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Vorbilder

Biblische Vorbilder, die aus der Rolle fallen

Mose, Jona - sind nicht immer Vorbilder
Getty Images /Oleksandr Bushko
In der Bibel sind viele Menschen, die gar nicht so vorbildlich sind

Mose, Jona, David kennen wir alle aus der Bibel. Doch taugen sie zu Vorbildern? Nicht unbedingt. Wir zeigen euch warum.

Mose, der Totschläger

Vorbilder aus der Bibel
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Mose lebt mit seinem jüdischen Volk im Exil im alten Ägypten. Er ist jung und manchmal unbeherrscht. In seiner Wut erschlägt er  einen Aufseher, der einen jüdischen Sklaven getötet hat. Das kommt dem Pharao, dem ägyptischen König, zu Ohren. Er will ihn töten lassen. Doch Mose entkommt, kann flüchten. Er hilft den sieben Töchtern des Priesters bei einem Brunnenstreit. Der nimmt Mose in sein Haus auf und gibt ihm die Tochter Zippora zur Frau. Mit ihr hat er einen Sohn, den er Gerschom nennt. Happy End also! Die Flucht des Helden ist geglückt, er gründet eine Familie. Doch Mose steht erst am Anfang seines Weges, denn Gott hat noch viel mit ihm vor. Er soll die Israeliten aus der Knechtschaft der Ägypter befreien.  Doch Mose hat keinen Bock. Der Herr soll einen anderen schicken – egal wen, auf keinen Fall ihn. Aber Gott gibt Mose nicht auf. Er will ihn unbedingt. Nach vielen Motivationseinheiten Gottes macht sich Mose dann doch auf den Weg. Er selber wird das gelobte Land nicht erleben. Aber er reift auf dem 40-jährigen Weg durch die Wüste von einem emotionalen eruptiven Menschen zu einem Führer von großer Ruhe und Selbstbeherrschung. Dieser Mose, der Totschläger, überreicht seinem Volk die Gebote Gottes. „Du sollst nicht töten!“ ist auch dabei.

David, Ehebrecher und Mörder

Vorbilder aus der Bibel
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Der kleine Hirtenjunge David, bewaffnet nur mit einer Steinschleuder, bezwingt den Riesen Goliat. Was für ein Held! Später lebt David jahrelang auf der Flucht. Und doch – als er die Gelegenheit bekommt, seinen Verfolger König Saul zu töten, lässt er sie verstreichen. Aber David ist nicht nur gut. Seine Schwäche sind die Frauen. Schon bevor er König wird, ist er mit mehreren Frauen verheiratet.

Als König dann in Amt und Würden schaut er aus dem Fenster. Da fällt ihm eine wunderschöne Frau auf, die auf dem benachbarten Dach ein Bad nimmt.  Statt sich einfach nur am Anblick der schönen Batseba zu erfreuen, muss David die Frau unbedingt haben. Sie ist allerdings mit dem Soldaten Uria verheiratet. Und doch wird sie Davids Geliebte. Wenige Wochen später ist sie schwanger. David beschließt, den Ehebruch zu vertuschen. Er lässt Uria von der Belagerung nach Hause beordern. Dann schickt er ihn nach Hause. David erhofft sich insgeheim, dass Uria von der Sehnsucht nach seiner Frau übermannt mit ihr schläft. Doch Uria hält sich an das ungeschriebene Gesetz, dass Soldaten, solange sie im Krieg sind, enthaltsam zu leben haben. David muss sich etwas anderes einfallen lassen. Er schreibt seinem Feldhauptmann Joab einen Brief. Uria soll dorthin gestellt werden, wo der Kampf am härtesten ist. Es kommt, wie es kommen muss: Uria wird getötet. Als Bathseba die vorgeschriebene Trauerzeit hinter sich hat, lässt David sie in seinen Palast holen und macht sie zu einer seiner vielen Frauen. Bathseba bringt einen Sohn zur Welt. Aber Gott bestraft David für seine Tat. Das Kind stirbt nach sieben Tagen. David bereut seine Tat bitterlich. Gott hat ein Einsehen: Bathseba wird wieder schwanger und bringt Salomo zur Welt, den späteren König von Juda und Israel.

Saulus, der Christenverfolger

Vorbilder aus der Bibel
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Paulus heißt eigentlich Saulus. Er wird in Tarsus, einem Zentrum von Bildung und Philosophie geboren, kurz nach Jesus, den er nie treffen wird. Ausgebildet zum jüdischen Gesetzeslehrer verfolgt er eifernd Christen. Der mehrfache Christenmörder mutiert aber dann zum eifrigen Verkünder des Evangeliums, zum großen Apostel. Das verdankt er einer Vision, deren strahlendes Licht ihn vorübergehend erblinden lässt. Später schreibt er darüber: „Gott hat mich seinen Sohn sehen lassen, damit ich ihn überall unter den Völkern bekannt mache.“ Wenn ein Mensch seine Gesinnung radikal ändert, heißt es: „Er wird vom Saulus zum Paulus“. Paulus wird zum Handlungsreisenden in Sachen Glauben. Wenn es um die schriftliche Verbreitung des christlichen Bekenntnisses geht, ist vor allem er zu nennen.

