Gesundheit hängt in Deutschland vom Einkommen ab. Das ist lange bekannt und vielfach durch Studien belegt. Männer, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verdienen, haben im Vergleich zu Männern mit höherem Einkommen eine um 8,6 Jahre verringerte Lebenserwartung.
Bei Frauen beträgt diese Differenz 4,4 Jahre. Mehr als ein Viertel der armen Männer erreichen das 65. Lebensjahr nicht. Bei den armen Frauen ist es etwa ein Achtel.
Diese Zahlen schockieren und sind ein Armutszeugnis für Deutschland. Auch deshalb, weil seit langem klar ist, was dagegen getan werden kann. Auch das war Thema des Kongresses für Armut und Gesundheit, der kürzlich in Berlin stattfand.
Was genau die Ursachen für die frühen Erkrankungen sind, darüber debattiert die Fachwelt viel. Menschen in Armutsverhältnissen neigten zu gesundheitsriskanterem Verhalten, weil sie etwa rauchen oder zu viel Alkohol trinken. Sie ernährten sich ungesünder und bewegten sich zu wenig.
Aber warum? Psychosozialer Druck, vereinfacht gesagt Stress, dient häufig als Grund. Die ständige Angst, noch weiter abzurutschen, die schimmeligen vier Wände zu verlieren und auf der Straße zu landen. Der Lärm der vierspurigen Straße, weil das ruhige Wohnviertel unbezahlbar ist. Die finanzielle Belastung einer Privatverschuldung. Soziale Ausgrenzung und Diskriminierung.
Ein Recht auf Gesundheit, trotz Armut