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Buß- und Bettag, Weihnachten, Ostern

Warum wir Feiertage brauchen

Junger Mann denkt an Geschenke und Ostereier
redaktion

Alle freuen sich über Feiertage. Wirklich alle? Denn was wir feiern an Himmelfahrt, Weihnachten und Co. weiß kaum jemand.

Genießt du gerade deine 4-Tage-Woche? Der Tag der deutschen Einheit vergangenen Montag macht Lust auf mehr. Zwar ist der 3. Oktober kein speziell kirchlicher Feiertag, aber viele andere Tage im Jahr. Und was wäre eigentlich, wenn es keine Kirche mehr gäbe. Fielen dann auch Feiertage weg? Hilfe. Noch mehr arbeiten.

Christentum und irgendwas mit Jesus … Oder doch nicht? An Ostern ist er auferstanden. Und dann war da noch Christi Himmelfahrt. Dafür hatten wir ja auch erst frei. Also ist Jesus ja schon weg. Dann muss an Pfingsten irgendwas anderes passiert sein, oder?

Welche Bedeutung hat ein Feiertag, wenn viele nicht mehr wissen, warum es ihn gibt?

Weniger als die Hälfte der Deutschen ist Mitglied in einer Kirche, sagt eine von den beiden großen Kirchen geförderten Studie des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg. Und es werden immer weniger Mitglieder. Bis 2060 sollen nur noch 30 Prozent der Deutschen Mitglied in einer Kirche sein. Die Verbindungen an das Christentum gehen zurück.

Warum feiern wir Tage, zu denen viele Menschen gar keinen Bezug mehr haben? Soviel vorweg: Wir sind FÜR christliche Feiertage. Und zeigen dir hier aber mal, welche Alternativen so im Umlauf sind, und warum die vielleicht doch nicht so gut sind, wie du vielleicht zuerst gedacht hast.

Fronleichnam kurz erklärt

Fronleichnam ist ein gesetzlicher Feiertag, jedoch wird er nicht in der evangelischen Kirche gefeiert. Das Fest Fronleichnam gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Das Wort bedeutet ursprünglich „Leib des Herrn“. Es hängt theologisch zusammen mit der sogenannten Transsubstantiations-Lehre. Im Neuen Testament sagt Jesus beim Abendmahl über Brot und Wein: „Dies ist mein Leib. Dies ist mein Blut.“ Diese Sätze deutet das katholische Dogma so: Brot und Wein wandeln sich bei jeder Feier der Eucharistie wirklich in den Leib und das Blut Christi. Sie sind nicht mehr Brot und Wein, sondern Leib und Blut Christi. An Fronleichnam wird die gewandelte Hostie als der Leib des Herrn in feierlichen Prozessionen durch die Straßen getragen.

Fronleichnam aus evangelischer Perspektive

 

An Weihnachten kommt heute der Weihnachtsmann, an Ostern der Osterhase. Der Tradition, beziehungsweise den (Groß-)Eltern zu Liebe zwingen sich viele, wenigstens an einem der beiden Termine noch mal in den Gottesdienst. Das war’s dann aber auch. Um Glaube geht es heute oberflächlich gesehen bei vielen Menschen nicht mehr bei diesen Festen. Stattdessen geht es um Gemeinschaft, Familie, darum anderen eine Freude zu machen, aber auch um Konsum.

Wofür brauchen wir dann überhaupt noch den 2. Weihnachtsfeiertag, oder Oster- und Pfingstmontag? Was hat Jesus da noch mal gemacht? Wegen ihm haben die Geschäfte zu und Familienbesuche rauben uns manchmal den letzten Nerv.

Weg mit den Feiertagen?

Sind christliche Feiertage in unserer globalisierten Gesellschaft überhaupt noch aktuell? Was ist denn mit anderen Religionen, was mit den Atheisten? Sollten für eine Gleichstellung all dieser Menschen vielleicht für alle alle kirchlichen Feiertage wegfallen? Also: Einfach weg damit?!? Dann hätte keine Glaubensrichtung einen Vorteil. Petitionen, die alle kirchlichen Feiertage abschaffen wollen, gibt's immer wieder auf www.change.org oder www.openpetition.de. Anstelle von Feiertagen werden dort oft mehr Urlaubstage gefordert. Auch unter den Petitions-Anträgen für den Bundestag machen einige wütende Bürger:innen ihrem Ärger über Feiertage und deren Folgen, wie beispielsweise. geschlossene Läden oder Tanzverbote Luft

Wir könnten stattdessen ja auch alle einfach durcharbeiten.

Moment mal!

Das finden die meisten von uns nicht so gut. Dann fehlen uns freie Tage, an denen wir auch mal abschalten können.

Was also tun, um die Feiertags-Freizeit nicht zu verlieren? 

Urlaub statt Feiertag?

Urlaub im Kalender markieren
getty/Kwangmoozaa

Feiertage ausfallen lassen und als Extra-Urlaub dazubekommen klingt erstmal nach einer super Idee. Alle Gläubigen, egal welcher Religion, können sich zu ihren wichtigen Festen ja frei nehmen. Alle anderen können an den Tagen selbst entscheiden, ob sie arbeiten wollen, oder nicht.

Dann müssten wir aber konsequenterweise noch einen Schritt weiter gehen. Streng genommen ist der Sonntag als Wochentag aber auch nur frei, weil das Christentum die neue Woche mit einem Ruhetag beginnt. So wie in der jüdischen Kultur der Samstag, also der Sabbat als letzter Tag der Woche als freier Tag gilt. Die 40-Stunden-Woche kann ja bleiben. Und wir alle könnten uns unsere zwei Ruhetage dann einfach selbst aussuchen.

