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Evangelischer Kirchentag

Ein Kirchentag ohne Käßmann? Lieber nicht

Renate Haller
Kommentar von Renate Haller

Das Programm für den Evangelischen Kirchentag in Nürnberg liegt vor. Publikumsmagnetin Margot Käßmann ist nicht mit von der Partie. Das ist keine gute Idee.

Frieden und Klimawandel sind zwei der großen Themen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg. Man wolle eine „Art Lagerfeuer“ sein, sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière bei der Programmvorstellung. In Zeiten der Krise wolle man Hoffnung vermitteln.

Lagerfeuer, das klingt nach akustischer Gitarre und Gesang, nach kuscheliger Gemeinschaft. Man mag lächeln, doch das Bild ist gut gewählt.

Kirchentag ist immer auch ein aktuelles Forum

In Zeiten der Krisen zusammenrücken und einander im Glauben versichern – genau das brauchen im Moment viele Menschen. Zumal neben Krieg und Inflation den Kirchenmitgliedern der kalte Wind der Säkularisierung entgegenschlägt. Dennoch: Allein Harmonie wäre zu wenig für einen Kirchentag, der sich immer auch als Forum zu gesellschaftlichen Fragen versteht.

Programm auf dem Kirchentag in Nürnberg

Auf den Hauptpodien von 7. bis 11 Juni  wird es auch um Demokratie gehen, um Generationengerechtigkeit, Internationale Sicherheitspolitik, Waffenlieferungen sowie Menschenrechte. Rund 2.000 Einzelveranstaltungen stehen auf dem Programm des Kirchentags, der unter dem Motto steht „Jetzt ist die Zeit“.

Viele Programmpunkte sind auch in der Nachbarstadt Fürth geplant. Dort soll auch ein Gottesdienst stattfinden, der von Künstlicher Intelligenz vorbereitet wird. Alle Veranstaltungen sind auf der Internetseite des Kirchentags und in einer App zu finden.

Diskussionen brauchen gegensätzliche Meinungen

Folgerichtig sind die Themen Klima, Friedensethik und Waffenlieferungen eingeplant. Und zumindest bei der Friedensethik machen die Veranstalter glücklicherweise nicht den Fehler, der viele kirchliche Veranstaltungen langweilig macht, nämlich dass nur Menschen „diskutieren“,die einer Meinung sind.

Beim Kirchentag in Nürnberg werden etwa 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Darunter sind auch prominente Politiker wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier,Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Auch kirchliche Prominenz gehört zu den Gästen, darunter die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.

Schade nur, dass die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, ihre Teilnahme abgesagt hat. Es gab Ende Februar bereits Irritationen um ihre Person: Eine geplante Konzertlesung von ihr und Liedermacher Konstantin Wecker zur „Kraft des Pazifismus“ war der Gegenstand. 

Christenfest in Nürnberg

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Die 64-Jährige sagte der Zeitschrift Zeitzeichen, der Kirchentag habe die Lesung abgelehnt, der Kirchentag dementiert und sagt, die Veranstaltung sei offiziell nicht angemeldet gewesen. Egal, wo die Gründe liegen: Weder dem Thema Friedensethik noch dem Kirchentag als solchem ist ein Gefallen getan, wenn Margot Käßmann fehlt.

Aussicht auf Käßmann beim Kirchentag?

Vielleicht könnten ja Käßmann und Wecker einen der „weiße Flecken“ füllen. Das sind Podien, für die erstmals aus Gründen der Aktualität derzeit weder Themen noch Gäste benannt sind. Dazu müssten sich alle Verantwortlichen einigen – ganz im Sinne des Friedens.