Konklave in Rom

Krisen-Kirche und Krisen-Kanzler

Andreas Fauth
Kommentar von Andreas Fauth

Deutschland hat einen neuen Kanzler, seit heute wählt die katholische Kirche einen neuen Papst. Beide haben einiges gemeinsam, glaubt unser Chefredakteur Andreas.

Ein Paukenschlag, das gab‘s noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik: Erst in der zweiten Runde schafft es Friedrich Merz ins Kanzleramt, eine Ohrfeige musste der neue Kanzler kassieren, eine Ohrfeige, die ihn möglicherweise auch menschlicher macht. Denn: Ausdauer und Leidensfähigkeit musste Merz schon öfter beweisen, CDU-Chef ist er sogar erst im dritten Anlauf geworden.

Manchmal kann es eben länger dauern, bis bei einer Wahl weißer Rauch aufsteigt. Trotzdem macht es die katholische Kirche anders: In Rom beginnt am Nachmittag das Konklave, die Wahl des neuen Papstes, hinter verschlossenen Türen. Da werden wir wohl nie erfahren, wie die ersten Wahlgänge ausgehen. Im Bundestag musste sich Friedrich Merz ganz öffentlich dem Debakel stellen, zurück bleibt ein Kanzler mit blauen Flecken. Von einer Koalition des Misstrauens ist die Rede – wie soll Merz so das gespaltene Land einen?

Kirche und Kanzler müssen große Krisen bewältigen

Der zukünftige Papst und Bundeskanzler Friedrich Merz haben trotzdem einiges gemeinsam: Kirche und Kanzler müssen beide große Krisen bewältigen.

Es müssen gravierende Reformen her in Kirche und Politik, damit Menschen wieder vertrauen können. Die katholische Kirche muss ihren Reformprozess weiterführen, die Skandale um sexualisierte Gewalt sind noch ehrlicher auszuarbeiten. Die beiden großen christlichen Kirchen brauchen schlankere Strukturen, es fehlt an Frauen an der Spitze der Kirche.

Mitglieder laufen weg

Gewissermaßen laufen der Politik und auch der Kirche die Leute weg. Hier in Deutschland verlieren die katholische und auch die evangelische Kirche Mitglieder. Auch den Volksparteien geht es ähnlich: Die großen Parteien schrumpfen, nur die kleinen Parteien gewinnen teilweise Mitglieder hinzu.

Es ist nicht die Frage: Rettet Bundeskanzler Friedrich Merz die Demokratie? Entscheidender ist die Frage, ob es Merz mit seiner neuen Regierung gelingt, die Probleme im Land zu lösen. Auch der Staat braucht schlankere Strukturen und weniger Bürokratie, es muss den Menschen spürbar besser gehen, nur das rettet die Demokratie.

Der Spirit muss zurückkehren.

Schon die Weimarer Republik hat es schmerzlich gezeigt: Stecken das Land und die Wirtschaft in der Krise, treten die Menschen Demokratie mit Füßen. Vergleichen heißt nicht gleichsetzen, trotzdem rettet die neue Regierung die Demokratie nur, wenn sie wirtschaftlichen Aufschwung herbeiführt, wenn Menschen sich sicher fühlen. Der Spirit muss zurückkehren, dass Deutschland wieder ein innovatives, ein erfolgreiches Land ist.

Krisen-Kirche und Krisen-Kanzler: Aus der Kirche können die Menschen einfach austreten, wenn die Menschen aber unsere Demokratie verlassen, dann steigt nicht nur weißer Rauch auf.

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