Unternehmen würden sich freuen, wenn sie keine Extra-Zahlungen wegen Sonn- und Feiertagsarbeit mehr machen müssten. Und noch mehr würden sie sich freuen, die Geschäfte auch an diesen Tagen geöffnet zu haben und Gewinn erwirtschaften zu können. 

Für unsere Gesellschaft wäre das aber alles andere als schön, denn es fehlen gemeinsame Auszeiten. Im Privaten funktionieren Absprachen an freien Tagen ja schon nicht immer gut. Wie sieht es da dann mit Vereins-Arbeit oder Ehrenämtern aus? Klingt nach einer fast unmöglichen Aufgabe, wenn man mit 30 Menschen ohne feste Sonn- und Feiertage einen gemeinsamen Termin ausmachen muss.

Wir geben den Feiertagen ihre Bedeutung

Pfarrerin Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN
EKHN/Neetz
Pfarrerin Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN

Und nicht nur deshalb ist das oben geschilderte Szenario sehr unwahrscheinlich. Denn Sonn- und Feiertage sind Kulturgut und haben sich über sehr lange Zeit etabliert, sie stehen für wichtige Punke in der Entwicklung unseres Landes. 

„Würden die Feiertage wegfallen, wäre das ein Verlust für unsere gesamte Gesellschaft“, sagt Ulrike Scherf, die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. „Feiertage sind ganz zentral für unser Zusammenleben“, so Scherf. Das Gefühl an einem Sonn- oder Feiertag ist ein ganz anderes, als wenn man unter der Woche frei hat. Das nimmt den Stress, gibt Ruhe. Eine kleine Verschnaufpause für den Geist in unserer sonst so durchgetakteten Gesellschaft.

„Es ist wichtig, diese gemeinsame Zeit zu schützen“, betont die Pfarrerin. Denn Feiertage stehen uns allen gleichermaßen zur Verfügung. Es sind Tage der Gemeinschaft. Für Vereine, Freunde und Familien. Hier ist keine riesige Planung nötig, wer sich wann Urlaub nimmt oder Zeit hat. genau das macht einen Feiertag zum Feiertag. Egal ob Gläubig oder nicht, wir geben einem Feiertag mit unseren persönlichen Ritualen eine Bedeutung.

Feiertage sorgen für ein Gemeinschaftsgefühl

Familie sitzt um voll gedeckten Essenstisch, Weihnachtsbaum im Hintergrund, alle stoßen an.
getty/FG Trade

Außerdem sind Feiertage quasi Leuchttürme im Kalender und Tage, auf die man hinlebt. „Nur noch 2 Monate, dann ist Weihnachten.“ „Nächste Woche ist Himmelfahrt, da ist mal ein Donnerstag frei. Freitag kann ich Urlaub nehmen und hab ein langes Wochenende.“ So hast du bestimmt auch schon mal gedacht.

Feiertage sind identitäts- und gemeinschaftsstiftend. Wir sind in Deutschland, wir haben eine Tradition, wir haben eine Kultur und ein Zugehörigkeitsgefühl. Unsere Feiertage haben sich genau daraus entwickelt und tragen weiterhin dazu bei.

Traditionen sorgen eben auch für eine Art Heimatgefühl. Ohne sie würden Gemeinschaftsvorstellungen in unserer Gesellschaft verloren gehen. Und wir leben ja nicht alleine, sondern mit vielen anderen Menschen zusammen und teilen unsere Interessen mit ihnen. Deshalb ist es auch wichtig, dass unsere Feiertage zu uns passen. Die Bedeutung von Feiertagen verändert sich mit der Gesellschaft.

die Oster-Tradition verbindet christliche und heidnische Elemente
privat
Oster-Tradition verbindet christliche und heidnische Elemente

Ostern verbindet heidnische Frühlingsfeste mit dem christlichen Glauben

Nice to know: Ostern geht ja auch auf ein heidnisches Fest zum Frühlingsanfang zurück. Und genau da bewegt es sich auch wieder hin. Der Hase und auch die Eier entstammen ja sowieso zu großen Teilen heidnischen Traditionen und haben nicht direkt etwas mit Jesus oder Gott, sondern mit dem neuen Frühling, Wiedergeburt, Fruchtbarkeit und Leben zu tun. Das sind Werte, die auch unabhängig von einer Religion feierbar sind.

Christliche Feiertage verbinden sich immer wieder mit „weltlichen“ Traditionen und haben so mehrere Bedeutungen. Die Tage bleiben Feiertage, mit der Bedeutung, die wir ihnen geben. Ob wir uns da mit Familie oder Freunden treffen, zusammen etwas unternehmen, uns eine private Auszeit nehmen oder eben in die Kirche gehen, liegt bei uns. Es ist ganz normal, dass sich im Laufe der Zeit die Bedeutungen der Feiertage verändern. 

Ist ja beim Reformationstag fast schon passiert. Am 31. Oktober feiern viele lieber Halloween. Viele Deutsche feiern auch an Christi Himmelfahrt, den Vatertag. Aber egal, wie du den Tag nennst, es ist eben ein Feiertag. Und das ist schön!

Bei Pfingsten ist das nicht anders. Gläubige feiern hier den „Geburtstag der Kirche“. An diesem Tag wurden die Jünger von Jesus (der da schon wieder im Himmel war) mutig, gingen raus und erzählten allen Menschen von ihren Erlebnissen mit Jesus. Und alle Menschen konnten die Jünger verstehen. 

Pfingsten ist also ein Fest der Verständigung. Also eigentlich die Essenz unserer Feiertage. Zusammen sein, sich unterhalten und austauschen. Ohne Stress, ohne Verpflichtungen.

Ein Feiertag ist eben, was du aus ihm machst. Du gibst dem Feiertag seine Bedeutung!

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