ist echt?

Desinformation und Fake News legen mit KI-gestützten Inhalten enorm zu. Keine Wahl, kein Konflikt, kein Star, über den es keine mit KI generierten Falschinformationen mehr gibt.

Bilder werden verändert oder neu generiert, Audios mit Sprachmodellen erstellt, Videos von Skandalen erzeugt. Mich erinnert das alles immer an einen Satz aus dem Credo der Assassinen aus der Videospielreihe Assassin's Creed: „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.“

Wie geht es dir mit der Diskussion um KI? Schreib uns deine Gedanken dazu gerne per Social-Media: 

Instagram

Facebook

Gerade habe ich das Gefühl, dass wir genau an diesem Punkt angekommen sind. Viele Menschen können die künstlich erzeugten Inhalte nur schwer von echten Videos oder Bildern unterscheiden. Das beunruhigt mich. 

Künstliche Intelligenz stellt außerdem eine Bedrohung für Künstler*innen dar. Warum Menschen für einen Text, ein Artwork, oder ein Video bezahlen, wenn ich mir das gleiche Werk auch einfach generieren lassen kann? Dabei sind es genau die Werke dieser Kunstschaffenden, mit denen KI-Modelle von Großkonzernen trainiert werden. Ohne Zustimmung, Bezahlung oder Einsicht in die Lerndaten. 

Generative KI: was ist mit der Umwelt?

Und es gibt ein weiteres Problem, über das meine Kollegin Katja und ich auch schon einmal geschrieben haben: Das Anlernen von KI und Erstellen von Inhalten verbraucht Ressourcen. 

Klima-Killer KI: So sparst du Ressourcen beim Online-Surfen

Jeder personalisierte Vorschlag verbraucht bis zu 10 Mal mehr Strom und CO₂, als eine herkömmliche Suchanfrage. Jedes generierte Bild verbraucht ungefähr so viel, wie dein Smartphone bei Benutzung in einer Minute. Ein einminütiges KI-Video in Full HD verbraucht so viel wie ein Wasserkocher in 3 Minuten.

Das klingt vielleicht für ein Einzelvideo nicht viel, die Summe der erstellten Videos ist aber enorm. Konkrete Zahlen finden sich wenige, aber zum Beispiel wurden mit Google Flow seit Ende Mai 2025 bis August 2025 rund 100 Millionen Videos generiert.  Das hat Googles CEO Sundar Pichai auf X gepostet.

KI und Kühlung

Und da ist noch etwas: Die Datenzentren, in denen die Server, die Prozessoren und Grafikkarten permanent laufen, müssen gekühlt werden. Das bedeutet: KI verbraucht neben Strom auch noch Wasser. Und davon nicht zu knapp. Je nachdem, wie rechenintensiv das Video und wie effizient die Kühlung ist, verbraucht die Erstellung zwischen 0,1 und 2 Litern Wasser pro Video. 

KI-Content muss reguliert werden

Ich finde das absurd. Wir stecken mitten in der Klimakrise deshalb müssen wir die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, sinnvoll nutzen. Und da gehört auch KI dazu.

Wir alle brauchen

  • keine Fake-News
  • keine hessischen Pokémon
  • keine Connie-Memes
  • keine Bodybuilder Olafs
  • keine Filmzusammenfassungen

Ich will echte Menschen, echte Geschichten und echte Infos auf Social Media sehen. Keinen KI-Content, der mir Zeit und Nerven raubt. 

Dieser Content muss reguliert werden. Da sehe ich unsere Politik, unsere Staatenbünde und unsere Gesetzgebung in der Verantwortung. Die milliardenschweren Tech-Unternehmen werden von sich aus nämlich nichts daran ändern.

Das Problem sind nicht wir, die am Tag 5 Prompts in Chat-GPT hauen. Das Problem sind die Menschen, die mit dieser Technologie Fehlinformationen verbreiten, Reichweite generieren und automatisiert massenhaft Content produzieren, um sich mit möglichst wenig Eigenaufwand die Taschen vollzumachen.