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Photovoltaik auf Kirchengebäuden

Kirche setzt auf Solarenergie

gettyimages/ArtistGNDphotography
Photovoltaik in der EKHN

Die Pfarrei Nieder-Wiesen ist mit ihren Photovoltaik-Anlagen ein Vorbild für andere Gemeinden in der evangelischen Kirche.

Anfangs seien schon viele misstrauisch gewesen, erinnert sich Manfred Sauer, früheres Kirchenvorstandsmitglied der Gemeinde Bechenheim. Misstrauisch, dass eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gemeindehauses in Nack einen zu hohen Verwaltungsaufwand mit sich bringen würde. Und misstrauisch auch, ob sich das Ganze rechnet und technisch so funktioniert wie geplant. Das Unbehagen ist verschwunden.

Solarstrom seit 2001

Innerhalb der Pfarrei Nieder-Wiesen, zu der Bechenheim und Nack gehören, haben die Pioniere um Manfred Sauer und Pfarrer Tobias Kraft bereits 2001 die erste Photovoltaikanlage in Nack installieren lassen. Damals habe das etwa 70.000 D-Mark gekostet, die Hälfte habe man über ein Förderprojekt finanzieren können, sagt Pfarrer Kraft. Die andere Hälfte finanzierte die Kirchengemeinde über die Kreditanstalt für Wiederaufbau. „Wir wollten uns nicht dem Vorwurf aussetzen, das Geld der Gemeinde für die Anlage auszugeben und nichts mehr zu haben, sollte an der Kirche etwas repariert werden müssen“, erklärt er.

Vier Männer stehen um eine Messtafel einer Photovoltaik-Anlage
Marco Sussmann
Pfarrer Tobias Kraft erläutert 2009 ehemaligen Bundestagsabgeordneten die momentan gelieferten Energiewerte der Photovoltaik

Vier Photovoltaik-Anlagen in der Gemeinde

Nach diesem Modell haben die Gemeinden der Pfarrei alle vier Anlagen finanziert, die es inzwischen gibt. Zusammen produzieren diese nach Krafts Worten jährlich etwa 16.000 bis 18.000 Kilowattstunden Strom. „Wir speisen mehr ein, als wir insgesamt selbst verbrauchen“, sagt der Pfarrer stolz und verweist auf eine Bilanz, die ökologisch und auch ökonomisch positiv sei. „Das lohnt sich finanziell nach wie vor“, sagt Kraft. Auch die erste Anlage von 2001 funktioniere noch.

65 Prozent klimafreundlicher Strom in der EKHN

Die rund 430 Einwohner in Bechenheim versorgen sich statistisch gesehen zu mehr als 50 Prozent mit Strom von der Sonne, sagt Pfarrer Kraft. Das sei ein hoher Wert.
Die 100-prozentige Selbstversorgung mit klimafreundlichem Strom aus Sonne, Wind und eventuell Biogas ist das Ziel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. 2022 habe man rund 65 Prozent erreicht, sagte der Geschäftsführer der Zentralen Pfarreivermögensverwaltung (ZPV) der EKHN, Markus Keller, in Darmstadt. Rund sieben Millionen Kilowattstunden Strom hätten die Anlagen der ZPV erbracht. Dazu kämen rund fünf Millionen Kilowattstunden aus einer Beteiligung am Windpark Fürfeld.
Mit 65 Prozent liegt die EKHN über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung lag in Deutschland 2023 bei fast 60 Prozent, teilte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesystem kürzlich mit.

Die Kirchengemeinden bekommen eine Pacht für das Dach, den Rest erledigen wir

sagt Keller. Das bedeutet, dass die ZPV die Paneele auf den Dächern installieren lässt, Versicherungen abschließt und sich um die technische und kaufmännische Betriebsführung kümmert. Damit habe man es den Gemeinden einfacher machen wollen.

Solardach des Zentrums für Bildung der EKHN
EKHN/Maike Bornschein
Auch in Darmstadt ist Photovoltaik angekommen

CO2 Vermeiden und Geld sparen

Mithilfe der Photovoltaikanlagen der ZPV sei im Jahr 2022 der Ausstoß von gut 4000 Tonnen CO2 vermieden worden. Durch die Beteiligung an der Windkraft kämen nochmals knapp 4300 Tonnen hinzu, erklärt Keller.
Inzwischen hat der Gesetzgeber kleine Photovoltaikanlagen, die jährlich bis zu 30.000 Kilowatt Strom erzeugen, steuerfrei gestellt. Dadurch sei der Betrieb der Anlagen wesentlich einfacher geworden. Keller: „Wir empfehlen Kirchengemeinden deshalb aktuell: macht es selbst, das ist günstiger für euch“.
Die gestiegenen Kosten für Strom gingen bislang an Gemeinden und Einrichtungen der EKHN vorbei. „Wir haben langfristige Verträge bis Ende 2024, dadurch haben wir Millionen Euro gespart“, sagt Keller. Möglich wurde dies mit dem 2020 beschlossenen Energiebeschaffungsgesetz, mit dem die Gemeinden angehalten wurden, sich der gemeinsamen Beschaffung von Strom und Gas anzuschließen. Anfangs war das „hochumstritten“, weil Gemeinden bei ihren örtlichen Stromversorgern und selbstständig bleiben wollten. Im Nachhinein hätten sich die Rahmenverträge „in dieser wilden Phase“ als Geschenk erwiesen.

Hat deine Kirchengemeinde schon Solarstrom?

Wie sieht es in deiner Gemeinde aus, gibt es dort auch schon Photovoltaik? Schreib uns gerne auf: 

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