Gesellschaft

So ist es, wenn deine große Liebe plötzlich stirbt

Herz auf Scheibe, Tau, Im Hintergrund ein Sonnenuntergang.
gettyimages/anyaberkut

Silke hat einen Albtraum erlebt: Sie fährt in den Urlaub, dort stirbt ihr Partner bei einem Spaziergang. Wie hat sie das verarbeitet?

Silke ist eine Person, die sofort Ruhe ausstrahlt, wenn sie den Raum betritt. Auch ihre Stimme ist sehr sanft und warm. Mit großer Offenheit erzählt sie mir von dem Tod ihres damaligen Partners

Julian starb im März 2013 in Nepal – mit nur 29 Jahren, bei einem Spaziergang. Für die damals 30-Jährige war das ein Schock. Sie erinnert sich, dass sie innerlich und äußerlich zitterte. Am Tag nach Julians Tod konnte sie sich von ihm verabschieden. Sie war zögerlich, den gekühlten Körper anzufassen. Aber sie traute sich seine Haare zu berühren. 

Abschied nehmen: Was eine Berührung verändert

Dieser Moment verändert alles und sie spürt eine tiefe Verbindung zu Julian.

Sie beschreibt, dass eine Wärme durch ihren Arm in den ganzen Körper floss – eine Energie, die sie beruhigte und aus dem Schock holte.  Seitdem spürt Silke, bis heute eine tiefe Verbindung zu Julian.

Wie sich das für Silke genau angefühlt hat, erzählt sie in meinem Podcast „Echt gefragt“. Hier kannst du die Folge anhören.

Von der Informatikerin zur Bestatterin

Silke, mit runden Brillengläsern auf der Nase, lächelt in die Kamera.
Julia Mack
Silke klärt als Bestatterin darüber auf, welche Rechte Angehörige haben, wenn ein geliebter Mensch stirbt.

Bis zu Julians Tod arbeitete Silke als Informatikerin in Frankfurt am Main. Ihre Themen damals waren die ganz typischen Fragen, die viele von uns rund um den 30. Geburtstag haben: 

  • Familienplanung
  • Kauf einer Eigentumswohnung
  • vielleicht heiraten?

Mit den Themen Tod und Sterben war sie bis dahin kaum in Berührung gekommen. Doch durch Julians plötzlichen Tod musste sie sich damit auseinandersetzen. Sie merkte schnell, dass sie beruflich etwas verändern wollte und sich in ihrem aktuellen Beruf nicht mehr wohl fühlte. 

Tod als Teil des Alltags

Wie sie schließlich Bestatterin wurde und was sie an dieser Arbeit fasziniert, erzählt sie im Podcast. 

Kleiner Spoiler: Heute lebt sie mit ihrem Mann auf dem Gelände ihres gemeinsamen Bestattungsinstituts, in Bad Nauheim. Der Tod, der früher so weit weg war, ist heute Teil ihres Alltags.

Hier kannst du sehen wie Silke unterstützt

Das Abschiedshaus Laux unterstützt, wenn ein Angehöriger von dir gestorben ist. 24h erreichst du unter 06032 – 8 66 05 das Team um Silke und ihren Mann. 

Auch die evangelische Kirche bietet Trost, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist. 

Außerdem hat die Telefonseelsorge bei allen Themen ein offenes Ohr für dich. ☎️ Die Nummern:  0800 1110111 / 0800 1110222 oder 116 123.

Silke war drei Jahre lang in einem Trauerstrudel. Nach diesen Jahren der tiefen Traurigkeit ist sie wieder aufgetaucht. Im Gespräch betont sie aber immer, wie unterschiedlich Trauer ist und es kein Ziel gibt, auf das wir hinarbeiten müssen. 

Trauer ist individuell

Aus diesem Grund gibt Silke auch keine Trauer-Tipps, sondern berichtet nur davon, was ihr damals geholfen hat. Außerdem sagt sie, dass es wichtig ist, dass wir uns Zeit für uns nehmen und in uns hineinhören, was uns guttut. 


Es wird niemand kommen, der sagt: Bitteschön, nimm´ dir Zeit für deine Trauer. 

 

Silke hat alles Mögliche gemacht, um ihre Trauer zu bewältigen:

  • Hausarzt: hat ihr schnell empfohlen eine Psychotherapie zu machen
  • Zusätzliche Traumatherapie: um traumatische Bilder zu verarbeiten
  • Trauerbegleitung
  • Besuch einer Gruppe für Jungverwitwete
  • Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik
  • Online-Foren, um sich so mit Menschen in ähnlichen Situationen austauschen zu können

Trauer kann auch aufhören

privat
Dieses Foto ist aus dem Jahr 2016 als Silke nochmal in Nepal war.

Was mich im Gespräch mit Silke am meisten überrascht hat: Ihre Trauer ist vorbei. Anfangs hat sie selbst damit gehadert – aus Sorge, fehlende Trauer könne auch fehlenden Respekt gegenüber dem Verstorbenen bedeuten. Doch heute spürt sie keine Trauer mehr.

Selbst wenn sie in Nepal ist, wo sie mehrfach war, um Julians Tod besser annehmen zu können, empfindet sie Frieden. Für Silke ist alles gut – sie sagt das ruhig und klar. 

Wie geht es dir mit Silkes Geschichte?

Ich freue mich, wenn du mir schreibst, was diese Geschichte mit dir macht. 

Für mich war dieses Gespräch sehr berührend und herausfordernd – und zugleich hat es mir Hoffnung gemacht. Denn auch ich habe vor einem Jahr einen sehr wichtigen Menschen ganz plötzlich verloren.

Schreib´ mir gerne, direkt per Mail oder per Kommentar auf unseren Plattformen:

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