Katharina Wegner, 56 Jahre: Auf meiner ersten Pfarrstelle habe ich mit einem männlichen Kollegen zusammengearbeitet. Oft hieß es dort: der Herr Pfarrer und Frau Wegner. Auch wenn das vielleicht nicht abwertend gemeint war, kam das so an.
Nach Trauergesprächen wurde ich von Angehörigen immer wieder gefragt, ob ich meine Aufzeichnungen für die Beerdigung an den Pfarrer weitergeben könnte. Ich habe dann erklärt, dass ich Pfarrerin sei und die Beerdigung selbst mache. Hierbei gibt es – so denke ich – ein großes Stadt- Landgefälle.
Kein Abendmahl von einer potenziel menstruierenden Frau
Ich habe auch erlebt, dass Männer von mir nicht das Abendmahl empfangen wollten, mit der Begründung, ich könnte ja meine Tage haben. In Zeiten des Alten Testaments galten diese Frauen als unrein.
Trotz allem Erreichten gibt es noch einiges zu tun.
Es gibt ja schon wieder Stimmen, die davon sprechen, dass der Pfarrberuf durch die hohe Frauenquote feminisiert und deshalb abgewertet wird. Trotz allem Erreichten gibt es noch einiges zu tun – sowohl in den Köpfen als auch in der Verteilung der Ämter.
Ich bin gespannt, ob wir in der EKHN mal eine Kirchenpräsidentin bekommen.
Wunsch: Mehr Diversität in der Kirche
Es ist einfacher eine Predigtreihe über Frauengestalten in der Bibel anzubieten als die Sprache zu ändern. Und doch denke ich, dass es notwendig ist. Je selbstverständlicher neue Formulierungen einfließen, ohne zu kämpferisch daher zu kommen, umso größer sehe ich die Chance der Akzeptanz.
Ich würde mir wünschen, dass wir auch in der Kirche Menschen in allen Bereichen in ihrer Diversität mehr (Be)-Achtung und Raum geben, dass wir Homosexuelle, Transgender, Regenbogenfamilien und andere Formen als Bereicherung erleben.