Die Gründung der ersten Gemeinden außerhalb Palästinas gehen auch auf ihn zurück. Paulus ist wohl die einflussreichste Persönlichkeit der Kirchengeschichte. Er hat Ausstrahlung, Energie, Durchhaltevermögen, ist aber auch streitlustig. Manchmal geht sein Temperament mit ihm durch. Paulus wird als leidenschaftlich beschrieben, auch als schroff und unfair. Mal muss er fliehen, mal sitzt er im Gefängnis, mal entgeht er nur knapp der Steinigung. Er reist und reist und reist.

Eigentlich will Paulus auch nach Spanien, doch er wird im Tempel in Jerusalem wegen Aufruhrs verhaftet und soll dem Gericht in Rom überstellt werden. Er macht sich auf den Weg nach Rom. Dort verliert sich seine Spur. Überlieferungen zufolge stirbt er den Märtyrertod bei Kaiser Neros Christenverfolgung.

Petrus, der Feigling

Vorbilder aus der Bibel
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Eigentlich heißt er Simon, den Namen Petrus bekommt er erst später. Der stammt aus dem Griechischen und bedeutet Fels. Vom einfachen Fischer wird er zum Apostel, Heiligen und legendären Gründer der christlichen Kirche in Rom.

Als Jesus zwölf Jünger auswählt, ist Petrus der erste von ihnen. Schon bald gehört er zum harten Kern und seinem engsten Vertrauten. Wo immer sich Außergewöhnliches ereignet, ist Petrus mit von der Partie. Er wird zum Wortführer und – neben Paulus - zur herausragenden Gestalt. Dies, obwohl seine Gegner ihn als ungelehrt und einfach beschreiben. Er ist übrigens der einzige Apostel, der verheiratet ist.

Zu Jesus entwickelt Petrus früh eine enge Beziehung. Als der während eines Sturms auf dem Wasser des Sees Genezareth wandelt, versucht Petrus, es ihm gleichzutun. Doch er sinkt und schreit um Hilfe. Jesus streckt ihm die Hand entgegen, bezichtigt ihn des Kleinglaubens und der Halbherzigkeit.

Petrus ist ein Mensch voller Widersprüche. Er rühmt sich seiner unverbrüchlichen Treue zu Jesus und beteuert, mit ihm sogar in den Tod gehen zu wollen. Doch als der jüdische Rat Jesus verhört, leugnet er aus Angst gleich mehrfach, ihn überhaupt zu kennen. Als ein Hahn, wie von Jesus vorhergesagt, nach dem dritten Mal kräht, bricht Petrus in Tränen aus.

Bald nach Verrat und Reue folgte die glänzende Karriere des Petrus. Er baut die erste christliche Gemeinde in Jerusalem auf, vollbringt Wunder und unternimmt Missionsreisen an die Mittelmeerküste. Die Ankündigung Jesu: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde 
bauen“ (Matthäus 16,18) erfüllt sich. Die Bibel be­richtet davon, dass er ein großer ­Organisator der Gemeinden wird. Aus einem Verräter wird eine anerkannte Autorität. Der Apostel soll um das Jahr 64 während Neros Verfolgung der Christen den Märtyrertod gefunden haben.

Jona, der Drückeberger

Vorbilder aus der Bibel
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Gott will den Propheten Jona in die große Stadt Ninive ins Landesinnere schicken. Den 120000 Menschen dort soll er die Leviten lesen. Er hat zu verkünden: „40 Tage noch, dann wird die Stadt untergehen! Gott wird euch bestrafen für euren falschen Lebenswandel. Ihr bekommt die Quittung dafür, dass ihr euch nicht an Gottes Gebote haltet und auf Kosten von anderen lebt.“

Jona will aber nicht. Er verweigert den Job, flieht in die entgegengesetzte Richtung ans Meer. Der Drückeberger besteigt im Hafen von Jaffa das nächste Schnellboot und gerät in einen Sturm. Die panischen Matrosen werfen in Todesfurcht das Los, um herauszufinden, wessen Missetat diesen Orkan verursacht hat. Das Los fällt auf den Flüchtigen. „Werft mich doch über Bord, dann wird das Toben nachlassen!“ empfiehlt er griesgrämig. Die Seemänner folgen seinem Rat. Ein großer Fisch verschluckt ihn – im Auftrag seines höchsten Auftraggebers.

Denn Jona soll unbedingt seine Mission ausführen. Drei Tage und Nächte bleibt er im Bauch, hat ausreichend Zeit zum Überlegen. Dann spuckt ihn der Fisch an Land. Jona marschiert nun doch zur Bußpredigt hinein in das drei Tagesreisen entfernte Ninive. Die Bürger der Lastermetropole, ihr König eingeschlossen, gehen in sich. Sie fasten mitsamt ihren Tieren, lassen ab von allen Untaten, flehen zum höchsten Weltenrichter um Erbarmen. Gott hat Mitleid mit den Menschen und verschont sie. Daraufhin bekommt sein Prophet einen Wutanfall, einen Sonnenstich und eine tiefe Depression.