Armut und Gesundheit

Ein Recht auf Gesundheit, trotz Armut

Angela Wolf
Kommentar von Angela Wolf

Obwohl jeder in Deutschland das Recht hat, gesund zu leben, bedeutet Armut: Mehr Leid und oft auch ein früherer Tod. Ein Armutszeugnis.

Gesundheit hängt in Deutschland vom Einkommen ab. Das ist lange bekannt und vielfach durch Studien belegt. Männer, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verdienen, haben im Vergleich zu Männern mit höherem Einkommen eine um 8,6 Jahre verringerte Lebenserwartung.

Bei Frauen beträgt diese Differenz 4,4 Jahre. Mehr als ein Viertel der armen Männer erreichen das 65. Lebensjahr nicht. Bei den armen Frauen ist es etwa ein Achtel.

Ein Armutszeugnis für Deutschland

Diese Zahlen schockieren und sind ein Armutszeugnis für Deutschland. Auch deshalb, weil seit langem klar ist, was dagegen getan werden kann. Auch das war Thema des Kongresses für Armut und Gesundheit, der kürzlich in Berlin stattfand.

  • Herz-Kreislauf
  • Krebs
  • Adipositas
  • chronische Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Diabetes Typ 2

Was genau die Ursachen für die frühen Erkrankungen sind, darüber debattiert die Fachwelt viel. Menschen in Armutsverhältnissen neigten zu gesundheitsriskanterem Verhalten, weil sie etwa rauchen oder zu viel Alkohol trinken. Sie ernährten sich ungesünder und bewegten sich zu wenig.

Armut gepaart mit Stress

Aber warum? Psychosozialer Druck, vereinfacht gesagt Stress, dient häufig als Grund. Die ständige Angst, noch weiter abzurutschen, die schimmeligen vier Wände zu verlieren und auf der Straße zu landen. Der Lärm der vierspurigen Straße, weil das ruhige Wohnviertel unbezahlbar ist. Die finanzielle Belastung einer Privatverschuldung. Soziale Ausgrenzung und Diskriminierung.

Armes Deutschland

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Armut: Was in Deutschland fehlt

Armutslagen konzentrieren sich an bestimmten Spots unserer Städte. Dort fehlen die „Role Models“, die Bio-Familien, bei denen man sich einen gesunden Lebensstil abschauen könnte. Dort fehlt es an attraktivem öffentlichen Raum, der zum Verweilen und gar zum Bewegen einlädt.

Und es fehlt oft an Präventionsarbeit: Gesundheitsaufklärung, Sozial- und Ernährungsberatung, frühe Hilfen. All das muss in die sozialen Brennpunkte. Deutschland zahlt für soziale Hilfen, aber nicht genug und nicht immer richtig.

In der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation steht, dass jede und jeder ein Recht auf einen Lebensstandard hat, der Gesundheit und Wohlbefinden gewährleistet. Deutschland verweigert vielen dieses Recht. Mit der Folge, dass das Einkommen über die Lebensjahre entscheidet.