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Angst, Macht, Politik

Vom AfD-Mitarbeiter zum AfD-Aussteiger und Kritiker

AfD-Aussteiger Christian Hirsch sagt: Ich bereue meine Arbeit für die AfD.
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Christian Hirsch hat die AfD mitaufgebaut und ist später aus der Partei ausgestiegen. Jetzt tritt er als AfD-Kritiker auf.

Christian Hirsch war Mitarbeiter dreier AfD-Landtagsfraktionen. Geschichtsvergessen kann man ihn nicht nennen: Er hat Geschichte, Politik und Kulturanthropologie studiert. Außerdem hat er als Journalist und für die Bundeswehr gearbeitet. Obwohl er einen Teil zum Aufstieg der AfD beigetragen hat, will er nun vor der Partei warnen

Durch die Ängste der Menschen Wähler gewonnen

Portrait Christian Hirsch
Jörn von Lutzau

Bundestagswahl oder Landtagswahl: Die AfD hat in den vergangenen Monaten auf allen Ebenen an Zustimmung gewonnen. In Hessen hat die AfD bei der Landtagswahl am 8.Oktober 18,4 Prozent eingefahren und ist damit hinter der CDU (34,6 Prozent) zweitstärkste Kraft in Hessen. Bei der letzten Landtagswahl 2018 waren es noch 13 Prozent.  

Für Christian Hirsch führen verschiedene Ängste zum Wählerzuwachs bei der AfD. Er zählt auf:

  • Angst vor dem sozialen Abstieg
  • vor dem finanziellen Abstieg
  • Angst vor Neoliberalismus
  • Angst vor neuen kulturellen Entwicklungen

Als Beispiel führt er die Diskussion ums Gendern an. „Und jetzt auch noch der Ukraine-Krieg. Was da kommen könnte, das macht den Menschen Angst“, erklärt sich AfD-Aussteiger den Aufschwung .

Angst als Methode der Populisten

Portrait Pfarrer Oliver Koch
Jörn von Lutzau

Das Spiel mit der Angst kennt der Evangelische Pfarrer Oliver Koch gut. Koch arbeitet als Pfarrer für Weltanschauungsfragen im Zentrum Ökumene in Frankfurt. In seiner Arbeit beschäftigt er sich viel mit religiösen Fragen, aber auch psychologischen Phänomenen. „Natürlich ist Angst eine Methode des Populismus“, sagt er. Populistische Parolen sprächen Urängste an. Außerdem „versuchen sie mit einfachen Antworten auf in der Regel komplizierten Lebensfragen zu antworten.“ Aber einfache Antworten gäbe es nicht: „So ist unsere Welt nicht.“

AfD in drei Landtags-Fraktionen mitaufgebaut

Für Christian Hirsch war der Aufschwung der Partei vorhersehbar. Er hat ihn von 2015 bis Oktober 2017 unterstützt und gestaltet. Seine Karriere in der Partei beschreibt er so:

  • Ab Juni 2015: 16 Monate Referent für Organisation und Planung im Brandenburger Landtag
  • Ab Oktober 2016: sechs Monate Aufbau-Fraktionsgeschäftsführer der AfD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern
  • Ab April 2017: Referent für Bundes- und Europangelegenheiten der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus in Berlin

Es war eine berufliche Entscheidung.

Inzwischen ordnet er die AfD als Gefahr und als rechtsextreme Partei ein. „Es war eine berufliche Entscheidung, die ich heute allerdings bereue“, erklärt Hirsch seine Motivation einzutreten. Vor seiner Zeit bei der AfD arbeitete er bei der Nordwest-Zeitung, der dpa, dem rbb, der Bundeswehr und in der Unternehmenskommunikation, unter anderem bei dem Rüstungsunternehmen Carl-Zeiss.

Buch Machtergreifung

Ferdinand Schwanenburg: Machtergreifung, Europaverlag, 450 Seiten, 24,70 Euro.

Direkt nach seinem Ausstieg 2017 begann er mit den Arbeiten für sein Buch. Hierfür sprach der Autor unter dem Pseudonym Ferdinand Schwanenburg mit Journalisten, Publizisten und Wissenschaftlern über die AfD. Unter dem Titel „Machtergreifung“ verarbeitet er seine Zeit bei der Partei. Der Auslöser für seinen Roman seien die Entwicklungen der Partei gewesen. Er konnte „eine Machtergreifung à la 1933/34“ nicht mehr mittragen, begründet Christian Hirsch seinen Ausstieg.

Sein Buch ist 2021 erschienen. Es soll anderen Menschen eine Warnung sein. Er schreibt in seinem Roman zum Beispiel über die verschiedenen Charaktere und Stereotypen innerhalb der AfD-Partei. Es geht um die „Opportunisten, die Hoch-Intelligenten und die Karrieristen“.

Vom Unterstützer zum AfD-Kritiker

Portrait Christian Hirsch
Jörn von Lutzau

Sein Ausstieg habe Hirsch nach eigenen Aussagen ins Visier seiner ehemaligen Parteigenossen bugsiert. Nach der letzten Bundestagswahl begann Hirschs Zeit, wie er selbst sagt, der „Ent-AfD-fizierung“. Er bezeichnet sich auch als „Spalter“ der AfD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern. Dort trat er zusammen mit drei weiteren Fraktions-Mitgliedern aus der AfD-Landtagsfraktion aus und gründete die Fraktion Bürger für Mecklenburg-Vorpommern (BMV). Er war er zwei Jahre Fraktionsgeschäftsführer der neugegründeten Fraktion im Landtag.

Angst in der Politik

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Angst vor Konsequenzen

Christian Hirsch ist sich sicher: Die AfD vereinnahmt ihre Mitglieder, deswegen braucht es immer viel Mut und Courage, um aus der AfD auszutreten. „Wer einmal AfD im Lebenslauf stehen hat, der ist verbrannt“, betont der Aussteiger. Die Menschen würden Angst davor haben, keinen Arbeitsplatz mehr zu finden, führt der 51-Jährige weiter aus.

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