„Und du kommst bestimmt bald nach?“ „So schnell ich kann.“ „Versprochen?“ „Versprochen!“ Dieses Versprechen wird Helene ein Leben lang nicht loslassen. Sie gibt es 1938 ihrem kleinen Sohn Moritz. Helene Bornstein ist Jüdin und schickt Moritz mit einem Kindertransport fort aus Deutschland, fort von den Nationalsozialisten, fort von einem Alltag voller Schrecken und Todesangst.
Helene ist die Protagonisten in Beate Röslers neuem, bewegenden Roman „Helenes Versprechen“. Er ist als Taschenbuch im Aufbau-Verlag erschienen.
Nun ist Frankfurt an der Reihe: In der Main-Metropole ist Rösler seit einiger Zeit wieder zu Hause. Die Geschichte in „Helenes Versprechen“ spielt jedoch nicht im heutigen Frankfurt, sondern zwischen 1923 und 1944. Der Nationalsozialismus und vor allem das Leben von Juden stehen im Fokus. Keine leichte Zeit für einen Roman.
Helenes Versprechen‘ war mein zeitintensivstes Buch bislang.
Schon lange habe sie sich mit dem Themenbereich „Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“ befasst. Doch bevor sie mit ihrem Roman beginnen konnte, standen umfassende Detail-Recherchen an. Zunächst durchforstete sie das Internet und Archive nach einer interessanten Frauenfigur, die zu dieser Zeit in der Main-Metropole gelebt hat.
Ebenso das Schicksal der Jungen und Mädchen aus dem Kinderheim. Während des Schreibens habe der Verlag den Wunsch geäußert, dass Helene und ihre Mitstreiter doch vielleicht mehr Kinder retten könnten. Doch in diesem Punkt wollte sich die Autorin an die traurige Wirklichkeit halten und nichts beschönigen.
Für die Kinder war es prägend, dass sie sich als Gruppe auf den schrecklichen Weg gemacht haben. Nicht alleine ins KZ geschickt wurden, sagt die Autorin. Diesen doch ein wenig tröstlichen Gedanken inmitten des grausigen Schicksals hat Rösler in ihrem Roman aufgenommen.
Helene ist eine Frau, die sich nach Schicksalsschlägen immer wieder aufrappelt, die weitergeht, sich hochkämpft, wenn sie am Boden liegt und ihr Leben in Scherben sieht. Ist sie ein Vorbild für junge Frauen heute? „Ja, sie zeigt, dass es wichtig ist, den Mut nicht zu verlieren, nicht aufzugeben, wenn es ganz düster ist“, so die Autorin. Wichtig auch, Helene ist eine Frau, die sich Hilfe holt, wenn sie alleine nicht mehr weiterkommt. „Man muss nicht alles alleine machen, man darf auch andere um etwas bitten“, fasst Rösler die Botschaft zusammen, die sie ihren Leserinnen mit auf den Weg geben will. Und noch etwas:
Haltet die Demokratie nicht für selbstverständlich!
Gesellschaftliche Krisen könnten sie bedrohen, deshalb sei es wichtig, wachsam zu sein. „Helene hat es 1923 für selbstverständlich gehalten, dass sie als Jüdin dazugehört. Ähnlich ihr Vater oder ihre Freunde. Selbst wenn sie manchmal skeptisch waren, keiner hat geahnt, was die Nationalsozialisten letztlich der jüdischen Bevölkerung angetan haben“, sagt Rösler und appelliert an ihre Leser: „Passt auf die Demokratie auf!“
Bevor die Frankfurterin ein Buch veröffentlicht, spricht sie mit anderen Frauen über die Handlungen und die Personen. „Auf langen Spaziergängen reden wir über die Figuren, wie sie auf verschiedenen Ereignisse reagieren oder wie sie fühlen“, erzählt Rösler. Während „Helenes Versprechen“ immer neue Leserinnen und Leser gewinnt, beginnen für Rösler in diesen Tagen bereits die Vorarbeiten für ihren nächsten Roman. Und damit wieder die Zeit für spannende Gespräche mit ihren Freundinnen.
Diesen Rotkäppchen-Brunnen hatte ich vor Augen, als ich in meinem Roman die Deportationen der Kinder des fiktiven...
Gepostet von Beate Rösler Autorin am Samstag, 23. Januar 2021