Hoher Besuch in Mainz: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht den Obdachlosenarzt Gerhard Trabert. Sagt dir der Namen noch was? Im vergangenen Jahr war der Mainzer der Gegenkandidat von Steinmeier bei der Wahl zum Bundespräsidentenamt. Steinmeier gewann, Traber verlor. Aber nur auf den ersten Blick.
Denn das Thema Obdachlosigkeit hat Traberts Kandidatur eine große Öffentlichkeit bescherrt. Wer ist Gerhardt Traber und was macht er genau? Wir haben ihn vor ein paar Monaten besucht.
Bundespräsident Steinmeier besucht Obdachlosenarzt Trabert in Mainz
Dieser Mann lebt ein Leben, das so prall gefüllt mit sozialem Engagement ist, dass seine Aktivitäten auch für drei Leben reichen würden. Gerhard Trabert ist Arzt, Autor, Sozialarbeiter und Vater von drei erwachsenen Söhnen und einer Tochter. Um Menschen in extremer Armut zu helfen, war der heute 63-Jährige unter anderem in Indien, Kenia und mehrfach in Syrien. Er sagt von sich, dass er Menschenrechtsaktivist sei. Dabei opfere er sich keinesfalls für andere auf, denn er bekomme immer viel zurück. Dass er für seine klaren Statements auch bedroht wird, nimmt er in Kauf. Denn aus seiner Sicht sei es wichtig, in diesen Zeiten Haltung zu zeigen.
Seine Kollegen und er fahren regelmäßig mit dem Arztmobil durch Mainz, um dort obdachlose Menschen medizinisch zu versorgen. Redakteurin Charlotte Mattes hat Gerhard Trabert in Mainz im Arztmobil getroffen und über sein Engagement, Ziele und Hürden gesprochen.
Gerhard Trabert: Ich bin dort als Privilegierter aufgewachsen. Ich hatte mehr Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Wir konnten in den Urlaub fahren. Aber ich habe immer gesehen, dass meine Spielkameraden, die Heimkinder, nicht so viele Geschenke und weniger Zuwendung bekamen. Und sie wurden in der Schule sehr schnell für Dinge verantwortlich gemacht. Zum Beispiel, wenn etwas nicht funktioniert hat oder jemand laut war, war es schnell das Heimkind. Ich war dem als Kind ausgesetzt. Als Beobachter, nicht als Betroffener. Betroffener insofern, dass ich mich sehr stark mit meinen Spielkameraden identifiziert habe. Aber ich wusste nicht, was ich gegen diese Form der Ungerechtigkeit tun kann. Und ich glaube, das hat dazu geführt, dass ich mir als Erwachsener geschworen habe: Wenn ich Ungerechtigkeit sehe, dann muss ich etwas dagegen tun.
Warum Mutmacher Gerhard Trabert ein Problem mit Ungerechtigkeit hatAufgewachsen in einem Waisenhaus kennt Gerhard Trabert Ungerechtigkeit seit seiner Kindheit. Er schwor sich als Erwachsener etwas dagegen zu unternehmen. Zum Interview mit unserem #Mutmacher geht es hier lang: http://bit.ly/2oxMwBK
Gepostet von EKHN am Freitag, 4. Oktober 2019
Gerhard Trabert: Was ich dazu sagen muss: Es ist eine Region, die von den kurdischen Milizen vom IS* befreit wurde. Und mir ist es immer wichtig zu sagen: Dort wurde eine basisdemokratische Gesellschaft aufgebaut, und Frauen sprechen dort auf allen Ebenen mit. Das finde ich dort wesentlich besser umgesetzt als in unserer Demokratie.
Mutmacher berichtet vom Kampf in Syrien nach dem IS-TerrorGerhard Trabert ist weltweit als Krisenmediziner unterwegs, auch in Syrien. Dort hat er erlebt, was der IS ganzen Familien antun kann. Für unsere Kategorie #Mutmacher hat er uns erzählt welche Begegnungen ihn besonders berührt haben. Zum ganzen Film: https://youtu.be/Ip7JWFAVZS0
Gepostet von EKHN am Freitag, 4. Oktober 2019
Ich war hauptsächlich in Kobanê. Da unterstützen wir finanziell ein Waisenhaus. Dort leben Kinder, die ihre Eltern durch den IS* verloren haben. Und es gibt dort eine Ausbildungsstätte, da können Frauen zum Beispiel eine Ausbildung als Näherin oder Friseurin machen. Ganz besonders ist das Projekt bei dem wir Diabetiker betreuen. Wir haben dort als Verein eine ambulante Versorgungsstelle aufgebaut, es wurden mittlerweile über 400 Patienten behandelt. Die Begegnung mit den Angestellten und Patienten war sehr schön. Man kann von hier aus etwas tun, was die Lebenssituation der Menschen dort verbessert.
Fazit des Hilfseinsatzes mit ResQship im Mittelmeer: Es war ein stiller Einsatz. Keine Rettungsmeldung, keine an Bord...
Gepostet von Gerhard Trabert am Samstag, 10. August 2019