Kultur

Film „One Word“ entlarvt Verantwortung bei der Klimakrise

Eine Gruppe von Menschen steht am Wasser. Eine Person trägt ein rotes, mit Blumen besticktes Kleid und goldene Ohrringe. Im Hintergrund sind ein Boot und das Meer zu sehen.
Studio Kalliope & Kameradisten.org
Die Republik der Marshallinseln mit rund 50.000 Einwohner*innen erstreckt sich im Pazifischen Ozean nahe dem Äquator über drei Hauptinseln und 29 Korallenatolle.

Ein Urlaubsparadies steht vor dem Aus: Die Marshallinseln sind nur ein Beispiel dafür, wie die Klimakrise Küsten killt. Der Film erklärt, was das mit uns zu tun hat.

Leuchtend türkisfarbenes Meer, weiße Strände, Palmen im Wind – die Marshallinseln sehen aus wie ein Urlaubsparadies. Doch hinter der Schönheit verbergen sich gigantische Probleme. Ab 2050 könnten viele Inseln unbewohnbar sein. Grund: der steigende Meeresspiegel durch die Klimakrise.

Ein Mann in einem weißen T-Shirt steht vor einem klaren Ozean und einem blauen Himmel mit vereinzelten Wolken.
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„The Island was gone“, sagt Mark Stege im Film „One Word“.

Die meisten der Marshallinseln liegen weniger als 1,80 Meter über dem Meeresspiegel. Das Land besteht aus zwei fast parallel verlaufenden Insel- bzw. Atollketten. Sie waren bereits vor der Zeit der alten Griech*innen besiedelt.

Untergang live: So dokumentiert „One Word“ den Verlust von Land

Schon heute frisst das Meer Strände, Häuser und Friedhöfe. Für die Menschen bedeutet das nicht nur den Verlust von Land, sondern auch den ihrer kulturellen Identität. Denn die ist eng an ihre Heimat gebunden – und lässt sich nicht einfach in einen Koffer packen.

Wir ertrinken nicht. Wir kämpfen.

Genau das ist die programmatische Botschaft des Films „One Word“.

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Die Filmemacher*innen Viviana und Mark Uriona gehen einen eher ungewöhnlichen Weg mit „One Word“. Als Filmschaffende aus Europa wollten sie keinen Film über die Inselbewohner*innen machen, sondern vielmehr mit ihnen.

Wenn der Klimawandel zur Überlebensfrage wird

Beide vertreten einen stark partizipatorischen Ansatz im Filmemachen, der auch Empowerment der Betroffenen ermöglicht. „Objektivität ist ein Trugschluss“, sagt Viviana Uriona. „In unserer heutigen Welt, ist es wichtig, Partei zu ergreifen.“

Also verbrachte das Ehepaar mehr als ein Dreivierteljahr mit den Inselbewohner*innen, um mit ihnen gemeinsam in Workshops das Projekt zu entwickeln.

Film-Infos „One Word“

Dokumentarfilm

Regie: Viviana Uriona und Mark Uriona

Orte: Deutschland & Republik der Marshallinseln 2020 

Länge: 83 Minuten

Filmwebsite One Word

Und so lernen wir ganz verschiedene Menschen kennen: von einer Meereswissenschaftlerin über einen Redakteur der Inselzeitung, einer Künstlerin bis zur Regierungsmitarbeiterin. Zwanzig Protagonist*innen hat der Film, neben zahlreichen anderen, die an der Produktion mitgewirkt haben, darunter auch viele Kinder und Jugendliche.

Von Atomtests zur Klimakrise

Die Marshallinseln haben schon einmal erzwungene Umsiedelungen erlebt. Bis in die 1960er-Jahre testeten die USA hier Atom- und Wasserstoffbomben. Bewohner*innen des Bikini-Atolls mussten ihre Heimat verlassen – auch nach einer Rücksiedlung, weil die Strahlung zu hoch war.

Es ist kein Zufall, dass zu Beginn des Films genau dies thematisiert wird. Denn in ihren Augen befindet sich eine neue „Atombombe“ auf dem Weg zu ihnen: Der Klimawandel.

Der Journalist Giff Johnson fasst es pointiert zusammen: Beides wurde von fernen Ländern verursacht, die kaum Rücksicht auf die Zukunft der Inselbewohner*innen nahmen.

Kindergruppe hält rote Banner mit der Aufschrift „Survive Thrive 1.5º“ und „Climate Justice Now“ bei einer Klimaprotestveranstaltung am Strand.
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Klimaprotest am Strand: Sie fordern die 1,5 Grad als Grenze für Klimaschutz.

Klima, Kultur, Zukunft

Die Stimmen im Film machen greifbar, was Klimakrise vor Ort bedeutet:

  • Strände verschwinden
  • Küsten vibrieren unter den Wellen
  • Häuser stehen immer dichter am Wasser.

Und es geht nicht nur ums Land. Frauen, die traditionell die Kultur bewahren, warnen: Mit dem Verlust des Bodens droht auch der Verlust der Identität. Sie ist eng mit dem Land und der Gemeinschaft verknüpft. 

Klarsichtig und mit Blick auf Zusammenhänge geben die Menschen im Film einen Einblick in ihr Leben. Manchmal bricht ihnen dabei die Stimme weg, brauchen sie einen Moment, bevor sie ruhig weitersprechen können. Allen ist anzumerken, wie tief die Veränderungen sie berühren.

„One Word“ Filmtipp aus der Evangelischen Medienzentrale Frankfurt

Viele Filme der Medienzentrale findest du online im Medienportal zum Streaming, auch One Word kannst du hier ansehen. Mehr dazu und über die Evangelische Medienzentrale Frankfurt erfährst du auf ihrer WebsiteDer Tipp ist eine Kooperation mit indeon.de

Trotz der vielen Protagonist*innen schafft es der Film, ein ermüdendes „talking heads“-Gefühl zu vermeiden. Geschickt eingesetzte Naturbilder und Alltagsszenen gepaart mit dem Soundtrack des Films bieten uns immer wieder Momente, dem Gesagten nachzusinnen.

Auch die Art der Umsetzung ist abwechslungsreich:

  • Drohnenaufnahmen
  • Augenzeug*innenberichte
  • wissenschaftliche Einschätzungen
  • Power-Point-Vortrag
  • Animationen
  • Videodokumente

Alles zusammen ergibt ein lebendiges Bild und ein Gefühl für die Menschen, die in ihrer Heimat eine gemeinsame Zukunft haben wollen.  Nicht zuletzt ein Film, der Zusammenhänge aufzeigt, von der Kraft der Menschen und deren gemeinschaftlicher Verbundenheit erzählt und den Blick schärft für globale Verantwortungen.

Iakwe – ein Wort mit Kraft

Am Ende erklärt der Film den Titel: „One Word“. Das Wort ist Iakwe – auf den Marshallinseln ein zentrales Symbol. Es bedeutet wörtlich „Du bist so schön wie der Regenbogen“, heißt aber auch „Ich liebe dich“ und zugleich schlicht „Hallo“.

Wenn sich Menschen auf den Marshallinseln treffen, begrüßen sie sich immer mit „Iakwe“, egal wie ihr Verhältnis zueinander ist. „Bitte denkt darüber nach“, fordert der Film uns auf. Ein Appell, das wir alle hören sollten.

👉 Was denkst du: Wie viel Verantwortung tragen Länder wie Deutschland für die Marshallinseln? Schreib uns deine Gedanken dazu via Mail in die Redaktion oder über unsere Social-Media-Kanäle: 

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