In Deutschland treten mehr Menschen aus der Kirche aus als ein. Die Gründe für einen Kirchenaustritt sind verschieden. Manchen ist die Kirchensteuer zu teuer, andere sehen in einer Mitgliedschaft keine Vorteile. Wie wäre es also, wenn Kirchenmitglieder bevorzugt werden? Das habe ich auch auf unserem Facebook-Kanal @indeonmagazin und auf YouTube gefragt 🔽.
In der Tradition von Jesus Christus sagt die Kirche, sie sei für alle da. Das bedeutet auch, dass sie freie Kita-Plätze, Teilnahmen an Freizeiten oder bei Ferienspielen unabhängig davon vergibt, ob die Teilnehmenden Mitglied bei der Kirche sind. Auch kirchliches Ehrenamt zahlt sich an dieser Stelle nicht aus.
„Was habe ich davon Mitglied der Kirche zu sein, wenn ein Nicht-Mitglied die gleichen Möglichkeiten hat wie ich?“, so oder ähnlich fragen da schon mal Kirchenmitglieder. „Warum zahle ich dann eigentlich die Kirchensteuer?“
Unsere Redakteurin Stefanie Bock hat selbst schon ihre Erfahrung damit gemacht, wie es ist als Kirchenmitglied keinen Platz bei den Ferienspielen zu bekommen. Obwohl die Kirchengemeinde diese organisiert hat.
„In der Kirchengemeinde Gelnhausen beispielsweise können sich Kinder aus allen Familien im Einzugsgebiet anmelden. 84 Plätze stehen zur Verfügung. Insgesamt haben sich aber zum Stichtag mehr Kinder angemeldet.
Wir hatten einen riesigen Ansturm. Das ist erst mal schön. Bis neun Uhr haben sich 104 Kinder angemeldet. Was weniger schön ist: Wir müssen losen. Ich hatte so gehofft, dass wir drumrum kommen. Ich kann Ihnen deshalb heute noch keine Zusage machen.“
Beim Los-Verfahren zählte jede Stimme gleich. Es gab keine Priorisierung, es zählte nicht, ob man Mitglied der Kirche ist oder nicht. Das Verfahren sorgte auch für Kritik. Eine Absage erhielten manche Kinder, die Mitglied der Kirche sind, regelmäßig kirchliche Gruppenstunden besuchen und so weiter. Eine Zusage erhielten andere Kinder, die nicht Mitglied der Kirche sind.“
Volker Jung ist es sehr wichtig, dass „miteinander geredet wird“. Die Enttäuschung über vermeintlich Entgangenes dürfe nicht zum „Auslöser“ für einen Kirchenaustritt werden.
Der erste Kontakt ist dabei wohl bei den meisten Menschen die Pfarrperson vor Ort. Aber nicht alle Kirchenmitglieder haben dahin einen guten Draht, deswegen kannst du dich oft auch bei der nächsthöheren Stelle (Dekanate, Propsteien, Landeskirche) melden. Manchmal gibt es direkte Ansprechpartner:innen für die sogenannte Mitglieder-Orientierung.
Jung ist ein gutes Miteinander wichtig, verweist aber auch auf Vorteile, die Kirchenmitglieder haben. Dazu gehört beispielsweise die nahezu kostenlose kirchenmusikalische Ausbildung.